Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
voller Wucht, ich würgte, schmeckte etwas Saures, Brennendes.
Ich holte Luft. Sie roch und schmeckte ranzig, nach Vampblut. Das Hochgefühl flackerte und erlosch, erstickt von Verzweiflung. »LeShawn. Mist.« Durch den Tränenschleier vor meinen Augen sah es aus, als würde sein Körper in der Dunkelheit flimmern.
Ich wusste, ich musste ihm den Kopf abschneiden. Nur so würde er endgültig sterben. Wäre sein Schöpfer jetzt hier oder hätte ich Pflöcke aus reiner Esche benutzt, ohne das Silber, das jetzt sein Blut vergiftete, hätte man ihn vielleicht zurückholen können. Vielleicht auch nicht. Sicher war ich mir nicht. Erst zu spät hatte ich verstanden, mit was ich es zu tun gehabt hatte. Nachdem ich ihn getötet hatte.
Ich holte mein Handy aus der Tasche und drückte auf Wahlwiederholung. Als sich Bruiser meldete, konnte ich im Hintergrund das schwache, stete Summen eines Motors hören. »Schon gut. Er hat die Beherrschung verloren.«
»Ist er endgültig tot?«
»Noch nicht. Aber ich habe ihn mit einem Pflock mit Silberspitze getroffen. Durchs Herz.«
Bruiser dachte laut nach. »Wenn wir versuchen, ihn zurückzuholen, wird sich das Gift in seinem Körper verteilen, bevor er genesen kann. Immer vorausgesetzt, wir finden seinen Meister, damit er ihm ein Blutmahl geben kann. Bethany fühlt sich heute nicht wohl. Leo könnte es übernehmen. Aber er ist … noch nicht wieder er selbst.«
Das erstaunte mich kaum. Ich seufzte laut ins Telefon und redete weiter, eher mit mir selbst als mit ihm: »Ich glaube, in Zukunft bin ich lieber vorsichtig mit den Silberpflöcken. Nicht, dass mir das etwas bringen würde.« Ich fluchte erneut, aber ohne echte Überzeugung.
»Töte ihn nicht, bevor die Priesterin ihn untersucht hat. Wenn er so kurz nach dem Erwachen so weit bei Verstand war, dass er sprechen konnte, kann sie uns vielleicht den Grund dafür sagen.«
Ich wusste, dass die Priesterin einmal eine Nacht in der Kapelle des Friedhofs verbracht hatte. Aber ob sie auch heute da war, konnte ich nicht mit Gewissheit sagen. Schließlich hatte ich mich nicht mit einem Blick durchs Fenster davon überzeugt. Und Bruiser wusste nicht, dass ich wusste, wo sich ihr Nest befand – falls es tatsächlich die Kapelle war.
Und nun beginnen die Lügen und die Halbwahrheiten . Aber um die Kinder zurückzubekommen, würde ich lügen, dass sich die Balken bogen. »Wie bringe ich sie hierher?«, fragte ich, um Zeit zu gewinnen. »Ich bin mit dem Motorrad hier, ich kann nicht eine Leiche durch die ganze Stadt karren.« Das war die Wahrheit. Und zugleich eine Lüge.
»Ich spreche mit ihr. Bring die Leiche vor die Kapelle. Warte dort auf sie.«
Ja. Klar . »Okay.« Es gelang mir, nicht ironisch zu klingen. Dann keimte Hoffnung in mir auf. »Kann Sabina ihn zurück – «
»Nein«, unterbrach Bruiser mich. »Sabina wird einen jungen Rogue nicht wiederbeleben. Bitte sie nicht darum. Sie ist eine Clanlose.«
Ohne Abschied klappte ich das Handy zu, steckte es ein und schlug den blutigen Pflock in den Boden, um ihn zu säubern. Später würde ich ihn zusätzlich noch abwaschen müssen, sonst korrodierte das Silber durch das säurehaltige Vampblut. Dort, wo mir das Blut ins Gesicht gespritzt war, brannte meine Haut. Ich wischte es mit Spucke ab. Als ich wieder zu Atem gekommen war, steckte ich die Kreuze weg und stand auf. Rückte meine Waffen zurecht.
Ächzend hob ich die Leiche an und warf sie mir über die Schulter. Schon jetzt überlagerte der Gestank von frischem Tod die Gerüche von altem Tod, Vampblut und Grab. Wenn er nicht sicher entsorgt wurde, bestand die – wenngleich geringe – Möglichkeit, dass er bei Vollmond wieder auferstand, als ein Rogue ganz anderer Art, sehr viel gefährlicher, als der gerade Erwachte. War alles schon vorgekommen.
Angestrengt darauf achtend, wohin ich trat, trug ich ihn aus dem Wald und hinaus ins Mondlicht. Er war ein ganz schöner Brocken, und ich war erschöpft. Beast schien es nicht für nötig zu befinden, mir ihre Kräfte auch in Situationen, die keine Notfälle waren, zur Verfügung zu stellen, insbesondere nicht, wenn es galt, einen Vamp aus dem Wald zu schleppen. Zweimal geriet ich ins Stolpern, und einmal hätte ich LeShawn beinahe fallen lassen.
Vor mir konnte ich die Kapelle sehen, die Kerzen hinter den blutroten Scheiben. Das Licht warf blutige Schatten auf die muschelbedeckten Wege und den Rasen. Ich näherte mich dem Gebäude von hinten, und als ich um das Gebäude herumging,
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