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Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Titel: Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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schien es, als würde die Priesterin irgendeinen inneren Kampf gewinnen, und ihr Blick wurde sanfter, bis er fast menschlich war. Beast knurrte und legte sich wieder.
    »Hören Sie, Lady, der Kerl hier ist nicht gerade leicht«, sagte ich. »Und außerdem tropft er mich voll. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich ihn ablege, bevor wir unsere Unterhaltung fortsetzen?« So weit zu meinen Sozialkompetenzen. Ich war wirklich dämlich.
    Aber die Priesterin wirkte nicht, als fühle sie sich durch meinen flapsigen Ton beleidigt. Sie zeigte auf den Boden. Ich zuckte mit der Schulter und wippte leicht in den Knien, um LeShawns Gewicht besser zu verteilen und ging zur Veranda. So vorsichtig wie möglich legte ich ihn ab, doch sein Kopf schlug trotzdem dumpf auf dem Betonboden auf. Gut, dass er schon tot war, sonst würde ihm ganz schön der Schädel brummen, wenn er aufwachte. Dann atmete ich tief durch. LeShawn war zwar nicht wie ein Linebacker gebaut, aber er war kräftig und muskulös.
    Auf einmal war die Priesterin verschwunden. Von jetzt auf gleich. Von dort, wo sie eben noch gestanden hatte, kam ein leichter Windhauch. Ich blinzelte überrascht, sah nach links und rechts, um mich zu vergewissern, dass sie nicht neben mir stand, und wollte gerade nach ihr rufen, als sie ebenso plötzlich wieder erschien, eine kurze, dicke Kerze in einer kleinen Glasschale, eine weiße Plastikbox und einen Stuhl in den Händen. Ich zuckte weder zusammen, noch machte ich irgendwelche Bewegungen, die sie an Beute erinnern konnte. Sabina roch nicht nach frischem Blut, und ich wusste nicht, wann sie das letzte Mal genug zu sich genommen hatte, um jetzt nicht in Versuchung zu kommen. Ich hatte keine Lust, ihr nächster Snack zu sein.
    Mit etwas menschlicherer Geschwindigkeit stellte sie den Stuhl neben LeShawn und hielt mir die Kerze und die Box hin. Ich nahm sie, stützte mich mit der Hüfte am Geländer ab, um wieder zu Atem zu kommen, die Kerze so haltend, dass sie das Gesicht des toten Vamps beleuchtete. Als ich auf dem Deckel der Box das Etikett mit dem Baby sah, begriff ich, dass darin Feuchttücher waren – was mir zwar befremdlich vorkam, doch das hier war nicht meine Liga, und ich hatte keine Ahnung, was normal war und was nicht. Während Sabina den frischen Kadaver untersuchte, wischte ich ihm das Blut und den Grabschmodder ab.
    Nach einigen Minuten des Schweigens beugte sie sich vor und begann mit einer kleinen Schere, die nicht länger als ihre Finger war, LeShawns Hemd aufzuschneiden. »Lassen Sie mich das machen«, sagte ich, nahm die beiden Enden des zerschnittenen Hemdes und riss es vom Hals bis zum Saum auf und dann mit einem letzten Ruck ganz entzwei. Mir kam der Gedanke, dass diese Vampirin mich ebenso leicht in zwei Teile reißen könnte wie ich das Hemd. Sie war keine alte Frau, auch wenn sie so aussah. Sie war ein uralter Vamp, und das hieß, sie hatte sehr viel Kraft. Sie brauchte meine Hilfe nicht.
    Auf der Brust des Mannes fanden sich neben den typischen Gefängnistätowierungen auch solche, die nur von einem echten Künstler stammen konnten. Die schwarze Witwe an seinem Hals hockte am Rand eines Netzes, das sich über seinen gesamten Oberkörper und beide Schultern und über die anderen Tattoos spannte, als hätten sie sich darin verfangen. Da waren Kreuze und Herzen und Initialen, das Wort MOM mit einer roten Rose, ein Grabstein mit dem Namen Mary darauf, ein Adler und ein Pitbull. Und Narben, eine von einem Messerstich und zwei von einer Kugel, die ebenfalls in das Kunstwerk eingearbeitet waren. Eine bildliche Darstellung seines Lebens, die guten Momente, die ihn zu dem gemacht hatten, was er war, und die schmerzlichen, die ihn geprägt hatten. Genauso wie die geheimnisvollen Symbole und Initialen – die Tattoos einer Gang, die ihn auf ewig als einen der ihren kennzeichneten.
    Sabina seufzte. »Ich glaube Ihnen.«
    Überrascht sah ich auf. »Warum?«
    »Die, die mit Kreuzen tätowiert sind, überleben nicht lange genug, um aufzuerstehen. Als er erwachte, hätten sich die Kreuze durch sein Fleisch bis auf die Knochen durchbrennen müssen.« Sie setzte sich wieder auf den Stuhl, der leise in der Nacht knarrte. »Wo ist dieser magische Ort?«
    Ich wies in die ungefähre Richtung. »Und in diesem Wald gibt es noch drei ältere Stätten, die mittlerweile zugewachsen sind.«
    Ihre Lippen wurden dünn, und ihre Mundwinkel wanderten nach unten, sodass sich ihr blasses Gesicht in Falten legte. »Wie ist das möglich? Ich bin

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