Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
rechtzeitig bei ihm ist, kann es ihm gelingen, sein Geschöpf zu heilen. Ich zog ein Messer mit einer leicht gebogenen Klinge, legte die Schneide an den Hals des Mädchens und legte mein ganzes Gewicht hinein, als ich sie hineindrückte. Kaltes Blut sprudelte über meine Handschuhe. Eine Enthauptung war sowohl tödlich als auch wichtig als Beweis, um das Kopfgeld einzustreichen. Gerade erst auferstanden und schon wieder tot.
Als ich fertig war, legte ich den Kopf und die Taschenlampe zur Seite und packte die Vampirin bei den Fersen. Ich zog sie weit fort von den Wegen und von ihrem Grab und ließ die Leiche liegen, damit das Reinigungsteam des Vampirrates sie entsorgte. Falls doch vorher Menschen über sie stolpern sollten, würde sie immerhin schwer zu identifizieren sein, es sei denn, ihre Fingerabdrücke waren registriert. Außerdem würden die Vamps schon dafür sorgen, dass sie verschwand, bevor sie zur Autopsie käme. Seit die Vamps an die Öffentlich getreten waren, hatte es keine Berichte mehr über Obduktionen von Vamps gegeben. Und wenn es nach den Blutsaugern ging, sollte es auch so bleiben.
Bis vor Kurzem war diese Vampirin ein Mensch gewesen – eine Tochter, Mutter, Freundin, Kollegin – , der anderen Menschen etwas bedeutet hatte. Und jetzt war sie tot. In den USA verschwinden jedes Jahr Hunderte von Menschen, weil sie entweder ein neues Leben beginnen oder weil sie einem Mord zum Opfer fallen und ihre Leiche nie gefunden wird. Ich habe mir oft überlegt, wie viele der Vermissten wohl auf das Konto von Vamps gingen – überlegt, aber nie laut gefragt. Die Menschen, die sie zurückgelassen hatte, verdienten die Wahrheit, um ihren inneren Frieden finden zu können, aber ich war mir sicher, dass der Vampirrat das nicht erlauben würde. Ein weiterer toter Rogue so kurz nach dem Wirbel um den letzten bedeutete schlechte Presse. Dieses Mädchen würde eine der vielen Vermissten sein, die nie gefunden wurden.
Als die Leiche versteckt war, verwischte ich die Schleifspuren mit den Blättern eines Astes und trug den Kopf zu Mischa. Ich stopfte ihn in einen großen Gefrierbeutel und diesen in eine wasserdichte Tragetasche, die ich mir über die Schulter warf. Ich hatte es nicht weit, aber falls ich von einem Polizisten angehalten würde, wäre der Kopf schwer – wenn nicht gar unmöglich – zu erklären. Deshalb trug ich eine Kopie meines Vertrages mit dem Vampirrat bei mir, und die Vampirzähne waren eigentlich ein todsicherer (Achtung, Vampirhumor!) Beweis dafür, dass ich keinen Menschen umgebracht hatte. Außerdem kannte ich einen gewissen Cop, der meine Geschichte bestätigen würde. Rick LaFleur schuldete mir einen Gefallen – einen großen Gefallen. Ich hatte ihm zwei Mal den Hintern gerettet.
Ich gab Gas und verließ den Park. Einige Straßen – die, die sich in der Nähe von städtischen Betriebsgebäuden, Krankenhäusern und anderen unentbehrlichen Einrichtungen befanden – hatten wieder Strom, wie die hellen Fenster und das Licht, das aus den Türen auf den Asphalt fiel, bewiesen, und die Party, die in dieser Stadt nie aufhörte, ging weiter. Musik und schwere Küchendüfte erfüllten die Luft. In der Ferne heulten Sirenen, begleitet vom scharfen Plopp-Krack von Schüssen. Autos glitten durch die halbdunklen Straßen, an den Ampeln, die funktionierten, langsamer werdend, die anderen ignorierend. Andere Straßen lagen immer noch in tiefer Dunkelheit und würden sehr viel länger als gewöhnlich brauchen, um wieder zum Leben zu erwachen.
Obwohl die Fenster alle noch dunkel waren, wurde die weiß verputzte Fassade des Sitzes des Vamprates von in Pflanzen versteckten Lampen angestrahlt. Irgendwo dröhnten Generatoren. Ich bremste ab, als ich in die Schleife der Einfahrt einfuhr, obwohl es keine Hindernisse, Limousinen oder gepanzerte Fahrzeuge gab, niemanden, der mich kritisch musterte, als ich vorbeifuhr, oder mir mit halb abschätzenden, halb drohenden Blicken folgte, wie zum Beispiel ein Bodyguard. Natürlich waren hier irgendwo Kameras angebracht. Das Haus mochte vielleicht verlassen wirken, aber ich wusste, dass es nur so aussah. Für den Notfall war immer jemand anwesend, der wusste, wie alle Clanmeister zu erreichen waren.
Der Parkplatz für die Dienerschaft und das Leihpersonal befand sich auf der Hausrückseite, doch ich fuhr zum Vordereingang, stellte den Motor ab, trat den Ständer herunter und nahm den Helm ab. Ich trug matschverklebte, blutbesudelte Jeans und Stiefel und war mit
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