Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
einen Zauber gefunden, mit dem sie Nachkommen züchten können, die nicht wahnsinnig werden und nicht auf Kreuze reagieren. Ich vermute, sie arbeiten an einem Zauber, der jeden Rogue gesund macht.« Ich beobachtete Rick. »Wenn sie Erfolg damit haben, gibt es nichts mehr, was die Vamps aufhalten könnte. Gar nichts.«
Rick war still geworden und hatte sein Cop-Gesicht aufgesetzt – eine harte, gefühllose Maske. Nach einem Moment des Überlegens sagte er: »Ich habe schon von Renée Damours gehört. Es heißt, vor dreißig Jahren habe sie versucht, Meisterin des Rousseau-Clans zu werden und gegen Bettina verloren, bevor sie in New Orleans abgetaucht ist. Aber mehr als Gerüchte und Klatsch haben wir nicht. Wirklich wissen tun wir nichts.«
Er trat zu dem Schrank mit den Vampakten, öffnete die zweite Schublade und zog zwei Ordner heraus. So weit war ich bei meinem vorherigen Besuchen noch nicht gekommen. In dem dünnen Ordner befand sich die Geschichte der Säuberung, in dem dickeren die des Rousseau-Clans. Ich nahm Letzteren und schlug auf seinen Hinweis hin einen Abschnitt über die Damours auf, über alle fünf. Ich blätterte bis zu einer Seite, die ausführlich auf Renées Geschichte einging, und stellte fest, dass das meiste Spekulationen und Gerüchte waren, die aus nicht genannten Quellen stammten – was zwar besser als nichts war, aber uns auch nicht richtig weiterhalf. Laut Akte nahm Renée Damours weder an Partys noch an Vampversammlungen teil, in denen Fragen behandelt wurden, die den Vampirstaat oder die Gesundheit ihrer Mitglieder betrafen, und in denen ihre Anwesenheit eigentlich obligatorisch war. Sie reiste nicht und ging nicht auf die Jagd nach Frischfleisch. »Sie ist ein Couch-Potato«, sagte ich. »Und das schon seit Jahrzehnten. Langsam muss ihr doch die Decke auf den Kopf fallen.«
Rick brummte amüsiert.
Sie verließ nur selten ihr Nest, das sich angeblich im Warehouse District befand, im selben Stadtteil, wo die letzte Vampparty stattgefunden hatte – als ich den Hexenglamour und die Hexen gesehen hatte. Sehr unwahrscheinlich, dass die vermehrte Hexenaktivität nur ein Zufall war – an Zufälle glaubte ich nicht mehr.
Rick reichte mir einen weiteren Stapel Papier – Fotokopien von Briefen und Zeitungsausschnitten – mit einem Deckblatt, auf dem stand »Geschichte der Säuberung«. Datum des Ereignisses: spätes siebzehntes Jahrhundert. Auf Seite zwei fand sich eine Zusammenfassung von Elizabeth Caldwell. Danach hatte Renée Damours ihre in Ketten gelegte Familie aus Haiti nach New Orleans gebracht und kurz darauf mehrere große Stücke Land gekauft, darunter auch entlang des Mississippi, im Warehouse District. Der ganze Stadtteil hatte nach Vamps gerochen. Dort hätte Renée leicht ein Nest verstecken können.
Rick murmelte: »Willst du mich engagieren, damit ich herausfinde, wem das Land heute gehört?«
Ohne aufzusehen sagte ich: »Klar. Schreib es mir einfach auf die Rechnung.« Ich musste lächeln. Als er noch undercover gewesen war, hatte ich Rick beauftragt, mir Informationen über die Landbesitzverhältnisse und Verkäufe einiger Grundstücke zu beschaffen. Bisher hatte ich ihn noch nicht bezahlt.
»Du hast doch vor, mich irgendwann zu bezahlen, oder?«
Ich zog einen gefalteten Verrechnungsscheck aus der Tasche meiner Jeans und hielt ihn ihm hin. Er grunzte, faltete das Papier auseinander, um den Betrag zu sehen, und grunzte wieder. »Nett. Das ist mehr, als wir vereinbart hatten. Wofür ist der Rest? Trinkgeld? Oder muss ich es … abarbeiten?«
Seine Frage hatte eindeutig einen erotischen Unterton. Doch ich hatte keine Zeit zum Flirten, nicht solange Angelina und Little Evan vermisst wurden. »Trinkgeld. Natürlich Trinkgeld.«
»Spielverderberin.«
»Aber mit deinem Trinkgeld kannst du Samstagabend das Bier bezahlen. Wenn ich die Kinder wieder sicher nach Hause gebracht habe.«
»Abgemacht.« Seine Stimme war wieder ausdruckslos, ganz geschäftsmäßig, ganz Cop, für den Leben und Tod zum täglichen Geschäft gehören. Manchmal beneidete ich Cops um ihre Fähigkeit, diesen steinernen, kalten Gesichtsausdruck an- und abschalten zu können.
Ich spürte ein Vibrieren. Rick zog ein Handy aus der Hosentasche und klappte es auf. Seine Brauen wanderten in die Höhe, während er die SMS las. »Ich werde ins Dezernat für Sonderfälle versetzt. Heute um fünf habe ich eine Konferenz in – « Er warf noch einmal einen Blick auf die Nachricht. »Raum 666. Was soll das
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