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Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Titel: Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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vorbeigekommen?«
    Ich sah zu den beiden Schränken, die noch übrig waren. Vielleicht … ? Im ersten standen dicht an dicht nebeneinander Gemälde. Ich riss eines heraus und sah einen Hexenkreis und ein Pentagramm. Und Vampire. Und Kinder. Und viel Blut. »Derek? Rufen Sie ein paar Männer her und nehmen Sie davon« – ich deutete mit dem Kopf auf die Rahmen – »so viele wie möglich mit.« Erst wollte er widersprechen, doch als ich ihm das Bild reichte, wurde sein Mund hart, und er sagte etwas in sein Headset.
    Der letzte Schrank war, wie sich herausstellte, gar keiner. Als ich die Tür aufzog, tat sich eine dunkle Öffnung auf. Dahinter führte eine enge Treppe in die Tiefe. Der Geruch von Sex, Hexe und Vamp stieg herauf. Ich dachte an die Mülltonnen an der Rückseite des Hauses. Eine Tür hatte ich dort zwar nicht gesehen, aber die konnte man leicht verbergen. »Derek?« Als er sich mir zuwandte, die Flinte mit beiden Händen haltend, die Mündung nach vorn gerichtet, sagte ich: »Sie sind hier lang. Hier geht es nach unten. Suchen Sie nach einem Ausgang durch die Garage oder nach einer Tür nach draußen. Ich nehme die Treppe.«
    Derek fluchte mit der Direktheit eines Marines und verschwand, um zwei seiner Männer anzuweisen, die Gemälde mitzunehmen und sie in den Van zu packen. Ich begann die Treppe hinabzusteigen.
    Beast, die bereits nah an der Oberfläche war, bahnte sich den Weg in mein Vorderhirn. Meine Fingerspitzen schmerzten, als wollten sich Krallen durch die Haut bohren. Fell rieb über die Unterseite meiner Haut, drückte dagegen, wollte hinaus. Meine Augen passten sich der Dunkelheit an. Auch schummriges Licht ist kein Problem für mich, doch Vamps sehen selbst in vollkommener Dunkelheit. Damit kann ich nicht mithalten. Also musste ich die Stufen ertasten, die breiter waren als normale Stufen und vielleicht dreißig Zentimeter hoch, langsam, Schritt für Schritt, mit geöffnetem Mund schnüffelnd.
    Den Duftspuren nach zu schließen, waren hier erst vor Kurzem Vamps und Hexen entlanggekommen, doch außer dem Geräusch meiner Schritte auf den Stufen hörte ich nichts, kein Echo. Sie klangen hohl wie Holz und waren nicht ganz glatt, jedenfalls nicht so, als seien sie erst kürzlich geschliffen und lackiert worden. Durch die Gerüche der Vamps und den durchdringenden Angstgeruch der Hexen roch der Tunnel alt, leicht muffig, nach Tee, Indigo, Reis und Baumwolle. Und nach vielen Menschen, Frauen und ihrer Angst, wenngleich von vor langer Zeit.
    Vielleicht stammte dieser Tunnel noch aus dem achtzehnten Jahrhundert oder war sogar noch älter, und die Rückseite des Schrankes diente als eine Art Notausgang. Plötzlich erschien ein Bild vor meinem inneren Auge, scharf und deutlich, obwohl ich keine seherischen Fähigkeiten besitze. Eine zu lebhafte Fantasie, das ja, die jetzt möglicherweise durch den Geruch der Angst angeregt worden war. Denn ich sah schwarze Frauen, kaum bekleidet und in Ketten, roch das Melanin ihrer Haut, Eisen, Blut und Angst, Sperma und Erniedrigung. Der Kapitän eines Sklavenschiffes hatte diesen Tunnel benutzt, um seine Ladung erst zu testen, bevor er sie weiterverkaufte. Eine ohnmächtige Wut überkam mich, die Wut der Menschen, die als Sklaven gedient hatten, ähnlich wie die importierten Afrikaner. Die Wut einer Frau, die die Hoffnungslosigkeit einer Gefangenen verstand. Beasts wilde, ungezähmte Wut.
    Zorn setzte meine Nerven in Brand und kitzelte auf meiner Haut. Beinahe wäre ich auf einer Stufe ins Stolpern geraten, die tiefer war als die anderen. Und stutzte, als die nächsten drei wieder niedriger waren, als wollte man mit Absicht für Unsicherheit und Verwirrung sorgen. Ich ging den engen Tunnel weiter, während sich meine Augen langsam an die Schwärze gewöhnten und meine anderen Sinne schärfer wurden, sich öffneten, die Umgebung erforschten. Die Laute wurden dumpfer, kürzer, und da wusste ich, dass ich unten angekommen war. Vor mir war ein schmaler Streifen Licht. Ich streckte die Hand aus und fand einen hebelartigen Griff. Ich drückte ihn hinunter. Eine Tür öffnete sich. Drei schwarz gekleidete Männer standen vor mir. Ich roch Derek und hob die Hände. »Ich bin es nur«, sagte ich. Wut und Enttäuschung lagen in meiner Stimme. »Nur ich.«
    »Im Dunkeln haben wir diese Tür übersehen. Wenn sie hier durchgekommen sind, sind sie schon lange weg«, sagte Derek.
    Über seinem Kopf ging der Mond auf – Vollmond, die drei Tage, die besonders günstig für dunkle

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