Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
hier gab es einen Abfluss. Doch ich witterte nichts, das darauf hingedeutet hätte, dass die Kinder oder Bliss je in dieser Wohnung gewesen waren. Ich machte mich auf in den dritten Stock.
Hier befanden sich die Privaträume, ein riesiges Zimmer, das durch Möbelgruppen in verschiedene Bereiche unterteilt war und durchdringend nach den Damours roch. Ich wusste jetzt, worauf sie aus waren, ich wusste, was sie planten, und durch dieses Wissen wurde der Gestank stärker, dunkler, böse, auch wenn sich das sicher nur in meiner Einbildung abspielte.
Rechts von mir befand sich ein großes Esszimmer mit einem Tisch, an dem zwölf Personen leicht Platz fanden. Vor mir lag ein noch größeres Wohnzimmer mit reichlich Ledermöbeln. Gleich dahinter erblickte ich zwei Schlafräume, jeder mit einem Kingsize-Bett ausgerüstet, auf dem Felle lagen. Viele echte Felle. Vamps schliefen gern auf toten Tieren. Dem Geruch nach war hier eines der am meisten frequentierten Nester der Damours. Ich vergewisserte mich, dass das riesige Appartement tatsächlich leer war, und fand dabei in einer Nische ein kleines, aber üppig eingerichtetes Badezimmer, doch keine separaten Zimmer. Auch hier war wieder viel Marmor zu bestaunen – Boden, Wände, Säulen bis zur Decke – doch das Farbthema war Schwarz und Rot mit schwarzem Marmor und tiefdunkelroten Stoffen. Ich blieb stehen und drehte mich um, witterte mit geöffnetem Mund. Irgendetwas stimmte hier nicht. Etwas fehlte.
Keine Menschen , murmelte Beast. Kein Menschenblut. Sie nähren sich nicht hier .
»Oder sie nähren sich hier nicht von menschlichem Blut.« Mein Körper spannte sich an, plötzlich und fest.
Ich ging zu den Betten und nahm ein Kissen. Bliss’ Geruch wehte mir entgegen. Und der von Sex. Die Damours nährten sich von Hexen. Eine Mischung aus Wut und Angst stieg in mir hoch, heiß und eisig, elektrisch. Angelina? Mit geöffnetem Mund kletterte ich über das Bett, sog zischend die Luft über die Zunge und durch die Nase, und zitterte dann vor Erleichterung. Über Angie waren sie hier nicht hergefallen. Aber was ich dann roch, ließ mich wie angewurzelt stehen bleiben.
Der Vamp, den wir unten an der Treppe überwältigt hatten, war vor nicht allzu langer Zeit in den Betten der Damours gewesen. Und noch andere Vamps, darunter auch Bettina, die Meisterin des Rousseau-Clans. Ich nahm ein Kissen und atmete ihre Witterung ein, ihren scharfen Schweiß. Und ich roch ihre Angst. Sie war nicht freiwillig hier gewesen. Sie hatte fliehen wollen. Ich hätte sie besuchen sollen, als sie mich darum gebeten hatte.
»Prinzessin?«
Auf ein Knie gestützt, drehte ich mich um und sah Derek in der Tür stehen.
»Wir wollen jetzt die Vamps an den Pritschen köpfen.«
»Noch nicht. Bis wir die Kinder gefunden haben, bleiben diese Rogues am Leben. Wenn wir sie töten, gibt es keinen Grund mehr, Angelina und Little Evan am Leben zu lassen.«
Er nickte, doch es wirkte resigniert. »Na gut. Als Köder sind sie noch zu was gut.« Er blickte auf seine Uhr. »Es ist Zeit.« Zeit zu gehen, meinte er.
»Nur noch eine Minute«, bat ich.
»Der Glatzkopf hat einen von meinen Männern überwältigt und ist geflüchtet. Noch sechzig Sekunden, dann bin ich mit meinen Männern hier weg.«
Ohne weiter Ruhe zu heucheln, rannte ich von dem Bett zu den alten Schränken, die sich an der Wand den Fenstern gegenüber befanden, und riss sie so heftig nacheinander im Vorbeigehen auf, dass die Türen knallend vor- und zurückschwangen. Das dunkle Holz der Möbel war mit detailreichen Schnitzereien in Form von Blumen und Blättern, Drachen und Fratzen, Gesichtern aus Legenden und Alpträumen verziert. Aus allen schlug mir die Witterung von Vamps entgegen. Und plötzlich der Geruch von Hexen, frisch, kräftig und mächtig.
Ich hielt inne, die Finger fest um meine Waffen geschlossen. »Sie waren hier. Die Kinder.« Auf dem Boden des Schrankes lagen eine Matratze, Laken, eine Decke und kleine Fesseln an langen Ketten. Eine Puppe. Mit schwarzen Haaren und gelben Augen. So wie meine Augen. Ka Nvsita . Die Puppe, die ich Angie geschenkt hatte.
Angst schnitt eiskalt in meine Eingeweide. Tränen brannten in meinen Augen. Ich steckte die Flinte ins Futteral und nahm die Puppe. Ihre Kleider waren getränkt von Angies Angst und ihren Tränen. Aber Blut roch ich nicht. Gott dafür dankend, schloss ich die Tür und steckte die Puppe unter meine Lederjacke. »Sie müssen gerade erst weg sein. Wie sind sie an uns
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