Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
nicht an.« Ich ging zur Tür.
Derek Lee hatte bereits ein halbes Dutzend Bilder auf die Veranda gebracht. Ich schleppte sie nach und nach ins Haus. Die Rahmen waren schwer und vergoldet, sie wogen jeder über zwanzig Kilo, viel mehr, als es mir in dem Vampirnest, vollgepumpt mit Adrenalin und mit Beast nah an der Oberfläche, vorgekommen war. Ich lehnte die insgesamt fünfzehn Bilder an die Couch. Dann nahm Rick die Bilder und stellte sie nebeneinander vor den Möbeln auf, und Evangelina sortierte sie dann, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, in zwei Gruppen an den gegenüberliegenden Seiten des Zimmers. Der Van donnerte davon.
Als ich das letzte Bild hereingebracht hatte, schloss ich die Tür. Molly lag in Evans Armen, das Gesicht an seiner Schulter. Ich konnte ihre Angst riechen. Evans Furcht wurde von seinem wachsenden Zorn überdeckt. Evangelinas Geruch war komplexer, sie hatte ihre Gefühle im Griff.
Rick betrachtete die Bilder und schenkte mir keine Beachtung. Es war nicht das erste Mal, dass ich wichtige Anhaltspunkte in Bildern fand, die Vamps darstellten. »Wie gut, dass Vamps jede ihrer bedeutenden Taten in Ölgemälden festhalten«, murmelte ich. »Egozentrische Blutsauger.«
Evangelina sagte: »Das kommt vielleicht daher, dass versilberte Spiegel ihr Bild nicht richtig reflektieren. Wenn sie wissen wollten, wie sie aussahen, mussten sie sich malen lassen.« Die beiden Gruppen, die sie zusammengestellt hatte, waren nach Zeitabschnitten geordnet. Auf den Bildern der einen Gruppe trugen die Frauen bauschige Röcke, weite Ärmel und Korsagen, die knapp unter dem Bauchnabel endeten, und die Männer Kniebundhosen, Spitze und Satin, Schuhe mit hässlichen großen Schnallen und weiße Turmfrisuren. Die Gemälde der anderen Gruppe zeigten Menschen – besser gesagt, Vamps und Hexen – in schmalen Kleidern mit hohen Taillen und tiefen Ausschnitten, feinen Schuhen und Haaren, die ihre natürliche Farbe hatten.
Obwohl die dargestellten Personen sich über die Jahre hinweg änderten, hatten die, die die Rituale durchführten, stets Messer in der Hand und Fangzähne. Auch einige der Vamps innerhalb des Hexenkreises und des Pentagramms hatten Fangzähne und befanden sich ganz offensichtlich im Zustand der Raserei; auf mehreren Bildern erkannte ich die beiden Teenager, die ich in dem Lagerhaus gesehen hatte, die beiden, die seit so langer Zeit angekettet waren. Die Kinder, die als Opfer gedient hatten, waren tot; sie lagen mit durchschnittener Kehle in der Mitte des Pentagramms. Auf einigen Bildern wurde von ihnen getrunken, noch während sie starben.
Auf den anderen Darstellungen war zu erkennen, dass an den Experimenten auch immer wieder etwas verändert wurde. Eine davon zeigte die Lang-Angeketteten, wie sie den Opfern die Kehle herausrissen und sie leer tranken. Auf einer anderen war, vermutete ich zumindest, Renée zu sehen. Ihr Mann und ihre beiden Kinder befanden sich innerhalb des Kreises und fielen über einen Menschen her. Zwei jüngere Kinder ohne Fangzähne wurden von Renée geopfert, die ein Silbermesser in die Höhe hielt. Auf den späteren Bildern mit den beiden Damours nahm auch ein bärtiger Vamp an der Zeremonie teil. Der Bruder? Hieß es nicht, er habe als Letzter seinen Verstand wiedererlangt? Ich änderte die Reihenfolge der beiden Gemälde und lächelte grimmig. »Evangelina, du bist doch die Gebildete unter uns. Wie sind die Gemälde zeitlich einzuordnen?«
»Ich habe zwar nicht Mode studiert«, sagte sie trocken, »aber ich würde sagen, die älteren Werke stammen aus dem siebzehnten Jahrhundert und die jüngeren aus dem frühen achtzehnten. Dieses hier – «, sie tippte auf ein Bild, auf dem die dargestellten Personen moderne Kleidung trugen, » – wurde in den Siebzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts gemalt.«
»Das habe ich mir gedacht.« Auf diesem Gemälde befanden sich nur die Kinder innerhalb des Kreises, und die Erwachsenen, vermutlich Damours, standen außerhalb, an den Spitzen des Pentagramms.
»Weißt du, was das alles zu bedeuten hat?«, fragte Rick. »Ich habe nämlich keinen blassen Schimmer.«
»Es hat nie Aufzeichnungen über die Experimente vom siebzehnten Jahrhundert an gegeben. In dem Feuer konnte gar nichts zerstört werden.« Ich drehte eines der Ölgemälde ins Licht, um das Gesicht des fremden Vamps genauer betrachten zu können. Ich fragte mich, wer er wohl war. »Diese Gemälde sind die Aufzeichnungen. Sie kamen per Schiff in die USA ,
Weitere Kostenlose Bücher