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Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Titel: Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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mithilfe der Kohlenschaufel ein längliches geschwärztes Stück Holz auf das Feuer. Leuchtend rotes Licht sickerte daraus hervor. Aus ihrem Korb zog sie etwas, das mit Schnur umwickelt war. Es war zu dunkel in der Hütte, um zu erkennen, was es war, aber es war vielleicht dreißig Zentimeter lang, maß etwa vier Zentimeter im Durchmesser, und sie hielt es an die Kohlen. Sofort fing es Feuer und warf ein helles Licht, als die Flammen sich mit einem gierigen Flüstern hineinfraßen. Ich sog den Duft ein. Mariengras. Salbei. Etwas Scharfes, wie Zitronenkampfer. Kräuter, aus denen Kräuterbündel gemacht werden. Ich erinnerte mich …
    Ich schloss die Augen und atmete leicht. Die Zeit verging. Aggie fügte noch mehr Kräuter hinzu, während die ersten zu Asche verglühten. Meine Beine schienen sich zu beruhigen und zu entspannen. Schweiß trat auf meine Haut, tröpfchenweise. Er sammelte sich und lief in trägen Rinnsalen über meine Hände, meine Arme und Beine. Dicke Tropfen rollten hinab und fielen mit einem leisen Plopp auf den glatten Lehmboden. Ich seufzte mit einem langen Atemzug.
    Von irgendwoher kam das leise Geräusch einer Trommel, ein gleichmäßiger, rhythmischer Viervierteltakt. Ich lachte leise, ein Laut kaum mehr als ein Hauch. »Eine CD ? In einer Schwitzhütte, lisi ?«
    Irgendwo in einer tieferen Ebene meines Verstandes war das Wort lisi gespeichert gewesen. Großmutter. Aggie war zwar nicht meine Großmutter, aber es war eine respektvolle Anrede für eine Älteste. »Ja, lisi «, sagte ich wieder. » lisi .«
    Aggie lächelte in der Dunkelheit. Ich wusste es, obwohl ich die Augen geschlossen hatte, den Kopf zurückgelegt, den Hals gestreckt. Ich atmete den duftenden Rauch ein. Ihre Stimme war wie das Flüstern einer Brise im Morgengrauen, als Aggie sagte: »Das ist ein Musiker der Cherokee. Nur wir beide können schlecht die Trommeln schlagen.«
    »Trommeln«, sagte ich. »Die Trommeln hatte ich ganz vergessen.« Sie ergriff meine Hand und führte sie an einen Griff, dann drückte sie sie in Richtung meiner Lippen. Eine Kelle mit Wasser. Ich trank. Sie nahm die Kelle wieder fort.
    Ich hörte ein Zischen und wusste, dass Aggie Wasser über die heißen Steine gegossen hatte, wie bei einem Opfer. Eine Opfergabe. Dampf wallte in die duftende Luft. Als die Musik und die Hitze und der reinigende Dampf mich einhüllten, entspannte ich mich und ließ meinen Körper die Form des Holzes unter mir finden. So schlief Beast. Vielleicht ich auch.
    Lange Zeit danach hörte ich im Traum eine Stimme, sanfter als die leisen Trommeln. » Aquetsi, ageyutsa.« Enkelin. »Sag mir, an was du dich erinnerst.«
    Ich spürte den Sog der Trommeln, sie riefen mich. Die Kräuter und die Hitze drückten mich nieder. » Aquetsi, ageyutsa. Sag mir, an was du dich erinnerst.«
    » E lisi .« Meine Großmutter. Eine alte, sehr alte Frau, die Haut in hängenden Falten, das Haar schwarz und silbern durchzogen, in der Mittel geteilt und zu beiden Seiten des Kopfes zu Zöpfen geflochten, die an den Enden mit Lederbändern und den Knochen und Federn ihrer Tiere gebunden waren. Flammen tanzten über ihre Haut, über ihr Baumwollkleid, zum Takt der Trommel in ihrer dünnen Hand. Die Trommel, die sie schlug, sehr langsam. Vier Schläge, ein kurzer, fester und drei gleitende, leisere Schläge.
    » E lisi «, sagte ich erneut. » E lisi, e tsi, e doda.« Meine Großmutter, meine Mutter, mein Vater. Worte, die ihre Bedeutung verloren und wiedergefunden hatten. » E lisi hatte Augen wie ich. Wie mein Vater. Dalonigi i Digadoli . Gelbe Augen.«
    Irgendwo begann eine Flöte zu spielen, Töne voller Traurigkeit. Ich öffnete die Augen. Höhlenwände umgaben mich, die Decke schmolz in Tropfen und Spiralen herunter, wie die Kerzen des weißen Mannes, magischer Stein, der zerfloss und sich sammelte wie der Schweiß, der von meiner Haut tropfte. Die Höhlendecke weinte die Tränen der Welt mit leisem, hellem Platschen, und das Geräusch der herabfallenden Tränen mischte sich mit der Musik der Trommel und der Flöte.
    E lisi sagte etwas, gemessen und langsam. Obwohl ich im flackernden Licht des Feuers sehen konnte, wie ihre Lippen sich bewegten, kamen ihre Worte nicht nur als leises Echo bei mir an. Dann sprach mein Vater, und seine Worte konnte ich deutlich verstehen. In leisem, gehauchtem Ton nannte er die Namen von Tieren. » We sa. Gvhe. Unodena. Usdia soquili. Gvli. Ugugu. Uwohali . Wenn du älter bist und größer, tlvdatsi , wie ich. Dalonige i

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