Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
Dritte Generation? Krieg?
Söhne der Dunkelheit? Was zur Hölle sind sie?
Keine Unterschrift. Irgendwann hatte ein Cop in einem übernatürlichen Fall ermittelt und ganz offensichtlich noch ein paar Fragen übrig gehabt. Ich hätte gerne gewusst, ob er seine Neugier wohl überlebt hatte. Die Worte waren zu blass, um sie fotografieren zu können. Die eckige Handschrift kannte ich nicht, und als ich an der Seite schnüffelte, war mir auch die Duftsignatur fremd, die von Tabakrauch so überdeckt wurde, als hätte der Schreiber zwei Päckchen pro Tag geraucht. Aber etwas an der Liste kam mir wichtig vor, deswegen kopierte ich sie in mein kleines Notizbuch und schickte sie dann als SMS an mich selbst, nur für den Fall, dass mir jemand beim Gehen die Notizen abnahm. Dann widmete ich mich wieder den Ordnern.
Statt die Hintergrundinformationen über die einzelnen Clans hier zu lesen, schoss ich Fotos davon und konnte nur hoffen, dass sie scharf genug waren, um wirklich gelesen werden zu können. Dann suchte ich weiter und fand einen Stapel alter Vermisstenmeldungen, die mit dem Hinweis auf die Ordnernummer 666- OW versehen waren. Doch als ich in den anderen Schränken danach sehen wollte, fand ich sie alle verschlossen vor. Da fiel mir der Schlüsselbund ein, den Rick bei sich gehabt hatte. Achselzuckend widmete ich mich wieder meiner Schublade. Mein Blick fiel auf einen roten Ordner. Ein paar Minuten später wusste ich, dass es nicht viele davon in der Schublade gab, und als ich daran schnüffelte, roch er stark nach Jodi Richoux. Es war die Akte, die sie in den Schrank gelegt hatte, als sie mich so vielsagend angesehen hatte. Darin befanden sich weitere Vermisstenmeldungen.
Es handelte sich um Kinder oder Jugendliche, die alle in den letzten fünfundzwanzig Jahren als vermisst gemeldet worden waren, zehn von ihnen erst kürzlich. Sie waren ausnahmslos nachts verschwunden, unter achtzehn Jahre alt und Hexen. Ein Kältegefühl, das mich schon vorher immer wieder überkommen hatte, legte sich nun über meine Schultern, als ich die Fotos und Berichte anstarrte.
Alle waren nachts verschwunden. Vielleicht nur ein Zufall, doch war es möglich, dass Vampire involviert waren? Und wenn ja, was hatten sie dabei zu gewinnen?
Das letzte Hexenkind war vor drei Monaten verschwunden.
Die Akten waren dürftig, viel mehr als die Befragungen waren darin nicht zu finden. Vermutlich rissen die Cops sich kein Bein aus, um diese Kinder zu finden. Es war ein offenes Geheimnis, dass das NOPD etwas gegen Hexen hatte, und das Katrina-Debakel, bei dem ein einzelner Hexen-Coven versucht hatte, einen Hurrikan der Kategorie fünf vom Land wegzulenken, hatte nicht gerade zur Besserung des Verhältnisses beigetragen. Immerhin war es ihnen gelungen, den Sturm auf Stufe drei zu drosseln, aber sie hatten ihn nicht abwenden können. Der alte, baufällige Damm brach, und Tausende starben in New Orleans und entlang der Golfküste in dem Sturm und den Fluten. Aber war dieser Groll Grund genug, dass ein paar Cops jahrzehntelang wiederholtes Kidnapping von Hexenkindern ignorierten? Hoffentlich nicht. Aber mir schwante nichts Gutes.
Obwohl die Vermisstenmeldungen nicht auf dem neusten Stand waren, war die Richtung, die die Ermittlungen eingeschlagen hatten, doch gut zu erkennen – nämlich zurück in die Gemeinde der Hexen selbst, was, fand ich, ein guter Ausgangspunkt war. Anscheinend war im Laufe der letzten zehn Jahre jede bekannte Hexe über zwölf Jahren befragt worden. Ich fand auch den Namen der Chefermittlerin. Elizabeth Caldwell. Das sagte mir nichts, aber ich konnte Rick später nach ihr fragen. Dann erinnerte ich mich an Leos Gesichtsausdruck im flackernden Licht der Flammen, wie er Angelina über mir auf dem Balkon angesehen und ihren Duft mit bebenden Nasenflügeln eingesogen hatte. Leo konnte nichts mit den verschwundenen Kindern zu tun haben. Und doch hatte ich, als ich darüber nachdachte, das Gefühl, als würde ein Eisregen auf meine Schultern niedergehen und meinen Rücken hinunterrinnen, scharf wie kalte Messer.
Die nächsten vier Stunden verbrachte ich damit, Polizeiakten zu fotografieren, ohne zu wissen, wonach ich eigentlich suchte, bis ich auf einen Ordner mit siebenundzwanzig Polizeiberichten stieß. Die Berichte handelten von versuchten oder erfolgreichen Rogue-Angriffen. Auch diese stammten aus den letzten zwanzig Jahren.
Ein heißer Schauder überlief mich, als ich begriff. Das war es.
Da die Berichte nach keinem bestimmten
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