Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Titel: Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
Vom Netzwerk:
die Duftmischung ein. Der vordere Teil des Gebäudes bestand aus einer riesigen offenen Fläche mit ein Meter dicken alten Backsteinwänden, einem Schieferboden und viereinhalb Meter hohen und achtzig Zentimeter dicken Backsteinsäulen, die das zweite Geschoss stützten. Beleuchtet wurde diese Fläche durch Gasflammen, die in der künstlichen Brise der Klimaanlage flackerten. Was immer sein Zweck in der Vergangenheit gewesen war, heute diente das Erdgeschoss der Unterhaltung. Zur Rechten befand sich ein Bereich mit einem langen Tisch, an dem locker hundert Personen Platz hatten, der aber heute zur Seite geschoben worden war. Zahlreiche Stühle standen entlang der Wände. Ich konnte niemanden erkennen, der zu dem schwachen Geruch an meiner Hand gepasst hätte.
    Doch es duftete nach Fleisch und Gewürzen. Fressen! , dachte Beast. »Später«, murmelte ich wie zu mir selbst. Bruiser sah in meine Richtung, aber ich tat, als würde ich es nicht bemerken. Vor dem Tisch drängten sich die menschlichen Gäste und luden sich geräucherten Lachs, Rippchen, etwas, das aussah wie ein Lutscher, aber nach Lamm roch, Kebab, Garnelen, frittierte Meeresfrüchte in mundgerechten Stücken und Boudin, eine Spezialität aus Louisiana, auf ihre Teller. Es gab auch Gemüse und eine große Auswahl an Brot und Käse, doch das war nichts für mich.
    Zur Linken war eine Art Wohnzimmer eingerichtet mit Sofas, Sesseln, Tischen und einem Kamin, der mit seinen Ausmaßen in ein Lagerhaus passte. Die riesigen brennenden Holzscheite darin sahen aus, als seien sie auf Maß zugeschnitten. Bruiser führte mich nach links, um dann stehen zu bleiben, halb verdeckt von einer der runden Säulen. Der Raum war mit französischen und spanischen Antiquitäten dekoriert und zahlreichen Vitrinen aus Wurzelholz, in denen Gemälde und andere unbezahlbare Kunstgegenstände ausgestellt waren. Die geschwungenen Polstermöbel waren mit Quasten, Troddeln, Volants und anderem Tand verziert – vielleicht Art d é co und Art nouveau, schick, wie aus einem alten SchwarzWeiß-Film. Doch in der gewaltigen Halle wirkten sie winzig klein.
    Auf halbem Weg in den hinteren Teil des Lagerhauses bedeckten Teppiche den Schieferboden, und Vamps und Menschen saßen auf großen Kissen und plauderten und rauchten wie Bohemiens. Auch hier waren die Gerüche überwältigend: Pfeffer, Pergament, frische Minze und Kampfer, getrocknete Kräuter, leichte Parfums und ein Hauch von Schimmel, aber das konnte von dem alten Gemäuer stammen. Und ich roch frische Bisswunden. Beast mochte den Gestank nicht und fauchte.
    In New Orleans gab es acht Clan-Familien. Die jeweiligen politischen und sozialen Gruppierungen zu durchschauen, war beinahe unmöglich, aber wenn ich als Rogue-Jägerin in ihr Revier eindringen wollte, musste ich es wissen. Pellissier, Laurent, Bouvier und St. Martin hatten sich zu einer politischen Allianz zusammengeschlossen, Mearkanis, Arceneau, Rousseau und Desmarais zu einer anderen. Die Clansitze der letzten vier befanden sich im Garden District. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatten sie alle wie Pech und Schwefel zusammengehalten, doch heute Abend fanden sich die Vamps zu ungewöhnlichen Grüppchen zusammen – die Bündnisse waren im Wechseln begriffen, das war nicht zu übersehen. Irgendetwas war in der Welt der blutsaugenden Räuber nicht in Ordnung.
    Ich entdeckte Rafael Torrez, den kleinen, schwarzäugigen Meister des Mearkanis-Clans und Leos erklärten Feind, in angeregter Unterhaltung mit zwei mir unbekannten Vamps – einem auffällig gekleideten Mann in rotem Anzug und einem Vamp mit einer Narbe im Gesicht. Die Wunde war frisch und heilte noch.
    Ich hörte das Wort »Leo« aus einer kleinen Gruppe, die weiter entfernt stand. Und »Clan« und »endgültiger Tod«. Aus der Art, wie sich sein Körper anspannte, schloss ich, dass Bruiser es auch gehört hatte. Ich fragte: »Was bringt es ihnen, wenn Leo plötzlich stirbt oder im Krieg besiegt wird?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Er kniff die Augen zusammen, als er sich suchend umsah. »Wenn Leo einen neuen Erben ernennt und seine politische Basis festigt, dann würde seine Macht bei seinem endgültigen Tod an seinen Nachfolger übergehen, der dann der Meister der Stadt würde. Natürlich müsste der neue Meister seine Position auch festigen. Aber wenn Leo damit wartet, einen Erben zu benennen, bis sich an den politischen Gruppierungen etwas ändert, bis es Krieg gibt und Vampire sterben, dann wird alles …

Weitere Kostenlose Bücher