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Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Titel: Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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eine kleine Vampirin, beleuchtet von hellem elektrischem Licht. Sie winkte uns; wir gingen auf sie zu. Hinter ihr befand sich offenbar eine große Vorratskammer, denn an den drei Wänden reihten sich Regale mit ordentlich sortierten Dosen und Kartons, und an einer Seite standen Haushaltsgeräte inklusive Waschmaschine und Trockner. Wir befanden uns im hinteren Teil des Gebäudes; ich konnte deutlich den Mississippi riechen. Zögernd blieb ich in dem schummrigen Flur stehen und sog schnell ihren Geruch ein.
    Sie war klein, schlank wie ein Model, mit gesträhntem blonden Haar und den blausten Augen, die ich je an einem Menschen oder einem sonstigen Wesen gesehen hatte. Um ihren Hals lag eine diamantene Halskette, so schwer, dass man sie als Collier bezeichnen konnte, und von ihren Ohren baumelten Tropfen aus Diamanten und blauem Topas so groß wie Walnüsse. »Hier herein«, flüsterte sie. Ich kannte sie nicht, und es widerstrebte mir, ihr zu folgen. Bruiser dagegen trat näher, sodass wir auf gleicher Höhe waren. Vampirschnell packte sie meinen rechten Arm und Bruisers linken. Ihre winzige Hand war wie eine stählerne Handschelle, kalt und hart. Und stark.
    Schnell wie der Blitz griff ich nach einem Pflock. Ruckartig zerrte sie an mir. Riss mich zu Boden. Warf mich in den Raum. Ich schlug gegen das hintere Regal. Mit dem Pflock in der Hand rappelte ich mich auf. Blickte zurück. Sah, wie sie Bruiser nach mir warf, als würde er nichts wiegen. Noch als er sich im Flug befand, knallte die Tür der Vorratskammer zu. Ich musterte sie schnell: sieben Zentimeter dickes Hartholz, verstärkt mit Eisenbeschlägen. Eine Falle.
    Ich fing Bruiser mit meiner Hand ab. Mit schmerzvollem Ächzen prallten wir aufeinander, und die Regalbretter rammten sich in meinen Rücken. Das Schloss klickte zu. Die Wucht seines Falls nutzend, stieß ich Bruiser zur Seite. Mit einer kontrollierten Rolle landete er auf allen vieren und war beinahe so schnell wie ein Vampir wieder auf den Beinen.
    Mit einem Pflock in jeder Hand stürzte ich mich auf sie. Sie war schnell. Die Vampirin bekam mich wieder zu fassen und schleuderte mich mit einer Kampfsportbewegung, so elegant wie ein Tanzschritt, in die Ecke. Sie sprang zurück. Mit dem Rücken an der Tür streckte sie die Hände in einer beruhigenden Geste aus. »Ich will Ihnen nichts tun«, sagte sie, als ich mir wieder einen sicheren Stand verschafft hatte.
    Doch ich zog es vor, ihr nicht zu glauben, und zog mein kleines Messer, wobei ich es mit der Klinge nach unten packte wie ein Straßenkämpfer. Beast fauchte, blieb aber geduckt, beobachtete nur. Ihre Krallen fühlten sich in meinem Geist wie Stahlspitzen an, und ihre Energie durchströmte meinen Körper. Mein Atem kam heftig und schnell. Ich ließ die Klinge im grellen Licht der Lampen blitzen, damit sie sah, dass sie versilbert war – und damit giftig für Vertreter ihrer Art. Mit gezogenen Waffen fühlte ich mich gleich besser, auch wenn ich gewünscht hätte, die Klinge wäre größer.
    Bruiser stand aufrecht da und hatte die Hände in vampirartiger Anmut ausgestreckt, als wir beide die Vampirin abschätzend beäugten. Sie sah nicht das Messer an, sondern uns. Ihre Augen schossen hin und her, und ihre Körperhaltung ließ darauf schließen, dass ihr Kampftechniken nicht ganz fremd waren und sie gewillt war, diese auch zu demonstrieren. Und sie versperrte uns die Tür.
    Außerdem war sie hungrig. Ihre Haut war blass, aber ihre Augen waren nicht schwarz und blutrot, sondern kühl und beherrscht. Ihr kräftiger Griff ließ vermuten, dass sie alt war und mächtig, und trotz ihrer zierlichen Figur würde ich meine liebe Mühe haben, sie mit nur zwei Waffen und ohne Schutzkleidung auszuschalten.
    Doch sie hatte gesagt, sie wollte uns nichts tun. Und eigentlich war sie dafür auch recht unpassend gekleidet. Ihr Kleid trug die Handschrift der Drachenlady, denn selbst an ihrer winzigen Gestalt sah es lang, schmal und elegant aus. Der Stoff war mitternachtsblau und mit Silberfäden durchzogen – vermutlich ein kleiner Scherz unter Vampiren. Und sie trug Schuhe aus blau-schwarzem Straußenleder mit Pfennigabsätzen und kleinen Federn auf den Schnallen. In dieser Vorratskammer wirkte sie vollkommen fehl am Platz. »Ich werde Ihnen nichts tun. Wenigstens nicht jetzt gleich. Friede.«
    Ich senkte meine Hände ein ganz kleines bisschen, um ihr zu zeigen, dass ich zuhörte. Auch Bruiser ließ die Hände fallen und sagte: »Innara vom Bouvier-Clan. Wie kann

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