Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
ich Ihnen zu Diensten sein?«
»Ich habe eine Nachricht von meinem Meister.«
Bruiser blinzelte. In dem vorsichtig-sanften Tonfall, den ich mittlerweile zu schätzen wusste, sagte er: »Sie hätten anrufen können.« Ich lachte schnaubend.
»Konnte ich aber nicht. Mein Meister hat bestimmt, dass viele der Handygespräche der Mithraner abgehört werden.« Innara öffnete die winzigen Hände und spreizte die Finger zu der universellen Friedensgeste. »Diener des Blutmeisters der Stadt New Orleans und die, die man die Rogue-Jägerin nennt, hören Sie mich an.«
Ich wusste, dass ich nur angesprochen wurde, weil ich gerade zufällig da war, aber das machte mir nichts, ich blieb, um zu hören, was sie zu sagen hatte. Aber vor allem, weil eine dicke Tür zwischen mir und der Freiheit war.
Ihre Stimme nahm einen Singsang an, der darauf schließen ließ, dass sie aus dem Gedächtnis zitierte. »Das Bündnis der Mithraner ist in großer Gefahr, sowie auch die Sicherheit der ganzen Stadt. Die Mearkanis und die Rousseaus sind eine neue Koalition eingegangen. Deshalb sind die schwächeren Clans Arceneau und Desmarais ohne Schutz. Sie haben sich mit den St. Martins verbündet, die den Pellissiers die Treue gebrochen haben.«
Bruiser fluchte und erblasste. Ich versuchte zu verstehen, was das alles zu bedeuten hatte. Innara klärte mich auf. »Jetzt gibt es drei Ligen innerhalb der Mithraner statt der ehemals drei. Diese neue Konstellation bedeutet, dass das Bündnis Pellissiers mit den Bouviers und den Laurents an Macht verliert. Pellissiers Feinde planen den Krieg. Rafael kam im Geheimen zum Bouvier-Clan und schlug uns vor, uns seiner Revolte gegen Pellissier anzuschließen. Mein Meister hat offiziellen Gesprächen zugestimmt, weil er es in Erwägung ziehen wolle, doch in Wahrheit ist es eine Finte, um sein Vertrauen zu gewinnen. Man sagt, Rafael habe einen der Söhne der Dunkelheit aufgesucht, um seinen Segen zu erlangen, doch das ist nur ein Gerücht.«
Bruiser war so schockiert, dass er beinahe zur Reglosigkeit eines Vampirs erstarrte. Ich fragte mich, wer diese Söhne waren und warum ihm bei ihrer Erwähnung langsam das Blut aus dem Gesicht wich. Die Söhne der Dunkelheit … Das hatte ich doch kürzlich irgendwo gelesen.
Innara trat näher und nahm Bruisers Hände in ihre. »Die neue Union will die alten Sitten wieder einführen. Gerade die Jungen glauben an die Naturaleza, und es gibt viele, die sich nach dem Leben sehnen, dem unsere Alten entsagt haben. Rafael von Mearkanis nährt diese Sehnsucht mit seiner kämpferischen Rhetorik und hofft, dass die Änderung im Machtgleichgewicht es ihm erlaubt, den Meister der Stadt herauszufordern. Sorgt euch nicht. Um sich gegen die neue Allianz zu schützen, wird mein Meister Leo erneut den Bluteid schwören.«
Ich spürte Bruisers Erleichterung wie einen Schlag in den Bauch. Er hatte sich auf etwas anderes gefasst gemacht. »Es ist den Pellissiers eine Ehre.«
Ein Detail hätte ich gern erklärt. »Naturaleza?«, fragte ich.
Bruiser ignorierte meine Frage. »Es gab Hinweise darauf, dass Rafael mehr Macht will.«
»Traditionell«, sagte Innara zu mir, »sichert der Pellissier-Clan das Machtgleichgewicht und erlaubt uns dadurch, uns harmonisch in die Gesellschaft der Menschen einzufügen. Nun ändert sich das.« Sie drückte Bruisers Hände. »Leo muss etwas unternehmen.«
Leo ist außer sich vor Trauer und wird wohl kaum in der Lage sein, etwas zu unternehmen. Aber das sagte ich nicht.
Bruiser sagte: »Das neue Bündnis zwischen den Clans der Pellissiers und der Arceneaus wird uns helfen, den Frieden wiederherzustellen.«
»Arceneau hat Leo die Treue geschworen?«, fragte Innara, und auf ihrem Gesicht erschien ein Ausdruck wilder Freude.
Bruiser nickte. Das war neu für mich. Ich fragte sie: »Wird Leo mit dem Arceneau-Clan zusammen genug Macht haben, um die neue Koalition zu besiegen?«
»Nein«, sagte Innara, »aber wenn Desmarais Leo die Treue schwört und Leo schnell agiert, dann haben wir eine Chance.«
Im Geist ging ich noch einmal die neuen Bündnisse der Vampirclans durch. Auf der einen Seite waren Rafael von Mearkanis und die Clans Rousseau und St. Martin, die sich ihm angeschlossen hatten. Und vielleicht diese Söhne, wer immer sie waren. Auf der anderen war Leo von Pellissier mit den Clans Laurent, Bouvier und Arceneau. Desmarais stand noch alleine da. Wenn also ein neuer Vampkrieg begann, würde es auf einen Kampf zwischen Rafael und Leo hinauslaufen. Ich
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