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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Rubin
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diese schmachvolle Stätte. Einer davon war in einen der lehmfarbenen Mäntel gekleidet, wie sie auch Gwendol und alle anderen Sklaven trugen. Die grauen Zöpfe erinnerten im ersten Moment an Hazaar, doch diesen Gedanken verwarf Gwendol sofort wieder, da er ihm unsinnig erschien.
    Warum sollte der Zauberer ausgerechnet diesen Ort aufsuchen?
    ‚Vielleicht hat der Alte nach mir gesucht’, dachte der Junge hoffnungsvoll, doch dann fiel ihm ein, dass der Magier wohl kaum mehr Interesse an ihm haben würde, seit er den fatalen Verstoß gegen die Ordnung der weißen Magie begangen hatte.
    Doch als der junge Mann neben dem Alten frech das Wort ergriff, schleuderte Gwendol seine Hacke zu Boden und lief schnell näher. Diese Stimme kannte Gwendol nur allzu gut.
    „Was ist das denn hier?“, fragte der Blondschopf, dessen Haare zerzaust vom Kopf abstanden.
    „Das“, erwiderte Zarfan und bleckte seine Zähne zu einem diabolischen Grinsen, „das ist eure neue Heimat. Hübsch, nicht wahr?“
    Janus Fäuste juckten, wollten ins Gesicht des schwarz gekleideten Mannes schlagen, doch Hazaar gestikulierte beschwichtigend.
     

    Irian erkannte eine kleine Gestalt, die geradewegs auf sie zulief und sich dabei ungläubig die Augen rieb, als wohne sie in diesem Moment einem Wunder bei. Unverkennbar ringelten sich rings um das Knabengesicht ungestüme braune Locken.
    „Ihr seid es tatsächlich!“, rief Gwendol verblüfft, doch Irian, der vermeiden wollte, dass er Hazaars Namen verriet, legte warnend einen Finger auf seine Lippen. Missmutig registrierte Zarfan Gwendols Wiedersehensfreude.
    „Geh an deine Arbeit, du fauler Nichtsnutz!“, blaffte er ihn barsch an.
    Mit gesenktem Kopf wandte sich Gwendol ab und versuchte, möglichst schnell aus der Reichweite des Schwarzmagiers zu gelangen, dessen Stimme sich leicht überschlug als er brüllte: „Nathael! Hierher!“
     

    Warum immer er die Einweisung der Neuankömmlinge übernehmen musste, wusste Nathael nicht. Doch die Schwarzmagier erkoren stets ihn aus der Masse der Arbeiter, um ihm diese Aufgabe zuzuweisen. Nathael erschütterte es immer wieder, mit ansehen zu müssen, wie die neuen Sklaven an den ersten Tagen vor Erschöpfung umfielen und die Blasen an ihren Händen zu offenen Wunden aufrissen. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Anordnungen zu befolgen und sich um die drei Männer zu kümmern. Begleitet von den abgehackten Befehlen des Schwarzmagiers schlich er auf Zarfan zu, in der Hoffnung, dieser würde sich bald entfernen und ihn mit den neuen Kameraden allein lassen. Schwermut überfiel Nathael, als er erkannte, dass der junge Mann seinem Sohn zum Verwechseln ähnlich sah. Seufzend bedeutete er den dreien, ihm zu folgen.
    „Was ist hier los? Was soll das Ganze?“, empörte sich Janus lautstark. Einige Arbeiter zuckten ob der Lautstärke zusammen, weil sich der Schwarzmagier noch in der Nähe befand. Seine Reaktion auf solche Respektlosigkeiten war oft unberechenbar. Nicht selten kam es vor, dass jemand dafür leiden musste, der sich eigentlich still verhalten hatte. Ohne ein Wort zu sprechen, blieb Zarfan stehen. Für einen Moment hielten die Arbeiter inne und wagten kaum zu atmen. Doch dann besann sich der ungeliebte Zauberer und ging schnellen Schrittes davon.
     

    Nathael blieb der Mund offen stehen. Dieser Jüngling sah nicht nur aus wie sein Sohn, er hatte auch die gleiche Stimme. Wenn er sich nicht an diesem Ort befände, hätte er mit Bestimmtheit behauptet, dass es sich tatsächlich um Janus handelte. Obwohl er an einen Zufall glaubte, wagte der alte Mann einen Versuch: „Janus?“
    Die Entführung seines Vaters lag lange zurück. Dennoch glaubte Janus, ihn sofort zu erkennen, falls er ihm jemals wieder begegnen sollte. Dieser Mann, der vor ihm stand, hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem Vater. Er sah genauer hin. In das blasse Gesicht hatten sich tiefe Furchen gegraben und das einst volle, dichte Haar war nun vollständig ergraut und zu einer verfilzten Mähne verkommen, die wirr um seinen Kopf hing. Doch seine Züge, die unendliche Erstauntheit ausdrückten, überzeugten Janus schließlich. Das Mienenspiel des Mannes identifizierte ihn eindeutig.
    „Vater!“, stieß Janus endlich hervor, bevor sich die beiden Männer in die Arme fielen. Die stoßweisen Schluchzer, die der Alte dabei ausstieß, veranlassten einige Wachen, ihren Rundgang für einen Augenblick zu unterbrechen, um für Ruhe zu sorgen, doch bevor sie die Gefangenen

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