Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)
ein Knabe die Stadt verlassen hatte. Sie wüssten jedoch nicht, wohin er gegangen sei. Dankend für die Auskunft durchschritten sie das Tor und wandten sich dem Wald zu. Sie beschlossen, sich dort zu trennen. Janus sollte sich östlich von Umiena halten, während Skiria und Irian sich den Westen vornahmen.
Bereits nach kurzer Zeit stieß Janus auf etwas Merkwürdiges. Ein metallenes Glitzern zwischen buntem Herbstlaub erweckte seine Neugierde. Er bückte sich, hob den Gegenstand auf und pfiff anerkennend durch die Zähne. Ein echtes Schwert! Misstrauisch sah sich Janus um. Eine solche Waffe stellte einen erheblichen Wert dar. Sie einfach zu verlieren, war so gut wie unmöglich, denn ein jeder, der ein solches Prachtstück sein Eigen nannte, würde darauf aufpassen wie auf das eigene Kind, abgesehen davon, dass es dem Besitzer einfach auffallen musste, wenn sein Schwert zu Boden fiel. Ob es sich um eine Falle handelte? Doch wer sollte darauf hoffen, dass in dieser verlassenen Gegend ausgerechnet an dieser Stelle jemand vorbei kam und die Waffe entdeckte? Vielleicht hielt sich der Eigentümer noch in der näheren Umgebung auf oder war bereits zurückgekehrt, als er den Verlust bemerkt hatte. Versonnen strich Janus über den glatten Stahl. Eine sorgsam polierte Klinge, eingravierte Initialen am Griff, die ihm seltsam bekannt vorkamen. Sollte er es einfach an sich nehmen? Der Gedanke schien verlockend.
Janus ließ das Fundstück probehalber durch die Luft pfeifen, als vollführte er einen Hieb gegen einen unsichtbaren Gegner. Da es äußerst gut in der Hand lag und er zudem noch nie ein Langschwert besessen hatte, entschied Janus spontan, es mitzunehmen. Froh über diesen Entschluss, ging er forschen Schrittes voran und freute sich mächtig über diese unerwartete Errungenschaft, bis er plötzlich etwas bemerkte, das ihm nicht geheuer erschien. Hinter einer Gruppe Kiefern lugte etwas Schwarzes hervor. Janus packte das Schwert.
„Wer ist da?“, presste er hervor, erhielt jedoch keine Antwort.
Nichts bewegte sich.
Vorsichtig trat er näher und bereitete sich zur Verteidigung vor. Als Janus dicht genug herangeschlichen war, entdeckte er einen schwarzen, dichten Haarschopf. Schlagartig wurde ihm bewusst, wer das Schwert einst besessen hatte, obwohl die malträtierte Gestalt vor ihm kaum noch Ähnlichkeit mit seinem früheren Kameraden besaß. Schaudernd wandte sich Janus ab.
Nachdem sie Stunden lang laut rufend durch das Unterholz marschiert waren, resignierte Irian.
„Es hat keinen Sinn mehr. Lass’ uns umkehren!“
Die Nacht würde bald herein brechen. Skiria nickte zustimmend.
„Nur einen Moment noch“, bat sie und ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm nieder. Drückende Schwüle hatte sich über den Wald gelegt, sodass Skiria beschloss, die viel zu warmen Fellstiefel abzulegen und barfuß weiter zu laufen. Irian half dabei, das klobige Schuhwerk abzustreifen. Behaglich streckte Skiria ihre Beine aus, als seien sie von einer Zentnerlast befreit. Genüsslich schloss sie die Augen, als Irian ihre schmerzenden Füße ein wenig massierte. Seine Berührungen weckten Erinnerungen an den kühlen Morgen, an dem sie sich unterhalb des Berggipfels geküsst hatten. Immer wieder dachte Skiria seitdem an dieses Erlebnis und sehnte sich nach einer Wiederholung dieses allzu kurzen Augenblicks. Eine Gelegenheit, mit Irian allein zu sein, hatte sich jedoch seitdem nicht mehr ergeben.
Fernes Donnergrollen kündigte an, dass ein Gewitter unmittelbar bevorstand. Am Himmel ballten sich die Wolken bedrohlich zusammen und sorgten dafür, dass die Dämmerung früher als erwartet einsetzte. Auch Skiria bemerkte, wie sich der Wald zunehmend verfinsterte, doch ihre Furcht vor dem Unwetter verflüchtigte sich rasch, als Irian begann, sanft ihre Waden zu streicheln. Skiria vergaß ihre Blasen, vergaß Gwendol, vergaß sogar Ramin.
Irian umschlang Besitz ergreifend ihre Taille und zog das Mädchen ganz nahe zu sich heran. Selbst wenn es Skirias Willen entsprochen hätte, konnte sie sich seinem festen Griff nun nicht mehr entziehen. Doch statt sich zu wehren, genoss sie seinen Kuss und spürte, wie sich seine Hand auf die nackte Haut ihres Ausschnitts legte. Ein Regentropfen fiel auf ihr Dekollete und rann wie eine Träne zwischen ihren Brüsten hinab. Irians Finger zeichneten leicht dessen Weg nach, bevor sie begannen, die Schnürung an Skirias Kleid zu lösen. Er half ihr aufzustehen. Zögernd
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