Sklaven der Begierde
hier wäre, um ihr zu sagen, was sie tun sollte. Selbst in den Jahren ihrer Trennung war sie stets zu ihm gegangen, wenn sie Rat und Orientierung brauchte. Obwohl sie vor seiner Macht und seiner Liebe und seiner Kontrolle geflüchtet war.
„Nora“, sagte Talel, und seine Stimme klang leise und verzweifelt. „Sie werden mich umbringen.“
Sie schloss die Augen. Er hatte recht. Nachdem die Mafia mit ihrem Vater abgerechnet hatte, war sein Körper von so vielen Kugeln derart zerfetzt gewesen, dass es für seine Beerdigung nur eine Option gegeben hatte: Einäscherung.
„Ich rede mit Mr Railey“, versprach sie beklommen. Sie wusste ganz genau, wie Mr Railey auf ihre Bitte reagieren würde. Sie wusste, was er sagen und was sie tun würde. Und sie wusste, dass Wesley am Boden zerstört sein würde. Erst letzte Nacht hatte er sie gefragt, ob sie bei ihm bleiben oder ihn verlassen würde. Wenn sie das hier für Talel tat, blieb ihr keine andere Möglichkeit, als zu gehen.
„Danke, Mistress. Danke …“
Nora zog ihren Fuß von seinem Hals zurück. Er erhob sich auf die Knie und küsste ihre Füße von der Zehenspitze bis zum Knöchel, um sich anschließend weiter nach oben vorzuarbeiten über ihre Waden bis zu ihren Schenkeln.
Seufzend ließ Nora ihn gewähren. Es war sein Lieblingsfetisch. Und auch ihr hatte es gefehlt, dieses erhebende Gefühl, Männer zu ihren Füßen liegen zu haben, Männer, die sie verehrten wie eine Göttin. Aber sie konnte sich der simplen Wahrheit nicht verschließen, dass sie, sosehr sie den Untergrund auch vermisste, Wesley noch mehr vermissen würde.
„Aber meine Hilfe hat ihren Preis.“
„Ich bezahle. Alles. Alles, was du willst.“ Talel blickte vom Boden zu ihr auf. Sie versuchte, sich nicht durch seine erotische Unterwürfigkeit und den Anblick seiner exquisiten seidenglatten Haut ablenken zu lassen. Zu Hause wartete Wesley im Bett auf sie. Sie brauchte Talel nicht. Sie wollte ihn vielleicht, das schon. Aber sie brauchte ihn nicht.
„Mein Preis ist Folgendes.“ Nora ging zum Fenster und ließ Talel allein am Boden knien. „Du wirst jedes Pferd, das du noch besitzt, verkaufen. Du kannst das Geld behalten, aber du verschwindest aus dem Pferderennen-Business. Für immer. Und du bist aus dem Untergrund verbannt. An deiner Stelle würde ich mich in New York gar nicht mehr blicken lassen.“
Talel starrte sie mit weit offenem Mund an.
„Das ist keine Verhandlungssache, Talel. Und spar dir die Mühe, mich anzuflehen. Dieser Scheiß funktioniert bei mir nicht mehr.“
Er klappte den Mund wieder zu und schluckte. Dann stand er auf und neigte den Kopf.
„Ja … Nora.“
„Gut. Du weißt ja, wie sehr Kingsley seine Hunde liebt. Du kannst dich glücklich schätzen, wenn du mit heiler Haut aus Manhattan rauskommst.“ Sie hoffte, dass er den Bluff nicht durchschaute. Kingsley ging ein totes Pferd in Kentucky am Arsch vorbei. „Du solltest das Gestüt hier verkaufen und aus der Gegend verschwinden. Du verdienst es nicht, im selben Bundesstaat zu leben wie mein Wesley. Er würde sich eher die eigene Hand abschneiden, als irgendein Lebewesen zu verletzten, sei es aus Liebe oder für Geld.“
„Was um alles in der Welt will er dann von dir?“
Nur Noras exzellentes Training als Domina hielt sie davon ab, bei diesen Worten sichtbar zusammenzuzucken. Aber Talel war nicht der erste Mann, der sie bis in den Kern ihres Wesens hinein verletzt hatte. Das war Søren gewesen. Hätte Søren so etwas gesagt wie Talel eben, hätte sie mit Wut oder Tränen darauf geantwortet. Aber Talel war einer solchen Reaktion nicht würdig. Also lächelte sie stattdessen kühl.
„Diese Frage stelle ich mir selbst jeden Tag, Talel. Aber ich habe beschlossen, sie nicht zu beantworten.“
Sie ging wieder zu ihm hin und schaute auf ihn herab. Er lag immer noch auf den Knien. Für seine böse Bemerkung und dafür, dass er sie dazu zwang, Wesley gegenüber zu lügen, würde sie ihm einen denkwürdigen Abschied bereiten.
„Kingsley hatte recht. Ich hätte dich einfach nur als fetten Gehaltsscheck betrachten sollen.“
Sie hob die Reitpeitsche und versetzte Talel mit brutaler Kraft einen gut gezielten Schlag direkt in die Eier. Er krümmte sich auf dem Boden zusammen und schnappte verzweifelt nach Luft. Für die nächsten ein bis zwei Stunden würde er nicht mehr auf die Beine kommen.
Gut.
Auf dem Rückweg nagte Noras Gewissen an ihr. Ein komisches Gefühl, immerhin war sie bis zu diesem Moment nicht
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