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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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hatte, das Opfer zu sein, und selbst zur Täterin wurde … Keiner konnte sagen, wozu eine derart zerstörte Seele fähig war. Kingsley war mit zerstörten Seelen vertraut. Immerhin hatte er selbst eine.
    „Wer könnte es denn sonst sein?“, fragte er und glitt in die schmale Lücke zwischen dem Fenster und Søren. Der blickte abweisend auf ihn herab. Kingsley grinste nur und wartete darauf, dass er sich rührte. Was er nicht tat.
    Søren stand ganz still da. Kingsley wusste, dass er jetzt besser ebenfalls den Mund hielt. Es hatte keinen Sinn, den Priester zu einer Antwort zu drängen. Er würde antworten, wenn er bereit dazu wäre, und keine Sekunde früher. Also hieß es geduldig sein. Søren belohnte Geduld immer. Das hatte Eleanor schon als junges Mädchen gelernt. Hätte sie damals versucht, seine Annäherung zu forcieren, wäre er gegangen. Er hätte sie verlassen und seine Obsession überwunden. Sie war verführerisch und herausfordernd gewesen, sie hatte ihn geneckt und ihm die Stirn geboten, aber bei alldem hatte sie abgewartet. Oh ja, sie wollte Antworten, aber sie forderte sie nicht ein, sondern ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Und eines Tages sagte er ihr alles und gab ihr alles. Und dann hatte sie die Dreistigkeit, diese Kostbarkeiten wegzuwerfen und ihn zu verlassen. In all den köstlichen Festmählern, die Søren für sie aufdeckte, hatte sie nur herumgestochert. Während Kingsley gierig jeden Krümel aufleckte, der zu Boden fiel.
    „Elizabeth ist es nicht“, wiederholte Søren jetzt. „Aber vielleicht weiß sie ja etwas. Außer ihr und den beiden Kindern wohnt ja niemand in Lennox. Und wenn der Brief dort abgestempelt wurde, dann …“
    „Dann was, mon père?“
    Kingsley wartete mit klopfendem Herzen. Er hoffte auf eine ganz bestimmte Antwort. Eleanor war weg. Juliette war weg. Jetzt gab es nur sie beide, wie damals. Und es könnte wieder so perfekt sein wie damals, als sie zusammen zur Schule gingen. Wenn Søren jetzt nur die richtigen, die ersehnten Worte sagen würde.
    „Dann sollten wir mit ihr reden. Du und ich.“
    Kingsley nickte. „Oui.“
    Perfekt.

SÜDEN
    Wesley wünschte sich, er wäre so bewandert in der Kunst des Fluchens wie Nora. In Momenten wie diesem käme ihm das sehr gelegen. Ein beherztes „Scheiße“ hätte seine Gefühle ziemlich treffend zusammengefasst, denn die abweisende Miene seines Vaters ließ darauf schließen, dass er den Namen Nora Sutherlin heute nicht zum ersten Mal hörte. Aber woher zum Teufel wusste Dad, wer sie war? Das wussten normalerweise nur zwei Sorten von Menschen: Leser von Erotikromanen und Menschen mit speziellen sexuellen Vorlieben. Der Gedanke, dass sein Vater zu dem einen oder anderen Lager gehören könnte, gefiel Wes gar nicht.
    „Ähm … Dad?“
    „Wo ist Bridget, J. W.?“
    Wesley sah Nora an. Er war noch nicht dazu gekommen, ihr von Bridget zu erzählen.
    „Keine Ahnung. Bei sich zu Hause, nehme ich an. Wir haben Schluss gemacht.“
    Sein Vater reagierte auf die Neuigkeit mit seinem patentierten Erzähl-mir-keine-Märchen-Blick: halb skeptisch, halb amüsiert. Ein Blick, der seinem Gegenüber vor allem eines signalisierte: Zieh dich jetzt lieber warm an, Freundchen …
    „Ach ja, wann denn? Vor kaum einer Woche habt ihr beide hier draußen noch ziemlich heftig miteinander rumgemacht und dabei so laut gelacht und gequietscht, dass ich schon drauf und dran war, euch mit dem Gartenschlauch abzukühlen.“
    Wesley wand sich vor Verlegenheit und schaute schnell in eine andere Richtung. Auf gar keinen Fall wollte er sehen, wie Nora diese neue Information aufnahm. Doch offenbar trug sie das Ganze mit Fassung, jedenfalls spürte er plötzlich ihre warmen Finger auf seinem Po. Sie versetzte ihm einen leichten Klaps und ließ ihre Hand dann in die hintere Tasche seiner Jeans gleiten. Wes seufzte innerlich. Zwar hatte er überhaupt nichts dagegen, seine Levis mit Nora zu teilen, aber vermutlich war es taktisch nicht besonders clever von ihr, Dad zu begrüßen, während sie Wesleys Arsch befummelte. Jedenfalls nicht solange sein Vater so drauf war wie heute Abend.
    „Danach haben wir Schluss gemacht. Es hat einfach nicht funktioniert, wir …“
    „Mr Railey, ich kann nachvollziehen, dass die Tatsache, dass ich hier so aus dem Nichts auftauche, eine Art Schock für Sie ist“, sagte Nora. Sie zog die Hand aus Wesleys Hosentasche und trat einen Schritt auf den Hausherrn zu. „Das Ganze ist ja auch eine Art Schock für mich. Aber Wes

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