Sklaven der Begierde
dann, eines Tages, hieß es plötzlich: Mir langt’s, ich komme nach Hause. Du warst wirklich der Meinung, dass wir dir das abnehmen? Deine Mutter schon, sie glaubte dir, weil es genau das war, was sie glauben wollte. Aber ich wusste es besser. Und ich habe ein bisschen recherchiert …“
„Herrgott noch mal, Dad, du hast mir nachspioniert?“
„Das musste sein. Und es war nur zu deinem Besten.“
Nora lachte leise. „Wisst ihr beide eigentlich, wie reizend euer Dialekt klingt, wenn ihr wütend seid?“
Die Männer starrten sie an, Wesley schockiert, sein Vater angewidert.
„Offenbar nicht. Na gut, dann macht einfach weiter.“ Sie trat einen Schritt zurück und wedelte auffordernd mit der Hand.
„Sie kommen sich wohl sehr witzig vor, Miss. Dann lassen Sie sich gesagt sein, dass ich das Ganze überhaupt nicht lustig finde. Meine Frau findet es ebenfalls nicht erheiternd. Als unser Sohn mit eingezogenem Schwanz hier ankam, war er ein psychisches Wrack. Ich hatte einen Onkel, der in Vietnam war. Er war weniger traumatisiert als mein Junge nach seiner Rückkehr aus Connecticut.“
Noras Lächeln war plötzlich wie weggewischt. Sie nickte, ging zu Wesley und nahm seine Hand. Ihre Finger waren erstaunlich kalt. Fast so als wäre sie nervös, aber das konnte nicht sein. Seine Nora? Nervös? Er drückte ihre Hand.
„Es tut mir wirklich leid, Mr Railey. Ich weiß, dass ich Ihren Sohn verletzt habe. Und das bereue ich zutiefst. Aber ich …“
„Verletzt?“ Wesleys Vater schüttelte den Kopf und stieß ein schreckliches eiskaltes Lachen aus. „Sie haben meinen Sohn nicht verletzt. Wenn er vom Pferd fällt, verletzt er sich. Sie haben den Lebensmut dieses Jungen zerstört. Sie haben seine Seele zerbrochen. Ich weiß Bescheid über den Dreck, den Sie verzapfen. Meine Frau hat ein ganzes Bücherregal voll von solchem Schund. Soweit ich das beurteilen kann, ist der einzige Unterschied zwischen dem Zeug, das sie liest, und dem Zeug, das Sie schreiben, dass es in Ihren Büchern etwas kreativer zur Sache geht. Ihre Bücher sind mir völlig egal. Mir ist sogar egal, dass Sie Ihren Körper verkaufen. Was mir nicht egal ist, ist die Tatsache, dass Sie meinen Sohn da mit reingezogen haben. Sie haben ihn umgarnt, benutzt, verschlungen und wieder ausgespuckt.“
Wesley öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Nora war schneller. „Sie behaupten, mich zu kennen, Mr Railey, aber offensichtlich tun Sie das nicht. Denn sonst würden Sie wissen, dass ich niemals ausspucke.“
„Nora, bitte.“ Er war kurz davor, sie auf Händen und Knien anzuflehen, die Sache ihm zu überlassen. Nicht dass es was nutzen würde. Für einen kurzen Augenblick fühlte Wesley tatsächlich so etwas wie Mitleid mit Søren. Nora war schamlos, gesetzlos, unkontrollierbar. Wenn man ihr sagte, was sie tun sollte, konnte man sicher sein, dass sie es nicht tun würde. Sie lachte, wenn die anderen weinten. Sie tanzte, wenn die anderen still standen. Sie hatte sich ihren Weg nach oben mit Händen und Klauen freigekämpft und dabei nicht mal einen Fingernagel abgebrochen. Keiner konnte sie brechen. Keiner konnte sie zähmen. Keiner konnte ihr den Mund verbieten.
Oh Gott, er hatte sie so vermisst.
Wesley drehte sich zu seinem Vater um, stellte sich vor Nora und streckte herausfordernd das Kinn vor.
„Dad, was zwischen mir und Nora passiert ist, geht dich nichts an. Es ist mein Privatleben. Wir haben unsere Probleme gelöst. Und sie ist keine Nutte. Ich bin völlig fassungslos, dass du so etwas sagen kannst.“
„Ich habe es gesagt und sage es auch gern noch mal. Oder wie würdest du das nennen, wenn man seinen Körper verkauft?“
„Eine karrierefördernde Maßnahme.“ Nora spähte an Wesleys Arm vorbei. „Obwohl ich genau genommen eine Dom…“
„Nora, würdest du mich bitte ausreden lassen?“, fragte Wes so höflich, wie seine überstrapazierten Nerven es zuließen.
„Aber selbstverständlich. Lass dir ruhig Zeit.“ Sie gab ihm einen weiteren aufmunternden Klaps auf den Po.
„Dad, ich liebe dich. Wirklich. Aber im Moment bringst du mich zur Weißglut. Nora ist meine beste Freundin. Außerdem sind wir ein Paar. Und sie bleibt hier bei mir, bis ich entschieden habe, was ich mit meinem weiteren Leben zu tun gedenke. Und wenn du damit ein Problem hast …“
„Damit habe ich ganz sicher ein Problem.“
„… dann gehen wir eben ins Hotel.“
„Hotel ist eine gute Idee“, sagte Nora. „Ich fand dieses Schloss, an dem wir
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