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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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vergeben würde – aber das hier, das musste er erfahren.
    „Nora, was weißt du, was ich nicht weiß?“
    Sie zog ein kleines rotes Objekt aus ihrem BH. Als sie in der Box neben Talel kniete, hatte sie es entdeckt, sofort erkannt, um was es sich handelte, und schnell zwischen ihren Brüsten versteckt. Jetzt zeigte sie es Wesley.
    „Was ist das?“
    „Eine Krokodilklemme.“
    „Wo hast du sie gefunden?“
    „Im Heu neben ‚Spanks For Nothings’‘ Körper. Als ich in der Box war. Wesley, du weißt, was man damit macht, oder?“
    „Ja, mein Zahnarzt benutzt solche Dinger, um das Lätzchen festzustecken.“
    Nora lachte unfreundlich. „Nein, das ist eine andere Art Krokodilklemme. Damit stellt man elektrische Verbindungen her.“
    Wesley riss erschrocken seine Augen auf. Dann kniff er sie nachdenklich wieder zusammen. „Bist du sicher …“
    „Ja. Hundertprozentig sicher.“
    „Woher kennst du diese Dinger?“
    „Ich habe so was schon mal benutzt.“
    Seine Augen verengten sich noch mehr. „Wofür denn?“
    Nora schluckte und rang nach Worten. „Um Menschen mit Stromschlägen zu quälen …“

NORDEN
    DIE VERGANGENHEIT
    Im September kehrte Kingsley nach St. Ignatius zurück: Wie sehr hatte er sich nach Søren gesehnt! Søren – er konnte noch immer nicht fassen, dass ausgerechnet er von allen Schülern hier sich das Recht erworben hatte, ihn bei seinem Namen zu nennen. Seine Freunde, Christian und die anderen, begrüßten ihn herzlich, aber vorsichtig, als er den Campus betrat – den Koffer in der Hand, das Haar zum Pferdeschwanz zurückgebunden, am Hals diverse Knutschflecke aus der Abschiedsnacht mit Jackie. Doch sein Lächeln und die Geschichten seiner sommerlichen Ausschweifungen überzeugten sie offenbar davon, dass mit ihm alles in Ordnung war. Keiner fragte mehr, was ihm zwei Tage vor Ende des letzten Schuljahrs passiert war. Aber hätten sie gefragt, hätte er einfach nur sein Mantra von damals wiederholt. Über diese Nacht würde er niemals mit jemandem reden, außer mit Søren.
    Aber wo war er?
    Kingsley ging in den Schlafsaal und belegte das Bett neben dem, in dem Søren im vergangenen Jahr geschlafen hatte. Doch zu seiner Bestürzung konnte er da nichts entdecken, was Søren gehörte. Auf dem Nachttisch lag keine in irgendeiner skandinavischen Sprache verfasste Bibel, und seine Schuhe, zwei Nummern größer als Kingsleys und immer perfekt poliert, standen auch nicht auf dem Boden. Sogar der große Schrankkoffer mit dem Messingschloss war verschwunden.
    „Dein Freund Stearns hat seinen Abschluss gemacht“, sagte Christian, als er Kingsleys suchende Blicke bemerkte.
    „Was?“, fragte Kingsley bestürzt.
    „Ja. Er ist fertig mit der Schule. Er ist hier ausgezogen und wohnt jetzt in den Priesterunterkünften. Gott sei Dank, kann ich da nur sagen. Der Typ ist echt gruselig. Ich hatte immer Angst, dass ich nachts auf dem Weg zur Toilette mal stolpere und er mich dann umbringt.“
    „Also ist er immer noch hier? Er hat die Schule nicht verlassen?“ Kingsley brach vor Erleichterung beinahe zusammen.
    „Er unterrichtet jetzt. Fremdsprachen. Die Fathers beherrschen alle nur Latein, Altgriechisch und Hebräisch. Daher wurde Stearns angeheuert, um Französisch, Spanisch und Deutsch zu lehren. Keine Ahnung, warum. Wenn uns schon jemand Französisch beibringt, solltest du das sein.“
    „Ich könnte ja sein Assistent werden.“ Bei dem Gedanken musste Kingsley lächeln, aber Christian starrte ihn mit großen Augen an. „Das war ein Witz, Christian.“
    „Das ist auch besser so! Meine Güte, kannst du dir seine armen Schüler vorstellen? Nun ja, wenigstens werden sie die Sprachen wirklich lernen. Sie werden viel zu verängstigt sein, um es nicht zu tun.“
    „Ich glaube nicht, dass er wirklich so schrecklich ist, wie du immer behauptest.“
    Christian klopfte ihm spielerisch auf den Arm und wandte sich zum Gehen. „Dann bist du mutiger als ich. Oder einfach nur verrückt.“
    Als er wieder allein war, sammelte Kingsley seine Sachen zusammen und trug sie zu Sørens altem Bett. Er wusste nicht, ob sie jemals wieder zusammen schlafen würden – jedenfalls nicht im selben Zimmer. Aber wenigstens konnte er in Sørens Bett schlafen. Vielleicht würde das ja reichen.
    Am Abend im Speisesaal aß Kingsley kaum etwas. Seine Sehnsucht nach Søren, das Verlangen, ihn zu sehen, war stärker als jeder andere Hunger. Aber Søren ließ sich nicht blicken – nicht zum Essen, nicht zur Vesper, nicht zur

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