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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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damals gewünscht hatte, war, dass Søren ihn noch einmal so wahnsinnig begehren würde wie in dieser einen Nacht im Wald. Søren hatte beim Sex nie wieder so die Kontrolle verloren. Oh, er hatte ihm wehgetan. Aber er war ruhig und beherrscht geblieben. Er hatte seinen Hunger gezähmt, in sicherere Bahnen gelenkt. Kingsley hatte sich jedoch nach der Angst jener ersten Nacht gesehnt und Søren deshalb gereizt, herausgefordert, seine Autorität infrage gestellt. Schließlich hatte seine Taktik gefruchtet, und er wurde von Søren ins Unterholz gezerrt. Kingsleys Wutausbruch damals war seiner Eifersucht geschuldet. Søren hatte seine Schwester geheiratet, und Marie-Laure schien ihn plötzlich mehr zu lieben als ihren Bruder. Und als Ehemann schlief Søren in Marie-Laures Bett, während Kingsley allein war. Er hatte einfach einen Beweis gebraucht, dass Søren ihn immer noch mehr begehrte als jeden anderen. Und er hatte seinen Beweis bekommen. Doch leider waren die Sterne bei diesem Mal nicht die einzigen Zeugen gewesen.
    Vorsichtig ging er den gewundenen Weg hinunter, der zur Hütte führte. Aber kurz vor der Hütte drehte er um und schritt auf den Felsen zu.
    Das letzte Mal, als er hier gestanden und nach oben geschaut hatte, war alles rot vom Blut seiner Schwester gewesen. Tausend Winde und tausend Regenfälle hatten es weggeschwemmt, nun war der Fels wieder grau und grün. Kingsley legte seine Hand auf den kühlen Stein.
    „Marie-Laure …“ Es tat gut, einfach nur ihren Namen zu sagen und damit, wenigstens für sich selbst, zu bestätigen, dass sie einmal gelebt hatte. Sie sollte immer noch leben. Er hatte Gott den Tod seiner Eltern längst verziehen. Als seine Großeltern starben … war das kaum ein Splitter im Vergleich zu der Schusswunde, die der Tod seiner Eltern einst in seinem Herzen hinterlassen hatte.
    Aber Marie-Laures Tod hatte ihn vernichtet. Er war in ihm explodiert wie eine Bombe. Nur eine leere Hülle blieb von ihm übrig. Der Tod war sein einziges Thema gewesen. Bis Søren zurückkam und ihn wieder ins Leben holte.
    „Ma sœur“ , flüsterte er.
    „Bist du dir eigentlich sicher, dass sie wirklich tot ist, Kingsley?“

SÜDEN
    Zum zehnten Mal während der Fahrt brachte Nora Wesley mit einem geistesabwesenden „Psst!“ zum Schweigen.
    „Was ist denn? Warum soll ich den Mund halten?“
    „Ich denke ernsthaft nach. Und du weißt doch, wie schwer mir das fällt.“
    Sie lehnte sich mit geschlossenen Augen im Beifahrersitz zurück und ließ im Kopf noch einmal das Rennen ablaufen. Sie sah förmlich vor sich, wie die Pferde mit fliegenden Flanken vorpreschten und „Spanks“ sich an die Spitze setzte und keinen anderen mehr vorbeiließ. Fünfhundert Kilo Muskeln in Bewegung.
    Und dann, keine Stunde später, hatte der Hengst leblos in seiner Box gelegen, ohne jede sichtbare Verletzung. Sie war zu dem toten Pferd gegangen und hatte sich alles genau angesehen, bevor sie sich neben Talel auf den Boden gekniet und ihm einen Arm um die Schultern gelegt hatte. In Ermangelung von tröstenden Worten war sie stumm geblieben und hatte ihm nur mit dieser Berührung gezeigt, dass sie mit ihm fühlte. Ohne Wesley wäre sie noch auf ganz andere Art und Weise für ihn da gewesen.
    Talel – sie konnte immer noch nicht recht glauben, dass dieses Gespenst aus ihrer Vergangenheit in Wesleys Welt aufgetaucht war. Nora rekapitulierte noch einmal die Kette der Ereignisse, die zu diesem Wiedersehen geführt hatten. Wesley war mit seinem Vater davongegangen und hatte sie bei den Pferdeboxen allein gelassen. Aus dem Augenwinkel hatte sie plötzlich eine vertraute Silhouette gesehen …
    Ihr Herz fing an wie wild zu schlagen. Talel? Hier?
    Sie vergaß all ihre Schwüre, den Anstand zu wahren und sich nicht danebenzubenehmen. „Talel!“, brüllte sie und rannte auf ihn zu. Er wirbelte herum, als er ihre Stimme hörte. Der Mann mochte zwar der Sohn eines Königs sein, aber ganz offensichtlich betete er sie immer noch an. Sie umarmten einander, grinsten und küssten sich auf die Wange. Nora empfand in seinen Armen eine so tiefe innere Ruhe, wie sie sie seit ihrer Flucht aus New York nicht mehr empfunden hatte.
    „Wie geht’s meinem Auto?“, fragte er, und Nora lachte ihm ins Gesicht.
    „Mein Auto . Du hast es mir geschenkt. Der Aston Martin gehört mir.“
    „Und ich gehöre dir auch“, sagte er und küsste ihre Hand.
    „Davon will ich nichts hören. Das Auto und du, ihr habt mich ganz schön in Schwierigkeiten

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