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Sklaven der Begierde

Sklaven der Begierde

Titel: Sklaven der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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den Mond oder die Sterne an, sondern die wenigen dunklen Stellen dazwischen.
    Die Fische hatten sich satt gegessen, und das Wasser war wieder glatt und ruhig. Nora hielt die Luft an, warum, wusste sie nicht so genau.
    Wesley atmete tief ein und aus. „Nora, eigentlich müsste ich dich verabscheuen. Das weißt du, nicht wahr?“
    Sie sah ihn an und nickte. Dann schaute sie wieder in den Himmel und konzentrierte sich auf einen hellen Stern. „Ja, das weiß ich.“
    „Du hast Menschen mit Elektroschocks gequält. Ich versuche mir das gerade vorzustellen.“
    „Versuch’s besser erst gar nicht. Warum auch? Es gehört einfach zum Job. Manche Leute werden gern verprügelt. Andere werden gern ausgepeitscht. Und manche Leute mögen es, wenn Stromstöße durch ihren Körper laufen. Jeder hat so seine speziellen Vorlieben.“
    „Ich nicht.“
    „Keine Vorliebe zu haben ist auch eine Vorliebe.“
    „Vielen Dank, dass du mir nicht wieder was von Blümchensex erzählst.“
    „Wesley, warum bin ich hier?“
    „Wir füttern die Welse. Deshalb bist du hier.“
    „Du weißt, was ich meine.“
    Er schüttelte den Kopf. „Wenn du selbst nicht weißt, warum du hier bist, kann ich’s dir ganz bestimmt nicht sagen.“
    Nora lachte unbehaglich. Sie wusste nie, wie sie reagieren sollte, wenn Wesley so war wie jetzt. So distanziert, dass der halbe Meter zwischen ihnen zwei Meilen breit zu sein schien.
    „Es ist nett hier. Richtig schön. Der Pavillon gefällt mir.“
    „Meine Eltern haben hier geheiratet.“ Wesley drehte sich zu dem kleinen Häuschen um. „Direkt unter dem Bogen da. Und die Gäste haben sich entlang des Stegs aufgestellt wie eine Art Ehrengarde. Es war die Hochzeit des Jahres, hieß es. Sie wollen, dass ich auch hier draußen heirate.“
    Er ging zu dem gewölbten Eingang des weißen Pavillons und blickte den langen Steg entlang. „Ich bin oft hierhergekommen, wenn mir alles zu viel wurde. Es war ein hübscher, sicherer Platz, um an dich zu denken. Oder vielmehr, um zu versuchen, nicht an dich zu denken.“
    „Ich habe jeden Tag an dich gedacht, als wir getrennt waren“, bekannte Nora. „Jeden einzelnen Tag.“
    „Mir ging’s genauso. Egal, wie sehr ich versucht habe, dich mir aus dem Kopf zu schlagen. Ich kam her und stand hier und schaute in die Sterne. Und wenn ich mich dann umdrehte, sah ich dich auf mich zukommen.“
    „Heute Nacht bin ich auf dich zugekommen.“
    „Nicht so wie ich es mir erträumt habe.“ Er lächelte scheu. „In meinen Träumen … hattest du ein Hochzeitskleid an.“
    Nora zuckte innerlich zusammen. „Ich glaube, ich würde in einer weißen Spitzenrobe ziemlich albern aussehen.“
    „Nicht in meinen Träumen. In meinen Träumen warst du wunderschön.“
    Sie trat noch näher an ihn heran, wollte ihn berühren, hatte aber plötzlich Angst davor.
    „Wes, du solltest mich nicht so sehr lieben. Man kann mir vieles nachsagen, aber bestimmt nicht, dass ich die beste Frau für dich bin. Ich weiß nicht, warum ich hier bin, nur dass ich im Moment nirgends sonst sein kann. Ich könnte nicht gehen, selbst wenn ich wollte.“
    „Jedenfalls noch nicht. Aber du wirst gehen, stimmt’s?“
    Nora atmete heftig aus. „Eines Tages wirst du lernen, keine Fragen zu stellen, auf die du die Antwort nicht hören willst.“
    „Es gibt keinen Grund, dir diese Fragen nicht zu stellen. Du kannst mich nicht mehr verletzen, Nora. Nicht mehr, als du es ohnehin schon getan hast. Du hast mich zerbrochen.“
    „Ich wollte dir nicht wehtun. Ich habe versucht, dich zu retten.“
    „Wovor denn?“
    „Vor mir. Meinem Leben. Meiner Welt.“
    „Ich brauchte keine Rettung. Ich brauchte nur dich. Ich brauchte unser gemeinsames Leben in unserem Haus. Denn es war unser Haus, weißt du. Du hast es zwar gekauft. Aber es war unseres.“
    Nora hatte einen Kloß in der Kehle, und sie musste zweimal schlucken, um ihn loszuwerden.
    „Ich hätte dir dein Haus allein mit dem abkaufen können, was gerade auf meinem Bankkonto herumlag. So was ist nach den Maßstäben der Raileys Kleingeld. Und du weißt es nicht und hast es bestimmt auch nicht bemerkt, aber manchmal, wenn du deine Raten für die Hypothek an die Bank geschickt hast, habe ich den Scheck heimlich an mich genommen und zerrissen. Und dann habe ich die Rate von meinem Geld bezahlt, einfach so, weil ich es mir leisten konnte. Und so gesehen war es wirklich unser Haus.“
    Nora versuchte gar nicht erst, etwas zu sagen. Sie war sich nicht sicher, ob sie

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