Sklaverei
14 Jahren an zwei 17 -jährige Brüder aus dem Flüchtlingslager Quadura zu verkaufen. Die jungen Männer bezahlten 1150 Dinar (rund 1600 Dollar) für die Mädchen. Ein Jahr später wurde die Jüngere der beiden mit starken Vaginalblutungen ins Krankenhaus eingeliefert. Das Mädchen wies Spuren von Misshandlungen auf, und die ärztliche Untersuchung ergab, dass sie schwanger war. Auf Anzeige eines der Ärzte nahm die Polizei die Ermittlungen auf, und die jungen Männer, die die beiden Mädchen sexuell ausbeuteten, wurden verhaftet. Der Richter kam zu dem Schluss, da der Vater die beiden Mädchen verkauft habe und sie ihre Ehre (sprich: ihre Jungfräulichkeit) verloren hätten, müssten die beiden jungen Männer sie heiraten. Im Gerichtssaal waren nur die Männer anwesend, die Mädchen bekamen keine Gelegenheit, sich zu äußern. Der Fall wurde mit der Eheschließung zwischen den Mädchen und ihren Käufern abgeschlossen. Auf diese Weise legitimierte das Gericht die Versklavung von Frauen und bestätigte das Recht der Männer, sie vollkommen legal zu besitzen und auszubeuten. Doch die Zahl der 12 - und 13 -jährigen Mädchen, die sich auflehnen, nachdem sie in die Ehe mit älteren Männern verkauft wurden, nimmt zu. Viele mutige Mädchen aus dem Iran, aus Afghanistan und Palästina berichten, wie Ehefrauen im Kindesalter als Sexualobjekte und Haussklavinnen behandelt werden.
Aufgrund der Besetzung und der Zerrissenheit des palästinensischen Staatsgebietes gilt der Handel mit Frauen und Mädchen als Verstoß gegen internationales Recht, denn die israelischen und palästinensischen Militärposten gelten als Grenzübergänge. Die Existenz der Flüchtlingslager kompliziert das Problem weiter. Meine palästinensischen, jordanischen, libanesischen und israelischen Informanten bestätigen, dass in den Lagern die Ausbeutung und Misshandlung von Frauen und Mädchen am gravierendsten ist und in keiner Weise kontrolliert wird. Die Untersuchung gestaltete sich schwierig, und es war mir nicht möglich, Beweise zu sammeln. Der Fall der beiden Mädchen aus Turkalem ist jedoch ein gutes Beispiel.
Israel: Die erfreulichen Zahlen
Im Jahr 2000 verabschiedete das israelische Parlament, die Knesset, ein Gesetz gegen den Menschenhandel. Wie viele andere Länder setzte Israel die organisierte Prostitution und den Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung gleich. Damit reagiert das Parlament auf die Probleme der Behörden, die einerseits die Prostitution aus moralischen und dogmatischen Gründen verfolgen und andererseits Genehmigungen für Bordelle vergeben, in denen die Prostitution von Erwachsenen ausgeübt und die Ausbeutung von Minderjährigen versteckt wird.
Am 11 . November 2009 erklärte Jitzchak Aharonowitsch, der Minister für innere Sicherheit, vor der Knesset, die Regierung plane, schärfer gegen Zuhälter und Freier vorzugehen und diese mit bis zu 16 Jahren Haft zu bestrafen. Vor einem parlamentarischen Ausschuss zur Untersuchung des Frauenhandels versicherte er, er wolle die staatlich zugelassenen Bordelle überprüfen lassen und
versuchen
, deren Zulassungen zu widerrufen.
In der Sitzung kamen auch die Vertreter der Polizeikräfte zu Wort. Sie erklärten, in den vergangenen Jahren sei die organisierte Prostitution zurückgegangen, genau wie die Zahl der Frauen, die zur Zwangsprostitution nach Israel verschleppt worden seien.
In den vergangenen fünf Jahren habe ich nur in zwei Ländern die Behauptung gehört, das Phänomen der Zwangsprostitution befände sich auf dem Rückzug: In Kambodscha, wo die korrupte Polizei die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen deckt und fördert, und in Israel, wo es keinem der Abgeordneten einfiel, die vorgeladenen Polizeivertreter nach exakten Zahlen zu fragen. Aus den Daten von Interpol, Europol und der britischen Sonderstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens geht jedoch eindeutig hervor, dass Frauenhandel und Zwangsprostitution in aller Welt zunehmen.
Auch wenn Israel beteuert, die Zwangsprostitution im Griff und beinahe ausgerottet zu haben, stieß ich bei meinen Gesprächen mit leitenden Polizeibeamten und regionalen Organisationen zum Schutz der Opfer des Menschenhandels auf erstaunliche Zahlen. Zwischen 1990 und 2004 wurden pro Jahr zwischen 3000 und 3500 Frauen vor allem über Ägypten nach Israel eingeschleust und dort zur Prostitution gezwungen. Erst auf Druck der regionalen Hilfsorganisationen, der Vereinigten Staaten und der
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