Sklaverei
eingesperrt unter Bedingungen der Sklaverei leben würden, dass man ihnen die Papiere abnehmen würde und dass sie nicht in der Lage sein würden, sich frei zu bewegen und ein normales Leben zu führen.
Die Regierung möchte das Beste für israelische Frauen: Bildung, Fortschritt und Freiheit. Deshalb lässt sie zu, dass Ausländerinnen ins Land kommen und Arbeiten verrichten, die keine israelische Frau übernehmen würde, schon gar nicht unter den Bedingungen der Sklaverei. Die Mehrheit der befreiten Frauen stammt aus Usbekistan, Moldawien, Russland und der Ukraine, andere kommen aus Litauen, Kasachstan, Weißrussland und China. Die meisten sind unter 27 , und mindestens die Hälfte der Frauen hat Kinder, die in ihrem Heimatland auf sie warten. An dem Wunsch der Frauen, ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, und an der Bereitschaft, dafür wenn nötig große Opfer zu bringen, setzen die Menschenhändler den Hebel an. In einigen Fällen drohen sie auch damit, die Kinder zu ermorden, wenn die Frauen ihre Schulden nicht zurückzahlen.
Die Frauen aus Usbekistan sind durchweg Muslima. Ein spezieller Fall, der von einer israelischen Nichtregierungsorganisation dokumentiert wurde, betraf vier Frauen aus Usbekistan und eine aus China: Die Schlepper versprachen ihnen, sie nach Israel zu bringen, ihnen eine stattliche Summe zu bezahlen und eine legale Arbeit zu verschaffen – wenn sie eine Niere spendeten.
Organe für Israelis
Im Rahmen meiner Recherchen habe ich Hunderte von Beamten und Experten in aller Welt interviewt. Die Mehrheit der Polizeichefs, darunter auch der Mexikaner José Luis Santiago Vasconselos, der bis zu seinem Tod bei einem Flugzeugabsturz im Jahr 2008 Beauftragter für die Bekämpfung des organisierten Verbrechens in Mexiko war, wiederholte gebetsmühlenartig, der Organhandel sei ein Phantasieprodukt der Sensationspresse und komme in Wirklichkeit nur in Einzelfällen vor. »Es mag Fälle geben, aber sie sind extrem selten«, erklärten mir die Behördenvertreter in den unterschiedlichsten Ländern.
Israel ist eines der ganz wenigen Länder, in denen Fälle der Entführung und des Organhandels mit Menschen aus Ländern der Dritten Welt aufgedeckt wurden. Damit gaben die Behörden gleichzeitig zu, dass auf israelischem Staatsgebiet mit Organen gehandelt wird.
Am 5 . November 2009 gab der Jerusalemer Polizeichef Gilad Behat eine Pressekonferenz anlässlich der Verhaftung zweier Männer, die einem Ring von Organhändlern angehörten. Behat erklärte, Sammy Shem-Tov und Dimitri Orenstein seien des Menschen- und Organhandels überführt. Der 68 -jährige Shem-Tov war Mitarbeiter der Universitätsklinik Hadassah, wo er und sein Komplize Kontakte zu Angehörigen von Patienten herstellten, die auf der Warteliste für Spenderorgane standen. Die Mehrheit der Patienten warteten auf eine Nieren-, einige wenige auf eine Lebertransplantation. Nach Angaben der Klinik gehören Lebertransplantationen heute in aller Welt inzwischen zu den Standardoperationen.
Die Leber stammt in der Regel von einem kürzlich verstorbenen Spender mit einer gesunden Leber. Das Organ wird in einer gekühlten Salzlösung transportiert, in der sie sich acht Stunden lang hält. In diesem Zeitraum werden Untersuchungen durchgeführt, um sicherzustellen, dass Spender und Empfänger zueinander passen. Die kranke Leber wird über einen Schnitt im oberen Bauchbereich entfernt und durch die Spenderleber ersetzt. Die Operation kann bis zu zwölf Stunden dauern und erfordert Bluttransfusionen in erheblichem Umfang. Meist stammt das Spenderorgan von einem verstorbenen Spender, in seltenen Fällen stellt aber auch ein Lebendspender einen Teil seiner Leber zur Verfügung. Aufgrund der Schwere des Eingriffs ist dies mit gewissen Risiken für den Spender verbunden; doch die Leber kann sich bis zu einem gewissen Grad wieder regenerieren. Normalerweise sind nach einer erfolgreichen Transplantation die Lebern beider Beteiligten gut funktionsfähig.
Nachdem die Polizei auf Anzeigen in verschiedenen Tageszeitungen aufmerksam wurde, in denen gesunde Organspender gesucht und beträchtliche Belohnungen versprochen wurden, nahm sie die Ermittlungen auf. Die Anzeigen wurden in mehreren Sprachen veröffentlicht, darunter auch in Russisch und Spanisch. Polizeichef Behat erklärte, die Organe seien in Lateinamerika, den Philippinen und möglicherweise auch Ländern aus anderen Regionen entnommen und nach Israel transportiert worden.
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