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Sklaverei

Sklaverei

Titel: Sklaverei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Cacho
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Gruppe mit Ringen von Menschenhändlern in Argentinien, Chile, Kolumbien, Brasilien und Spanien zusammen, die ähnliche Seiten unterhielten, »um den Warenaustauch zu erleichtern«. Mit diesen Worten erklären es zumindest einige der leitenden Ermittler von SIEDO .
    Die Aussagen der Frauen und ihre »legalen Arbeitsverträge«, mit denen das Unternehmen die Frauen ins Ausland lockt, brachten die Ermittler auf eine wichtige Fährte. Der Menschenhandel steht in engem Zusammenhang mit einer Dienstleistung, die als »Escort-Service« bezeichnet wird. Sie können einfach ins Internet gehen und auf der Seite zonadivas.com eine Frau aus einem dieser Länder mieten. Aber woher weiß ein Kunde, ob diese Frau ihre Dienstleistung aus freien Stücken anbietet oder ob sie die Sklavin einer Bande von Menschenhändlern ist, die sie über unbezahlbare Schulden zur Prostitution zwingt? Er kann es nicht wissen, denn nach der Verhaftung einiger Köpfe taten die Betreiber der Seite alles, um sich in die »erlaubte Prostitution« einzuklinken und die Frauen so weiter im Sexgeschäft zirkulieren zu lassen.
    Ich versuchte herauszufinden, wer hinter dieser Seite steckt. Die mexikanische Staatsanwaltschaft vermutet die Hintermänner im organisierten Verbrechen und den mächtigsten Drogenkartellen des Landes, die Frauen als Geschenke, Trophäen oder Opfer kaufen und verkaufen, etwa um einen Geschäftsabschluss zu besiegeln oder mächtigen Männern für einen Gefallen zu danken. Unter anderem untersuchte die Staatsanwaltschaft, mit welchen Strategien die Menschenhändler ihre Aktivitäten verschleiern – zum Beispiel indem sie in ihren Bordellen erwachsene Frauen, Jugendliche und Mädchen sowie »freie« Prostituierte und Sklavinnen mischen.
    Die Informationen stimmten weitgehend mit dem überein, was ich bereits im Jahr 2005 in meinem Buch
Los Demonios del Edén
beschrieben hatte. Also beschloss ich, mich mit der damaligen Sonderstaatsanwältin für die Aufklärung des Menschenhandels und der Gewalt gegen Frauen, Dr. Alicia Elena Pérez Duarte, zu treffen. In unserem Gespräch konnte sie mir nicht mehr mitteilen als das, was bereits in der Presse veröffentlicht worden war, doch sie half mir, die Puzzleteile zusammenzufügen. Wir waren uns einig, dass diese Netzwerke untereinander in Verbindung stehen und dass es unsichtbare Beziehungen gibt, die sie beschützen. Ich ahnte, dass es dasselbe Netzwerk von Gouverneuren war, die auch den Kinderporno-Ring von Succar Kuri beschützten, doch ich hatte keine Beweise.
     
    Im April 2007 erhielt ich einen Anruf von Nemesio Lugo Félix, Sekretär der Kommission zur Verhinderung und Bestrafung des Menschenhandels. Lugo bat mich um eine Unterredung. Ich hatte ihn bereits früher in Zusammenhang mit meiner Recherche über Kinderpornographie interviewt, und einige der Namen tauchten auch im Zusammenhang mit anderen, noch nicht abgeschlossenen Ermittlungen auf. Ein Jahr zuvor war Lugo mit einigen Ermittlern der Einwanderungsbehörde der Vereinigten Staaten nach Cancún gekommen, um dort nach amerikanischen Straftätern zu fahnden.
    Lugo schlug vor, mich diesmal an einem öffentlichen Ort zu treffen. Also nannte ich ihm ein kleines Café im Zentrum von Cancún, das Freunden gehört und in dem wir uns ungestört unterhalten konnten. Während unseres Gesprächs fragte mich der Beamte zweimal, wie ich angesichts der Morddrohungen, die ich erhalten hatte, die Ruhe bewahrte. Ich erzählte ihm, dass ich mich in Psychotherapie befand und wie wichtig ein aktiver Freundeskreis für mich war. Er gab wenig von sich preis, und ich erfuhr nicht einmal, ob er verheiratet war oder nicht. Wir stimmten in unserer Einschätzung überein: Das Netzwerk divas.com hatte Arely, die junge Frau aus Venezuela, entführt. Lugo fragte mich direkt, ob ich Hinweise habe, dass die Regierungen der Bundesstaaten Nuevo León und Baja California oder der Stadt Tijuana in den Menschenhandel verstrickt waren. Ich erwiderte, dass ich lediglich die Aussagen der Opfer hatte, die bewiesen, dass die Lokale, in denen sie arbeiteten, von den Behörden geschützt und von der Polizei nicht angetastet werden. Lugo war besorgt, weil er im Zusammenhang mit seinen Ermittlungen auf den Namen eines engen Mitarbeiters von Joaquín »el Chapo« Guzman gestoßen war, dem mächtigsten Drogenboss Mexikos.
    Der Beamte versprach mir, wenn er Aufnahmen der angeblichen Telefonate zwischen dem verhafteten Menschenhändler und dem Bruder des Gouverneurs von Nuevo León

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