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Sklaverei

Sklaverei

Titel: Sklaverei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Cacho
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ist, nach wie vor als Lustobjekte. Dieses Muster ist nicht in allen Armeen der Welt dasselbe, doch in den mächtigsten bestehen diese gewalttätigen und frauenfeindlichen Werte weiterhin fort. In ihrer Ausbildung lernen die Soldaten, ihr Mitgefühl für das Leid anderer Menschen abzutöten; deshalb ist die Prostitution ein perfektes pädagogisches Instrument, denn auch hier geht es darum, jede Beziehung über den bloßen Genitalkontakt hinaus zu vermeiden.
    Der sexuelle Kontakt, ob in der Vergewaltigung oder im Bordell, dient der Abhärtung. Wie ich in Gesprächen mit Kriegsveteranen bestätigen konnte, reden sich die Soldaten ein, die 15 -jährigen Mädchen aus Kambodscha, den Philippinen, Peru oder El Salvador prostituierten sich, weil es ihnen Spaß mache, weil sie sich in sie verliebten, weil sie Soldaten besonders männlich fanden oder ganz einfach weil sie »geborene Nutten« seien. Natürlich spielt die Armee eine wichtige Rolle bei der Erziehung der Soldaten, sei es durch die Festigung der frauenfeindlichen Vorstellung oder durch die Verdinglichung von Menschen. Aber ein entscheidender Punkt wird gern übersehen: Jeder Mensch entscheidet selbst, inwieweit er die sexuelle Gewalt zu einem Teil seiner Persönlichkeit macht. Die Statistiken über Soldaten, die regelmäßig Prostituierte besuchen, sprechen für sich: Auch nach ihrer Heimkehr vom Kriegsschauplatz bevorzugen sie verwundbare Frauen und bezahlen für Gehorsam und Unterwerfung, um die Herren der Lage zu sein. Ken Franzblau, der mit seiner New Yorker Nichtregierungsorganisation Equality Now die Ausbeutung von Frauen untersucht, bestätigt, dass die Vergewaltigung in Kriegszeiten eine verheerende Wirkung entfaltet, vor allem in religiösen Gesellschaften, in denen der gesellschaftliche Ruf einer Familie von der Jungfräulichkeit und Treue ihrer Frauen abhängt. In diesem Kontext wirke die Vergewaltigung wie eine Bombe, die mitten im Alltag einschlägt und den größtmöglichen Schrecken verbreitet.
    Die Sozialwissenschaftlerin Kathryn Farr, emeritierte Professorin der University of Portland und Autorin zahlreicher Untersuchungen zum Frauenhandel, ist der Ansicht: »Die Sexsklaverei und die Vergewaltigungen durch Soldaten werden zumindest indirekt durch ein patriarchales System ermöglicht, das die Herrschaft über Frauen legitimiert und den Zugang zu Frauen kontrolliert. Die großen Weltreligionen sind ein Eckpfeiler dieses Systems, denn sie haben in der Vergangenheit die gesellschaftlichen Wertvorstellungen begründet und sind bis heute ein wichtiger Bezugspunkt für soziale Normen und Regeln, vor allem hinsichtlich des Geschlechterverhältnisses. [14]

9 Geldwäsche
    Die bösen Buben rauben die Banken heute nicht mehr aus –
sie kaufen sie einfach.
    Jeffrey Robinson, ›The Laundrymen‹
    Ein Wort, das schon immer meine Neugierde geweckt hat, ist der Begriff »offshore«. Es handelt sich um eine hübsche Umschreibung für alles, was sich jenseits der Grenzen eines Landes befindet und vor allem jenseits seiner Gesetze, etwa eine Karibikinsel oder ein Land mit einem strikten Bankgeheimnis. Ein Beispiel sind die Kaimaninseln, eine britische Besitzung südlich von Kuba und nordöstlich von Jamaika. Dort liegen die verborgenen Schatztruhen nicht nur auf dem Meeresgrund zwischen den Korallenriffen, sondern vor allem auf dem Land. Die Kaimaninseln sind ein tropisches Paradies für Geldwäscher, die ihre Einnahmen aus dem Handel mit Drogen, Waffen und Menschen gewinnbringend anlegen wollen. Unter der strahlenden Sonne, zwischen Yachten und Luxushotels, zirkulieren hier die am Fiskus vorbeigeschleusten Schwarzgelder, die Vermögen aus Immobilienspekulationen und das Kapital von Politikern, die verschwiegene Banken und rentable Anlagen für ihre illegalen Einnahmen suchen.
    Ich habe mich immer gefragt, woher Behörden ihre Zahlen nehmen, wenn sie die Umsätze und Einnahmen der internationalen Verbrechersyndikate schätzen. Als mir ein Agent der amerikanischen Drogenbekämpfungsbehörde DEA bei einem Interview in Mexiko-Stadt sagte, die Drogenschmuggler verdienten soundso viele Milliarden Dollar im Jahr, fragte ich ihn in meiner Naivität, warum die Behörden ihnen nicht einfach die Konten sperrten, warum sie keine Nachforschungen bei den Banken in der Schweiz, auf den Bahamas oder auf den Kaimaninseln anstellten oder warum sie deren Aktivitäten an der Wall Street nicht unterbanden. Er erklärte mir, das internationale Bankwesen werde zwar durch Gesetze

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