Sklavin der Hölle
Kaffee. »Ich weiß nicht mehr weiter, das muss ich Ihnen sagen.«
Ich lächelte. »Aber das war nicht der Grund, weshalb Sie uns hier haben treffen wollen.«
»Nein. Aber es könnte damit Zusammenhängen. Ich bin mir sogar sicher, dass dies der Fall ist.«
»Dann hören wir gern zu.«
»Ja, ja.« Sie nickte und fuhr sich durch’s Haar, dessen perfekte Frisur dadurch gelöst wurde. »Es ist wirklich alles so seltsam, was in diesem Laden passiert. Nicht nach außen hin, da war alles perfekt, aber mehr nach innen.«
»Und das bedeutet?«, fragte Suko.
»Es gab einen sehr direkten Zusammenhang zwischen Miro Maxwell und den Mitarbeiterinnen.«
»Auch bei Ihnen?«
»Nein, Inspektor, nicht bei mir. Ich war außen vor. Ich habe schon gedacht, dass ich zu alt für das Spiel bin.« Sie verengte ihre Augen. »Sie müssen sich vorstellen, dass Miro und seine Friseurinnen eine verschworene Gemeinschaft gebildet haben. Sie gluckten zusammen, auch nach Feierabend. Ich hatte mal das Glück, die Fetzen eines Gesprächs mitzubekommen. Dabei ist mehrmals das Wort Sklavin gefallen. Darunter vorstellen konnte ich mir in dieser Szenerie nichts. Die Zeiten der Sklaven sind wohl vorbei. Anscheinend nicht in unserem Salon. So sind aus Mitarbeiterinnen Sklavinnen geworden, obwohl ich darüber nur den Kopf schütteln und das nicht begreifen kann.«
»Anscheinend ist es so«, sagte ich. »Aber was könnte Miro und seine Sklavinnen dann Zusammenhalten?«
»Keine Ahnung.«
»Haben sie sich irgendwo heimlich getroffen?«, erkundigte sich Suko.
Donna Flagg nickte. »Ich glaube es. Und dieser Platz ist nicht mal weit entfernt.«
»Wieso?«
Sie deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger in Richtung Boden. »Ich gehe davon aus, dass es der Keller gewesen ist.« Sie nickte heftig. »Ja, unter dem Laden befindet sich ein Keller. Und der ist bestimmt nicht zu klein.«
»Waren Sie schon dort?«, wollte ich wissen.
»Das ist schon lange her. Ich kann mich kaum daran erinnern.«
»Was taten Sie dort unten?«
»Wir mussten einen Raum leer räumen. Miro hat auch einen Umbau vorgenommen.«
»Was wurde gemacht?«
»Ich kann es Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Aber auch unser Geschäft wurde etwas erweitert. Wegen manch prominenter Kundin. Sie saß dann am Ende des Taubenschlags – so nennen wir die Reihe und es wurde eine Wand quer gezogen, sodass niemand Einblick hatte. Das freute die Kundinnen natürlich.«
»Ist das heute Morgen auch vorgekommen?«, fragte ich.
»Ja.«
»Und wer saß dort?«
Donna Flagg schaute uns aus ihren klaren Augen an. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Als ich kam, war schon alles vorbei. Da stand die Wand bereits quer.«
Ich warf Suko einen Blick zu, und mein Freund sprach das aus, was auch ich dachte.
»Glenda.«
»Exakt.«
»Das ist möglich«, stimmte auch Donna zu. »Ist denn diese Frau so prominent, dass sie...«
Ich ließ sie nicht zu Ende sprechen. »Nein, nein, das auf keinen Fall, Mrs. Flagg. Es muss einen anderen Grund gegeben haben, und den kenne ich leider nicht.«
»Sie könnte Ersatz für Lina Davies gewesen sein«, meinte Suko.
Mir gelang es nicht, darauf eine Antwort zu geben, denn Donna Flagg war schneller.
» Lina Davies haben Sie gesagt?«, flüsterte sie.
Suko nickte. »Kennen Sie die Frau?«
»Klar, sie war eine Kollegin. Aber dann wurde sie plötzlich krank. Fast von einem Tag auf den anderen. Ich fand das seltsam, nur bekam ich auf Fragen keine Antworten. Miro und die Kolleginnen gaben sich sehr verschlossen. Jedenfalls war sie weg, und ein Ersatz für sie wurde nicht eingestellt. Es blieb bei fünf jüngeren Kolleginnen und bei mir.«
»Dann haben Sie eine besondere Aufgabe«, sagte ich.
»Ja und nein. Gut, ich mache die Termine, ich empfange die Herrschaften, aber ich frisiere nicht. Das überlasse ich den Jüngeren. Außerdem habe ich den Beruf nicht gelernt. Ich bin eigentlich Kosmetikerin. Hin und wieder helfe ich aus.«
»Aber Sie haben sich nie als Sklavin gefühlt?«, erkundigte sich Suko.
Donna Flagg riss ihre Augen weit auf. »Nein, wie kommen Sie denn darauf?«
»Das war nur eine Frage«, sagte ich.
Sie lächelte. »Kann sein, dass ich Miro nicht jung genug war. Aber jetzt würde ich sagen, dass ich mit meinem Alter Glück gehabt habe. Die Nähe zu diesem Mann ist nicht so gut.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich will es Ihnen sagen, Mr. Sinclair. Er kann sehr nett und jovial sein. Leider gibt es noch eine andere Seite, die kein Kunde sieht. Da holt er die
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