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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Vielleicht würde Haji Agha glauben, daß sie krank sei.
    »Ich glaube es nicht«, sagte der Chefeunuche, nachdem Kadar seine Botschaft ausgerichtet hatte. »Was ist mit dem Mädchen los?«
    »Ich möchte meinen, daß das offensichtlich ist, mein Lord.«
    Haji furchte die Stirn. Ja, es war offensichtlich. Haar war zweifellos verärgert, daß sie gestern ignoriert worden war. Die Europäer brauchten immer länger, sich an die Sitten im Orient zu gewöhnen. Sie würde zornig und eifersüchtig sein, und ihre Eifersucht würde sich vermutlich noch schlimmer äußern als ihre vorangegangene Abwehr.
    »Der Herrscher wird niemals glauben, daß sie krank ist«, sagte Haji mehr zu sich selbst, aber er beschloß, es wenigstens mit dieser Ausrede zu versuchen.
    »Vielleicht gibt er sich damit zufrieden, auch wenn er es nicht glaubt«, meinte Kadar. »Inzwischen kennt er doch ihr Temperament.«
    »Wir können es nur hoffen«, stellte Haji sorgenvoll fest. »Beim Barte des Propheten, das Mädchen macht mehr Schwierigkeiten, als es wert ist«, fügte er hinzu, als er zu den Gemächern des Herrschers aufbrach.
    Natürlich funktionierte es nicht.
    »Ist sie krank?« fragte Derek argwöhnisch.
    Haji konnte nur stammeln. »Ich…ich habe sie nicht selbst gesehen, aber … aber ihre Dienerinnen versichern …«
    »Krank oder nicht – Sie bringen sie zur ausgemachten Stunde her, Haji.«
    Das war es dann.

35

    Chantelle ging nun in ihrem Schlafzimmer hin und her. Sie war nicht mehr ruhig. Kadar und Adamma hatten sie während der letzten dreißig Minuten bearbeitet.
    »Bald wird der Juwelenhüter kommen«, sagte Kadar nun, »und die Garderobenmeisterin ebenfalls. Wollen Sie, daß man Ihnen nachsagt, Sie würden schmollen, weil Sie gestern nicht gerufen wurden?«
    Das erzürnte Chantelle. »Schmollen? Was für eine Idee! Ihr müßt wissen …«
    »Es macht keinen Unterschied, was Sie sagen, Lalla. Der Harem wird seine eigenen Schlüsse ziehen.«
    »Das ist mir egal.«
    »Wirklich?« fragten die beiden wie aus einem Mund.
    Chantelle betrachtete sie mit wildem Blick. Wie, zum Teufel, hatte man sie so schnell durchschaut? Verdammt, Stolz konnte recht peinlich sein.
    »Gut«, sagte sie gereizt, »aber wenn mir heute nacht der Kopf abgehackt wird, seid ihr schuld, weil ihr mich gezwungen habt, Jamil zu besuchen.«
    »Das wird nicht geschehen, Lalla.«
    »Wieso nicht?« rief sie zornig. »Wenn er mich nur anrührt, kratze ich ihm die Augen aus. Danach werden wir sehen, wie lange ich meinen Kopf noch oben behalte.«
    Adamma erbleichte, weil sie das ernst nahm, doch Kadar unterdrückte ein Grinsen. Die kleine Engländerin war wütend, nicht dumm, und außerdem war der Herrscher kein gefühlloser Mann. Er wußte, daß sie ihn nicht sehen wollte, also würde er das Schlimmste erwarten.
    257
    Derek erwartete tatsächlich das Schlimmste. Am klügsten wäre es gewesen, wenn er Haar ein paar Tage Zeit gegeben hätte, um ihren Groll zu überwinden, und das hatte er auch ursprünglich vorgehabt. Doch das war gestern gewesen. In der Annahme, er habe für eine Weile genug von Haar, hatte er Charity Woods zu sich beordert. Nun war die entzückende Charity bei ihm gewesen, und er hätte sich ihrer Reize bedienen können, doch er spielte den ganzen Abend Schach mit ihr und verlor, weil er ständig an Haar denken mußte und daran, wie sie auf seine vermeintliche Treulosigkeit reagieren würde.
    Der Ruf nach Charity Woods war obligatorisch. Derek hätte ihn höchstens auf später aufschieben können, aber dann wäre es vielleicht zu spät gewesen, denn der Zeitpunkt von Jamils Rückkehr war unbekannt. Und wenn es im Harem nicht publik geworden wäre, daß die Favoritin mit dem neuen Namen Jamila das Bett mit ihm geteilt hatte, würde sie später nicht freigelassen werden.
    Wäre sie nicht eine von Jamils Favoritinnen gewesen, hätte Derek einfach um ihre Freigabe bitten können. Da aber Omar darauf bestanden hatte, daß er mindestens eine von Jamils Frauen ins Bett mitnehmen müßte, hatte sich Charity Woods als Ideallösung angeboten. Doch mit der Regelung dieser Angelegenheit war er bei Haar auf dem Startpunkt gelandet.
    Sie beherrschte seine Gedanken und seinen Körper. Er war besessen von ihr. Das mußte er überwinden, ehe Jamil zurückkehrte. Seine Zukunft war schon verplant. Eine schöne Konkubine war darin nicht vorgesehen, die technisch nicht einmal ihm gehörte. Er besaß die zeitlich begrenzte Nutzung an ihr, das war alles. So konnte er nur in ihren

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