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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Art hingerichtet.
    Omar fuhr fort: »Aber Jamils Frauen? Natürlich sind die Sicherheitsvorkehrungen im Harem verstärkt worden, aber Jamil will kein Wort gegen seine Frauen hören, und auch ich neige dazu, sie zuallererst als Verdächtige einzustufen. Erstens schwärmt jede für Jamil, und was noch entscheidender ist – keiner ihrer Söhne würde profitieren, wenn nicht außer Jamil auch noch Selim und Murad sterben würden. Obwohl Selim verschwunden ist, lebt Murad hier in Barka, und auf sein Leben sind noch keine Anschläge verübt worden.«
    »Aber wenn jeder von Mustafas Söhnen sterben würde?«
    »Dann müßte der Divan entscheiden, ob Jamils Erstgeborener an die Macht käme.«
    »Man hat schon davon gehört«, meinte Derek, »daß eine erste Frau, eine Kadine, durch ihren Sohn regiert.«
    »Aber er ist erst sechs Jahre alt, Kasim. Wenn er älter wäre … Es wäre wahrscheinlicher, daß der Divan einen neuen Herrscher wählen würde, und Mustafas Linie wäre ausgeschieden.«
    »Aber Ihre Stimme könnte den Divan beeinflussen?«
    Omar lachte. »Bei Allah, Sie fügen dem Problem neue Aspekte hinzu, die nicht einmal ich erwogen habe. Ja, es stimmt, ich könnte den Divan lenken. Nach fünfunddreißig Jahren in der Eigenschaft als Großwesir rangiert meine Ansicht gleich hinter der des Herrschers. Aber die Tatsache besteht, daß keiner wissen kann, wie ich entscheiden würde – am wenigsten Jamils Frauen, wenn ich selbst noch nicht einmal an diese Möglichkeit gedacht habe. Aber nehmen Sie jetzt Platz, Kasim, setzen Sie sich! Wir haben noch genügend Zeit, darüber zu diskutieren, wer für all das Schlimme verantwortlich ist. Erzählen Sie mir: Wie sind Sie hergekommen? In den letzten Tagen sind keine neuen Schiffe eingelaufen, und die vorher habe ich überprüfen lassen.«
    »Ein Freund hat mir die Überfahrt auf einem der königlichen Kriegsschiffe vermittelt. Ich wäre gestern schon angekommen, aber wir hatten ein kleines Problem mit algerischen Piraten und wurden von unserer Begleitflotte getrennt. Ich denke, daß die Schiffe heute abend oder morgen eintreffen, wenn sie sich wieder vereinigt haben. Mich hat man letzte Nacht an der Küste abgesetzt, und diesen Morgen bin ich in die Stadt geritten. Ich brauchte einen guten Grund, in den Palast zu gelangen. Als Ahmad Khalifeh aus der Wüste aufzutreten, der dem Herrscher Tribut zollt – das erschien mir der beste Weg.«
    »Ah, die Pferde«, sagte Omar. »Wo haben Sie solche herrlichen Tiere gefunden?«
    »Gefunden?« Dereks Augen drückten einen Hauch von Stolz aus. »Ich züchte sie. Und Jamil sollte lange genug leben, um in Barka eine neue Linie aufzuziehen.«
    »Inshallah«, entgegnete Omar ernst.
    »Ja.« Derek nickte, jetzt ebenso ernst. »Wenn Gott will.«

13

    Derek Sinclair, Graf von Mulbury und zukünftiger Marquis von Hunstable, fühlte sich unglaublich guter Stimmung, seit er an diesem Morgen die Stadt betreten hatte. Die Bilder, die Geräusche und Gerüche, die ihn begrüßten, ließen ihn erkennen, wie sehr er diesen Teil der Welt vermißt hatte und wie leicht es war, wieder in die Haut eines türkischen Moslem zu schlüpfen.
    Es war nichts Englisches an den Basaren, die er durchquert hatte, wo Sandelholz-und Kautschukdüfte aus den Gewürzbuden die Luft schwängerten, Kamele vorbeitrotteten und Glöckchen im Wind bimmelten, die den Stand des Seidenhändlers in eine wehende, leuchtende Farbenorgie verwandelte. Ein Meer von Turbanen und kohleäugigen Frauen, geheimnisvoll verhüllt, wogte umher. Das Getöse der Händler, die um Preise feilschten, der süße Gesang der Nachtigallen in Bambuskäfigen, das Plätschern von Springbrunnen an jeder Ecke – das alles war Barka, von dem Derek gedacht hatte, er würde es nicht wiedererkennen.
    Und der Palast, der sich auf dem höchsten Hügel der Stadt über mehr als achtzig Quadratkilometer erstreckte, brachte einen Reichtum an längst vergessenen Erinnerungen zurück. Derek folgte Omar nun durch das Labyrinth. Bei seiner Ankunft war er nur bis zum äußeren Hof vorgedrungen, der von hohen Mauern umschlossen wurde, die das Waffenlager, die Münzanstalt, die Bäckerei, die Baracken der Wächter und andere Dienstgebäude schützten. Omar hatte ihn von seinem Büro aus durch mehrere Räume geleitet, die direkt in den inneren Palast führten. Somit hatte er den zweiten Hof umgangen, den nur Beamte oder Botschafter je betraten.
    Anders als der äußere Hof, der dem Volk üblicherweise leicht zugänglich war,

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