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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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erinnert werden.«
    Derek blickte zur Seite, ehe er sagte: »Ich habe ihre Worte noch im Kopf, als sie mich zu dem Schiff brachte. ›Ich kann nicht nach England zurück‹, erklärte sie. ›Und selbst wenn ich könnte … ich vermag keine Kinder mehr zu bekommen. Du bist der einzige, der unseren Namen weiterträgt, und das bedeutet in England genausoviel wie hier. Jamil kam zuerst auf die Welt. Dein Vater würde ihn niemals gehen lassen. Aber du bist alles, was ich meinem Vater geben kann, und ich liebe ihn, Kasim. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß er allein und ohne Hoffnung für die Zukunft sterben müßte. Du bist alles, was ihm von mir bleibt. Du wirst sein Erbe sein, seine Freude, sein Grund zu leben. Bitte hasse mich nicht, weil ich dich zu ihm schicke.«
    »Sie hatte kein Recht.«
    »Nein«, stimmte Derek sanft zu. »Aber ich erinnere mich auch an ihre Tränen, als das Schiff ablegte.«
    Sie sahen sich lange stumm an, dann gestand Jamil: »Ich weiß. Ich hörte sie oft weinen, wenn sie glaubte, allein zu sein, aber ich war damals jung und unversöhnlich. Ich verschloß mein Herz vor der Tatsache, daß sie dich ebenso wie ich vermißte. Ich weigerte mich zu glauben, daß sie dich trotz ihrer Handlung lieben könnte. Und ich haßte Mustafa eine lange Zeit, weil er ihr nachgegeben hatte.«
    »Er besaß damals viele Söhne, wenn wir auch seine Lieblinge waren.«
    »Suche keine Entschuldigungen für ihn, Kasim. Es geschah ihm recht, daß er später litt, als die Hälfte dieser Söhne starb, ehe sie den Harem verließ.«
    Diese haßerfüllte Feststellung ließ beide Brüder plötzlich lächeln. »Das meinst du nicht ernst«, erklärte Derek.
    »Nein«, entgegnete Jamil. »Aber zum Schluß beklagte er den Zustand, daß er nur mehr fünf Söhne besaß, und einen davon freiwillig hergegeben hatte. Natürlich konnte er über Omar fluchen, der als einziger von der Geschichte gewußt und ihn nicht abgehalten hatte, seiner Kadine den Willen zu tun.«
    Als sie sich beide umdrehten, um Omars Kommentar zu diesem Thema zu hören, bemerkten sie, daß der Großwesir den Raum verlassen hatte. Sie lächelten über das Taktgefühl des alten Mannes und ließen sich auf den Kissen nieder. Jamil bot seinem Bruder eine lange türkische Pfeife mit Bernsteinmundstück an, doch Derek schlug sie aus. Er lehnte sich in einer sehr englischen Pose zurück, indem er sich auf einen Ellenbogen stützte und die andere Hand auf das gebeugte Knie legte. Unter seinem nun offenen Burnus zeigte sich ein weißes Leinenhemd mit offenem Kragen, das in büffellederfarbenen Hosen steckte. An den Füßen trug Derek kniehohe Stiefel.
    Jamils türkische Hosen waren weit und locker. Sie endeten am Knie, womit sie sich der orientalischen Sitte anpaßten, mit gekreuzten Beinen zu sitzen, was Jamil auch tat. Seine Füße waren nackt, seine kragenlose Tunika aus grüner Seide geschneidert und am Hals mit gelben Edelsteinen bestickt, die auch in mehreren Lagen die manschettenlosen Ärmel schmückten. In der Mitte des Turbans prangte ein Smaragd von der Größe einer Walnuß. Nun, da die Brüder allein waren, nahm Jamil den Turban ab und schüttelte sein kohlschwarzes Haar, das ungefähr acht Zentimeter länger war als das von Derek.
    Als sich ihre Blicke wieder trafen, fragte Jamil ernst: »Hast du ihr verziehen?«
    »Ich glaube, als ich Robert Sinclair kennenlernte, verstand ich ihre Motive besser. Ich lernte ihn zu lieben, Jamil, wie sie ihn liebt.«
    »Und wie habe ich ihn gehaßt, weil er der Grund war, daß man dich mir fortgenommen hat.« Er sagte das ruhig, ohne die vorher zur Schau gestellte Hitzigkeit.
    »Anfangs ging es mir genauso. Ich haßte alles Englische. Doch dann hat mich ein kleines Mädchen von nur sechs Jahren in die Schranken gewiesen. Sie fragte mich: ›Wie kannst du nur so hochmütig und herablassend und gräßlich arrogant sein? Du bist nur ein Junge, und ein Waisenkind obendrein.‹«
    »Ein Waisenkind?«
    »Die Story hat unser Großvater verbreitet, um zu erklären, warum ich allein auf seiner Türschwelle auftauchte. Mein Vater sei ein ausländischer Diplomat gewesen, den meine Mutter in der Fremde geheiratet hatte. Beide Eltern seien gestorben, also müsse mich der Marquis großziehen. Die Geschichte war einfach und bewirkte Wohlwollen. Ah, das Wohlwollen …« Derek lachte. »Als ich gerade zwölf Jahre alt war, gab es ein bildhübsches Küchenmädchen, eine kleine Hure, die darauf bestand, mir zu zeigen, wie entgegenkommend

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