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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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bot sich der zweite Hof als abgeschiedener Garten dar, mit breiten Wegen zwischen den Rasenflächen, die in Tore oder flache Gebäude mündeten. Gazellen und Pfauen bewegten sich unter hohen Zypressen, verschwenderisch ausgestattete Pavillons standen für jede zeremonielle Gelegenheit bereit, und Sklaven plagten sich unter der heißen Sonne mit der Pflege der Blumenbeete ab.
    Der zweite Hof beherbergte die Büros der Palastbeamten und die Sitzungsräume, in denen sich der Divan mehrere Male in der Woche zusammenfand. Hier wurden fremde Diplomaten unterhalten, die Söhne des Herrschers beschnitten oder seine Töchter verheiratet und alle Festlichkeiten gefeiert. An diesen Hof grenzte der eisenbestückte Zaun an, der zum Harem führte.
    Auf der anderen Seite gab es ebenfalls ein Gitter, das einen dritten Hof einfriedete, mit dem Derek sehr vertraut war. Es handelte sich um einen intimeren Garten mit Kastanienbäumen und Mispelsträuchern und efeuumschlungenen Zypressen. Dort waren die Schatzkammer, der Thronraum und die Palastschule untergebracht. Hier gelangte man durch eine Pforte in die reich gekachelten Korridore, an die sich die Appartements des Herrschers anschlossen, die wiederum mit dem Harem verbunden waren.
    Omar führte Derek durch das Kernstück des Palastes, durch verschiedene Gänge und Zimmer, die sich an überwölbten Küchen, den Bädern, dem Harem, den Höfen entlangzogen und schließlich in dem Korridor mündeten, den die Konkubinen benützten, um die Räume ihres Gebieters zu erreichen.
    Endlich blieben sie vor einer großen Zedernholztür stehen, die von zwei stocksteifen Nubiern flankiert wurde. Nur weil Derek sich in der Begleitung des Großwesirs persönlich befand, war er nicht mindestens zwanzigmal von einer Armee von Wächtern aufgehalten worden, zumal Derek mit der heruntergezogenen Kapuze und dem gesenkten Kopf einen höchst verdächtigen Eindruck erweckte.
    »Ich hoffe, Sie haben irgendein Geheimwort ausgemacht, um diese Burschen zu mobilisieren, wenn etwas nicht stimmt«, meinte Derek nachdenklich.
    »Sie sind doch nach Waffen durchsucht worden, ehe Sie den Palast betreten haben, oder?«
    »Ja, aber was ist, wenn jemand eine Ihrer Frauen oder eines Ihrer Kinder kidnappt und Sie dadurch zwingt, ihn hier hereinzubringen?«
    Omar lachte leise. »Es gibt tatsächlich ein Signal, das bei Ihnen oder einem anderen eine sofortige Enthauptung zur Folge hätte. Ich bin froh, daß Sie sich so für unsere Sicherheitsmaßnahmen interessieren. Sie müssen so frei sein, alles vorzubringen, was Sie beschäftigt.«
    Derek nickte. »Ist Ihre Familie geschützt? Wenn Sie denjenigen töten, der sagt, man habe Ihre Familie entführt, rettet das keinen Ihrer Angehörigen.«
    »Meine Söhne, Enkel und Urenkel befinden sich in Sicherheit, soweit das überhaupt möglich ist. Meine Frauen?« Omar zuckte fatalistisch die Schultern, obwohl seine grauen Augen zwinkerten. »Es wäre kein großer Verlust, wenn ihnen etwas zustieße.«
    Derek unterdrückte ein Grinsen und blickte zur Tür. »Ich vermute, Sie müssen mich anmelden?«
    »Es wäre klug, falls Sie nicht wollen, daß sich seine persönlichen Wächter sofort auf Sie stürzen.«
    »Darauf kann ich verzichten«, meinte Derek trocken.
    »Ja, es lohnt sich nicht, Jamil überraschen zu wollen, obwohl er jedenfalls überrascht sein wird. Nachdem so viele Boten mit dem Leben bezahlen mußten, hat er die Hoffnung aufgegeben, daß ein Brief Sie doch noch erreichen würde, Kasim.« Bei der Erwähnung dieses Namens schaute Derek die Wächter an, doch Omar schüttelte den Kopf. »Jamils Türsteher sind stumm, ebenso wie seine Leibwächter.«
    Nun klopfte Omar an, wartete volle zehn Sekunden und trat dann ein. Derek folgte ihm auf den Fersen. Sie befanden sich in einem typisch orientalischen Raum, groß und nicht überladen. Schön geformte Onyxsäulen stützten eine mit Blumenmotiven bemalte Decke. Stucktäfelungen mit Blütenbildern oder geometrischen Mustern und Streifen mit Kalligraphie wechselten sich an den Wänden ab. Geschnitzte Gitter bedeckten die Fenster, ließen jedoch genügend Licht herein, das den Marmorboden überflutete, in dessen Mitte ein wunderbares Mosaik, eine Jagdszene, eingelassen war. Die wenigen Möbelstücke, ein paar niedrige Tische und ein einziger großer Schrank vor einer Wand, zeigten Einlegearbeiten aus Perlmutt. Es gab keine Stühle oder Sofas, auf die man sich hätte setzen können, nur ein flaches Podium mit verstreuten Kissen, auf dem

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