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Sklavin des Höhlenmenschen

Sklavin des Höhlenmenschen

Titel: Sklavin des Höhlenmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Morell
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Körper, aber noch musste sie warten, bis das Abbild des Gottes der Nacht voll war. Bis er dieselbe runde Form wie die Gottheit des Tages hatte. Die beiden waren sich ähnlich, ergänzten sich, auch wenn der nächtliche Herrscher milder war und den Menschen und Tieren erlaubte, ihn anzusehen, ohne sie dafür mit Blindheit zu strafen.
    Es war in den Tagen, als der Mond mehr als die Hälfte seiner Größe erreicht hatte, dass Burri zu weit ging.
    Siri war den ganzen Tag mit den anderen Frauen außerhalb des Zauns gewesen, um Holz zu sammeln und Wurzeln und Beeren zu suchen. Auch die alte Frau war dabei gewesen. Sie schloss sich Siri immer enger an, betrat zwar niemals Gandars Hütte, hockte sich aber davor hin, half Siri die von Gandar gejagten Tiere zu häuten, das Fell zu trocknen oder es abzuschaben, um Leder daraus zu machen. Sie sprach niemals vor den anderen, verständigte sich nur durch Zeichen, und Siri, die sich daran erinnern konnte, früher ebenfalls Frauen gesehen zu haben, die sich solche Zeichen gaben, machte es ihr bald nach.
    Gandar wusste davon, aber er sagte nichts, denn die Alte störte ihn nicht, noch erhob ein anderer Anspruch auf sie. Er beobachtete lediglich mit Neugier, wie Siri und sie sich mit Handzeichen, kleinen Gesten unterhielten, und begann sich zu fragen, ob sie aus demselben Stamm kamen.
    Burri dagegen sah es nicht gerne, dass die Sklavin sich zu eng an die Rivalin anschloss. Alle Männer hatten mehrere Frauen, aber sie war es nicht gewohnt, Gandar mit einer anderen zu teilen. Und schon gar nicht mit einer, die er ständig bestieg, während er sie, Burri, nicht einmal anrührte, obwohl sie jede Nacht direkt neben ihm lag. Stattdessen musste sie immer dulden, dass Gandar über sie hinweg zu seiner Sklavin kletterte – die er Rote nannte – und sich auf sie legte, sie streichelte, bis sie beide stöhnten.
    Er war einer der begehrtesten Männer des Stammes gewesen und war es noch, und Burri war stolz darauf gewesen, von ihm erwählt worden zu sein. Sie hatte die schönsten Felle bekommen, das feinste Leder verarbeitet, immer genug zu essen gehabt. Dann aber war Gandar eines Tages fortgegangen. Niemand hatte gewusst, weshalb. Er hatte ihr zu erklären versucht, dass es die Neugier war, und er hatte ihr viele Felle dagelassen, Vorräte, mit denen sie sich in ihre alte Sippe, die aus ihren Brüdern und Schwestern bestand, einkaufen konnte.
    Burri war wütend gewesen und hatte zugleich große Angst gehabt. Ohne Mann war eine Frau verloren. Und er musste wissen, dass sie sich einen anderen suchen musste, der sie ernährte. Aber es war ihm offenbar gleichgültig. Also hatte sie sich einen anderen Gefährten genommen, kaum, dass Gandar wenige Tage und Nächte fortgewesen war. Niemand hatte angenommen, ihn jemals wiederzusehen. Wer den Sippenverband verließ und fortging, war dem Tod geweiht. Nur in der Gruppe konnte man überleben.
    Aber Gandar war zurückgekehrt. Und hatte diese Sklavin mitgebracht, die – so behaupteten viele – den Geruch der Tiere mit sich trug, mit denen sie gelebt hatte. Burri hätte dies nicht stören müssen, denn sie hatte einen Mann, der sie bestieg, ihr einen Bauch gemacht hatte und für sie sorgte. Aber ihr missfiel dennoch, wie Gandar seine neue Sklavin ansah und wie er sich um sie sorgte. Sie war wütend geworden, als er sie sogar vom Stamm hatte aufnehmen lassen und den Ritus mit ihr vollzogen hatte. Sie war immer noch eine Sklavin, die nicht dieselben Rechte wie die anderen, zum Dorf gehörenden Frauen hatte, aber sie stand unter Gandars Schutz, gehörte nur ihm und lebte bei ihm in der Hütte, die er für Burri gebaut, und in der sie mit ihm gelebt hatte, bis er gegangen war. Burri begann die andere zu hassen. Und dann geschah es, dass ihr neuer Mann getötet wurde. Burri zögerte nicht lange, auf ihren alten Rechten zu beharren. Ihre Sippe war stark, bestand aus vielen Männern und Frauen. Gandar tat gut daran, sie zu fürchten und Burri wieder aufzunehmen und ihr den Platz zu geben, der ihr zustand.
    Aber es war ihr nicht gelungen, die Rivalin völlig zu vertreiben. Denn anstatt jetzt das Lager mit ihr zu teilen, die andere zu missachten, war Gandar zwar freundlich zu Burri, gab ihr, was sie brauchte, rührte sie aber nicht an. Er sah nur die andere, verfolgte sie, beschützte sie und bestieg sie sogar tagsüber, wenn Burri bei den anderen Frauen war.
    Diese Sklavin hatte es noch dazu verstanden, sich bei den anderen Frauen einzuschmeicheln, die ihr nie

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