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Sklavin des Wolfes (German Edition)

Sklavin des Wolfes (German Edition)

Titel: Sklavin des Wolfes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Laurent
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vor ihr zu verbergen, wie gekränkt er war. Aber es gelang ihm nicht. Sein Lächeln war eingefroren und er, der sonst sehr redegewandt und selbstsicher war, tat sich mit einem Mal schwer, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken.
    Irgendetwas änderte sich in ihrem Umgang miteinander. Zuerst unauffällig, schleichend. Beim nächsten Mal war Tiete freundlich wie immer. Sie wickelten das Geschäftliche ab, unterhielten sich noch ein bisschen. Manchmal hatte Mia den Eindruck, er musterte sie nachdenklicher, aber sie war sich fast sicher, dass sie sich das nur einbildete und bemühte sich, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren.
    Doch es blieb nicht bei der einen Einladung. Es war deshalb inzwischen ein eher ungutes Gefühl, ein Drücken in der Magengegend, wenn Mia daran dachte, dass er für einen bestimmten Tag auf ihrer Liste stand. Sie wünschte, sie hätte ihn nicht so undiplomatisch und spontan abgewiesen, denn obwohl er bestimmend auftrat, gefiel er ihr auch. Sie mochte Männer, die sich intelligent und selbstsicher gaben, anders als ihre Studienkollegen, die sie als zu unreif und jungenhaft empfunden hatte. Nun saß sie jedoch in der Zwickmühle. Es fiel ihr grundsätzlich schwer, von einem eingeschlagenen Kurs wieder abzuweichen, selbst wenn sie einsah, dass dieser falsch war.
    Wolfram Tiete wiederholte seinen Wunsch, sie möge mit ihm ausgehen und je öfter Mia ihm einen Korb gab, unter wechselndem Vorwand, desto dominanter wurde er. Aber im Gegensatz zum ersten Mal reagierte er auf ihre Absage gelassen. Sie verstand nicht, was er bezweckte, ob er ein Spiel mit ihr spielte und sie zermürben wollte. Er lächelte, aber es war kein natürliches Lächeln, eher ein aufgesetztes, bedrohliches. Als wollte er damit ausdrücken: Dann eben beim nächsten Mal, ich krieg dich noch.
    Mia wusste, sie betrog sich selbst, wenn sie nach Argumenten suchte, warum sie nicht mit ihm essen gehen wollte. Er würde sie bestimmt auch heute wieder fragen und wie immer würde sie mit Nein antworten. Aber warum eigentlich?
    Allein schon dieser Name. Wolfram. Igitt. Zwar gab es den nur auf seinen Geschäftsdrucksachen und allem anderen, was offiziell war. Gerufen wurde er Wolf, das wusste sie inzwischen. Aber war das viel besser?
    Bleib auf dem Teppich. Du willst doch wohl nicht ungerecht sein, rief sie sich zur Ordnung. Schließlich konnte er nichts dafür, dass ihm seine Eltern diesen bescheuerten Vornamen gegeben hatten. Mia kicherte leise. Ihr Gerechtigkeitssinn würde sie eines Tages noch umbringen. Doch dann dachte sie wieder verärgert, dass sie heute eigentlich früher nach Hause wollte und er ihr einen Strich durch ihre Pläne machte. Natürlich hätte sie ablehnen können, sie schaffe es nicht, ihr Terminplan sei voll. Aber sie musste eine Liste über alle Geschäftstermine führen und die Sorge, Tiete könne bei ihrem Chef anrufen und ihre Lüge könne auffliegen, war größer.
    Sie hatte lange darüber nachgedacht, warum er nicht aufgab. Es musste ihn doch langweilen oder kränken. Ging es darum, wer als Erster von diesem miesen Spiel zu genervt war, um weiterzumachen? Nein. Tiete war ein erfolgreicher Geschäftsmann, ein Stratege und ein Gewinner. Er wollte es wohl nicht hinnehmen, gegen einen starken Gegner zu verlieren. Sie war stark! Sie würde nicht nachgeben. Obwohl – es war da schon ein Kribbeln, wenn er sie durchdringend anschaute, das ihr ihre Entscheidung nicht leicht machte. Er war attraktiv. Sportlich und muskulös. Fast einen Kopf größer als Mia, ungefähr einsneunzig. Mit schwarzem Haar, das von ersten silbernen Strähnchen über den Ohren durchzogen wurde. Ungefähr Mitte bis Ende dreißig, also ein Mann im besten Alter. Willensstark, intelligent, erfolgreich. Dunkle Augen, die ihrem Blick niemals auswichen, ein energisches Kinn, selbstbewusste Haltung. Mia hatte manchmal das Gefühl, seine männliche Aura geradezu zu riechen. Bei einem Stier hätte man wohl von der personifizierten Potenz gesprochen.
    Wolfram Tiete. Wolfram. Wolf. War er ein Wolf im Schafspelz? Was würde er sich einfallen lassen, um sein Ziel zu erreichen? Sie musste auf der Hut sein.
    Die Tür zu Tietes Büro stand offen. Er musste ihre Schritte bereits auf dem Laminat klackern gehört haben, mit dem das Vorzimmer seiner Sekretärin ausgelegt war. Ehe sie dazu kam, anzuklopfen, hörte sie bereits seine Stimme.
    »Kommen Sie herein, Frau Kramer.«
    Mia betrat den Raum bewusst langsam. Er sollte nicht den Eindruck erhalten, sie hätte es

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