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Sklavin des Wolfes (German Edition)

Sklavin des Wolfes (German Edition)

Titel: Sklavin des Wolfes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Laurent
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eilig.
    »Guten Abend, Herr Tiete. Was kann ich heute für Sie tun? Es ist sicherlich sehr wichtig, da Sie extra um einen schnellen Termin gebeten haben.«
    Sein Blick erschien ihr vorwurfsvoll. Hätte er eine Brille getragen, hätte er Mia bestimmt maßregelnd über den Rand hinweg angeschaut. Sie ahnte warum. Sie hatte die unausgesprochenen Regeln verletzt und sofort eine provokante Frage gestellt, statt zuerst Smalltalk zu halten, sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Immer seltener gelang es ihr, die Geduld dafür aufzubringen. Schon gar nicht, wenn er ihre Pläne durchkreuzte und sei es nur, dass sie den Beginn des Spielfilms verpasste, den sie sich heute gönnen wollte.
    Tiete kam auf sie zu, reichte ihr seine Hand und deutete zu Mias Überraschung einen Handkuss an. War er jetzt völlig übergeschnappt oder war das eine neue Masche? Wenn sie jedoch ehrlich war, gefiel ihr diese Geste. Was war nur mit ihr los? Verdammt, war es heute warm in diesem Büro.
    Er setzte sich in einen der vier schwarzen Ledersessel der Besprechungsecke und forderte Mia mit einer lässigen Handbewegung auf, ebenfalls Platz zu nehmen.
    »Hier«, sagte er und reichte ihr einen Prospekt. »Ihre Papierempfehlung war genau die richtige. Schönes Ergebnis. Der Kunde war sehr zufrieden.«
    War das alles? Hatte er sie nur deshalb zu sich gerufen? Mia blätterte den Prospekt flüchtig durch. Er hatte Recht, die Farben der Bilder kamen auf dem Papier sehr schön zur Geltung. Sie sollte ihn um ein Exemplar als Muster bitten, das sie auch anderen Kunden zeigen könnte. Aber er hätte ihn ihr doch auch bei ihrem nächsten regulären Termin zeigen oder ihr einfach am Telefon ein Lob aussprechen können. Warum dieser Termin?
    »Prima, sehr schön. Freut mich, dass Sie zufrieden sind, Herr Tiete. Und nun möchten Sie gleich eine größere Menge von diesem Papier nachbestellen?«
    Tietes entspannte Gesichtszüge verhärteten sich. »Denken Sie auch mal an etwas anderes als das Geschäftliche?«
    Mia versuchte möglichst gleichgültig zu wirken und zog kurz die Schultern hoch. »Sicher, warum?«
    Er beugte sich ein wenig vor, nahm ihr den Prospekt aus der Hand und hielt sie fest, ehe sie ihre Hand zurückziehen konnte. »Wie lange möchten Sie mich noch hinhalten? Geben Sie mir heute wieder einen Korb, wenn ich Sie bitte, mit mir essen zu gehen?«
    Mia hatte Mühe seinem Blick standzuhalten. Die dunkelgrauen Augen schienen sie zu durchbohren. Was für lange, schöne Wimpern er hatte, beneidenswert. Mia richtete sich ein wenig mehr auf. Sie zögerte noch, ihm ihre Hand zu entziehen.
    »Ich – Sie wissen doch, ähm, ich habe schon etwas vor.«
    Verflixt, das wäre der geeignete Moment zum Einlenken gewesen. Mia biss sich auf die Lippe. Idiotin! Jede andere Frau würde sich glücklich schätzen, von diesem Mann eingeladen zu werden. Warum schaffte sie es nicht, ihre verbohrte Haltung aufzugeben?
    Tiete ließ ihre Hand los und setzte sich wieder zurück. Er zupfte das Sakko aus exklusivem anthrazitgrauem Tuch zurecht und schlug die Beine übereinander. Es war kein gutes Gefühl, ihn zurückzuweisen. Inzwischen dachte sie schon gar nicht mehr darüber nach, was sie ihm zur Antwort gab. Es war eine eingeschliffene Automatik. Doch trotzdem kam sie sich schuldig vor. Es war nicht fair. Sie müsste ihm einen wirklichen Grund nennen, dass sie eine Verquickung von Geschäftlichem und Privatem nicht wünsche, oder so etwas. Aber die Wahrheit war, sie wäre eigentlich gern mit ihm ausgegangen, wenn sie keine Angst hätte, es blieb nicht nur beim Essen. Möglicherweise würde er sie noch mehr bedrängen, wenn sie erst einmal nachgegeben hatte. Aber auch das wäre doch in Ordnung. Jede Faser ihres Körpers war von einem ungestillten Verlangen erfüllt.
    Mia schaute an ihm vorbei auf ein Bild an der Wand. Sie ertrug es nicht, dass er sie auf eine Art ansah, als wisse er, dass sie nicht die Wahrheit sagte. Sie war sich seines taxierenden Blickes bewusst und ihre Hände zitterten. Warum nur war sie so verdammt feige? Sie schlang die Finger ineinander, um sich zu beruhigen.
    »Nun, wann gehen Sie endlich mit mir aus? Lassen Sie uns doch mal gemeinsam nach einem Tag in Ihrem Terminkalender suchen. Wenn Sie am Wochenende keine Zeit haben, dann vielleicht an einem Donnerstag?«
    Sie überwand sich, ihn anzuschauen. »Nein, Donnerstags geht es auch nicht«, erwiderte sie so ruhig, wie es unter seinem prüfenden Blick möglich war, der ihre Haut allmählich zum Glühen

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