Sklavin des Wolfes (German Edition)
hatte er nicht. Er hob sie an die Nase und roch daran. Betörend. Es war nicht nur der Duft der Blüte, viel wichtiger war, er roch Mia. Und in dieser Geruchsnote lag ein heißes Begehren. Seine Anspannung ließ ein wenig nach.
Aber er war noch nicht in der Stimmung, irgendwelche Liebesschwüre zu lesen. Eigentlich erwartete er etwas anderes als einen Brief und eine Rose. Etwas wirklich Aufregendes.
Am besten erst einmal duschen und den Alltag abwaschen, wie er dieses allabendliche Ritual für sich selbst betitelte. Vorher aber noch die Schiebetüren im Anbau öffnen und frische Luft hereinlassen. Vielleicht brauchte auch der Garten Wasser. Obwohl – das hatte noch Zeit. Der Abend war noch lang genug. Er stellte die Rose in eine schlanke Vase und sog noch einmal tief die Luft ein. »Mia, wo bist du?«, flüsterte er vor sich hin. »Wo bleibst du? Warum lässt du mich warten?«
Wolf summte unter der Dusche melancholisch vor sich hin. Seine Gedanken waren ununterbrochen bei Mia. Was sie wohl gerade machte? Würde sie sich bei ihm melden, betteln, flehen oder ihm eine Überraschung bieten, über die sie gerade nachdachte? Er verbat sich den trostlosen Gedanken, dass er sie nie wiedersehen würde.
Anschließend zog er seine Lieblingshose mit den Seitenstreifen an und ein dazu passendes einfaches Poloshirt. Dann nahm er das Kuvert vom Wohnzimmertisch und ging damit nach hinten. Der Umschlag enthielt eine Faltkarte und darin festgeklebt drei kleine Schlüssel. Während er mit der einen Hand ohne hinzusehen die Schiebetür öffnete, hielt er mit der anderen die aufgeschlagene Karte und las.
»Liebster Wolf. Ich hoffe, das Paket auf deiner Terrasse ist dir Beweis genug, wie sehr ich dich liebe und begehre. Mach damit, was du willst. Mia«
Im selben Augenblick fiel sein Blick auf das glänzende rote Einwickelpapier, auf dem sich matte Herzchen abhoben. Der Gegenstand darin musste sehr groß sein. Das Papier war mehrfach aneinander geklebt worden, um die ganze Fläche zu bedecken. Der Karton maß mindestens siebzig mal siebzig Zentimeter in der Grundfläche und war sogar noch höher.
Als er genauer hinsah, fiel ihm auf, dass das Papier den Karton doch nicht vollständig abdeckte. Im oberen Teil waren Löcher hinein geschnitten, ein wenig ungelenk, etwa drei Zentimeter im Durchmesser. Auf einer Seite hing aus einem dieser Löcher eine Leine heraus, verschwand im nächsten Loch und kam im übernächsten wieder heraus. Zwischen dem ersten und dem dritten war ein Vorhängeschloss eingehängt und verhinderte, dass das, was sich in der Schachtel befand, was auch immer es war, die Leine nach innen zog.
Ein Tier.
Mia hatte ihm einen Hund geschenkt. Oder vielleicht etwas Exotisches? Am Ende sogar einen jungen Wolf? Er hielt erschrocken den Atem an. Aber – was sollte er denn damit anfangen? Was war das denn für eine Art von Liebesbeweis?
Das Papier war nach oben zusammengerafft, mit einer stabilen Kordel zugebunden. Wolf zögerte. Was es auch war, es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als es auszupacken. Falls sich wirklich ein Tier in der Verpackung befand, durfte er es nicht verdursten und verhungern lassen. Aber er würde es ganz bestimmt nicht behalten. Allerdings hätte ein Tier bestimmt andere Geräusche von sich gegeben, im Karton gekratzt oder geschart. Doch das Wenige, was er hörte, passte nicht dazu. Er spürte verärgert, wie sich eine erneute Anspannung in ihm aufbaute. Zusätzlicher Stress war das Letzte, wonach ihm der Sinn stand. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Er legte die Karte mit den Schlüsseln auf dem Terrassentisch ab. Dann ging er in die Hocke und legte das Ohr an eines der Löcher der Schachtel. Zuerst hörte er nichts, dann aber ein leises schweres Atmen. Er presste seine Nase gegen das Loch und schnüffelte. Mias Parfum. Entschlossen löste er die Kordel und riss das Papier auseinander. Der Anblick, der sich ihm bot, verschlug ihm zunächst die Sprache. Der aufsteigende Ärger war verschwunden. Erregung erfasste ihn.
Der Karton war oben offen, nur von dem Papier bedeckt gewesen und in diesem Karton saß Mia auf einem kleinen Kissen, die Beine stark angewinkelt, damit sie überhaupt hinein passte, den Kopf tief zwischen die leicht gespreizten Knie gesenkt. Wie viel Zeit sie wohl schon in dieser zusammengestauchten Position verbrachte? War sie vielleicht ohnmächtig, weil sie zu wenig Luft in ihrem Gefängnis bekommen hatte? Nein. Erleichterung breitete sich in ihm aus. Mia hatte
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