Sklavin des Wolfes (German Edition)
hatte er im Schlafzimmer zurückgelassen. Er musste sich beeilen.
Wolf drückte den geheimen Schalter, der die Werkbank samt ihrem darüber an der Wand angebrachten Werkzeugregal nach vorne schob. Eine dünne Doppelwand, die dem einzigen Zweck diente, die eigentliche Mauer mit der Geheimtür zu verstecken. Dann gab er einen Zahlencode auf dem Kästchen neben der Tür ein. Mit leisem Zischen entwich die Druckluft, die die Tür luft- und schalldicht in den Rahmen presste. Von zwei Wandschienen getragen glitt sie auf die Seite.
Nun denn. Es musste sein. Wie immer warf er einen letzten prüfenden Blick auf die Programmierung des Zeitschlosses, dann trat er entschlossen in den kleinen Raum hinein, dessen Wände er vor Jahren mit einer speziellen Schalldämmung präpariert hatte. Kahle schmucklose Betonwände. Eine einzelne Lampe unter der Decke, von einem festgeschraubten Metallgitter geschützt. Ein Eimer mit Wasser.
Der nächste Schub ließ ihn fast in die Knie gehen. Mühsam stemmte er sich nach oben und drückte den Knopf auf der Innenseite. Die Tür schwang fast lautlos in den Rahmen zurück und nur ein leises Brummen kündete davon, dass sie ausbruchsicher verschlossen wurde. Sechsunddreißig Stunden.
Mit gekrümmtem Rücken humpelte Wolf zu der Matratze, die am Boden lag und ließ sich fallen. Dann wartete er. Bis vor kurzem war er von einem tiefen Optimismus erfüllt gewesen, es wäre richtig, Mia bald in sein Geheimnis einzuweihen. Sie war die erste Frau, von der er glaubte, dass sie stark genug war, sein wahres Ich zu akzeptieren.
Mia. Sie war der Gedanke, an dem er sich festklammern musste. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er das Bewusstsein verlor. Mia. Als er sie das erste Mal gesehen hatte, wurde er von dem Gefühl beherrscht, sein Herz müsse augenblicklich aussetzen. Ihre Ausstrahlung zog ihn magisch an. Nur mit Mühe hatte er sich beherrscht und zunächst Erkundigungen über sie eingezogen, statt einen übereilten Entschluss zu fassen. Immer öfter gestand er sich ein, dass er sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen wollte. Ihre Zurückweisung war für kurze Zeit ein Schock gewesen. Spürte sie unbewusst, dass er anders war? Aber er wollte nicht länger einsam sein. Er schnappte nach Luft, ein letztes Aufbäumen. Mia. Dann setzte sein Bewusstsein aus.
Devotes Spiel
Der Frühstückstisch war reichlich gedeckt, mit Schinken, Käse und Marmelade. Als hätte Lea einen siebten Sinn für besondere Situationen, hatte sie an diesem Morgen bei Mia geklingelt und sie aufgefordert, zu ihr rüber zu kommen.
»Hm, frische Brötchen. Danke. Du bist die Beste. Schläft Conny noch?«
»Nein, sie übernachtet bei einer Freundin. Ist mir sehr recht. Im Augenblick ist sie ziemlich anstrengend.«
Während sie gemütlich frühstückten, erzählte Mia, dass Wolf krank war. »Was meinst du – soll ich nachher nicht einfach hinfahren und schauen, ob es ihm schon besser geht?«
Lea verdrehte die Augen. »Tu, was du nicht lassen kannst.«
»Du findest also, ich sollte es nicht machen.«
»Er wird sich schon melden, wenn er sich besser fühlt. Vielleicht schläft er gerade tief und fest, wenn du dort reinschneist. Lass ihn doch einfach in Ruhe.«
»Hm.«
Mia hielt es nicht länger aus. Sie wählte Wolfs Nummer und wartete, aber der Einzige, der ihr Auskunft gab und antwortete, war sein Anrufbeantworter.
»Hallo, Wolf, hier Mia.« Wie blöd, das sah er doch auf dem Display. »Geht’s dir besser? Ich vermisse dich. Ruf mich bitte an, wenn du ausgeschlafen hast.«
Kein Rückruf.
Gegen Abend warf Mia alle Bedenken über den Haufen. Sie setzte sich ins Auto und fuhr hin. Auf ihr Klingeln öffnete niemand und das Gartentor war verschlossen. Wolfs Wagen stand im Carport. War es möglich, dass er so fest schlief und ihr Klingeln nicht hörte? Verdammt, sie hatte nicht einmal einen Schlüssel zu seinem Haus, um selbst nachzusehen. Unverrichteter Dinge fuhr sie wieder heim.
Wolf erster Gedanke, als die Tür wieder aufging, war, Mia anzurufen. Aber dann überlegte er, dass sie kaum zwanzig Minuten zu ihm brauchte, und er war sich nicht sicher, ob er bis dahin wieder passabel aussah. Also hörte er nur den Anrufbeantworter ab, bevor er unter die Dusche ging. Mia hatte fünf Mal auf den Anrufbeantworter gesprochen. Zuerst besorgt, freundlich, dann flehend, zuletzt meinte er Unverständnis und Verärgerung heraus zu hören. Sein Blut gefror fast, als er hörte, dass sie da gewesen war und sich gewundert hatte, dass
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