Sklavin des Wolfes (German Edition)
einstieg. Es war lange her, dass er Gelegenheit gehabt hatte ihr von Ferne, wie ein Außenstehender, zuzuschauen. Sie war nur kurz vorbei gekommen, um ihn zu umarmen und zu küssen, eine Tasse Kaffee mit ihm zu trinken und nun war sie fort zum nächsten Termin. Heute Abend würden sie sich nicht sehen.
Es dauerte nur Sekunden, ehe sie den Motor startete und losfuhr. Er studierte jede ihrer Reaktionen, analysierte, wie sie über den Parkplatz ging. Er wusste genau, wann sie entspannt oder wann sie aufgewühlt war. Es machte ihn nach wie vor zufrieden, wenn er sah, wie er sie aus der Fassung brachte, wie sie sich nicht von ihm lösen mochte. Er würde sein Ziel erreichen. Geduld und Beharrlichkeit waren zwei seiner vorrangigen Charaktereigenschaften.
»Du ahnst noch gar nicht, wie viel von einem Wolf wirklich in mir steckt, Mia. Nomen est omen« , sprach er vor sich hin. Nur wusste er nicht, wann er es ihr endlich sagen würde.
Er ging hinüber zu den Schränken aus dunklem Holz und holte aus dem integrierten, mit Spiegeln ausgekleideten Fach eine Flasche Grappa und ein Glas. Dann setzte er sich in denselben Sessel, in dem er zuvor gesessen hatte, goss sich ein, trank langsam und genussvoll. Dabei stellte er sich Mia vor, wie sie ihm gegenüber gesessen hatte.
Er musste bei dem Gedanken lächeln, wie gut bislang alles gelaufen war. Sie hatte keine Ahnung, dass sie ihm wie eine Beute in die Falle gegangen war. Aber manchmal fühlte beinahe er sich selbst wie in einer Falle. Gefangen von den Gefühlen und der Leidenschaft, die er ihr entgegen brachte.
Er würde niemals die erste Begegnung mit ihr vergessen. Seine Sekretärin hatte ihm nur den Nachnamen im Terminkalender eingetragen. Kramer. Der neue Vertreter des Papierherstellers. Jedoch entpuppte sich der Herr als attraktive junge Frau. Ein Adrenalinstoß war durch Wolfs Adern gefegt und ihr Anblick war von da an unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt. Er benötigte keinen Fotoabzug von ihr. Wenn er die Augen schloss, sah er sie vor sich. Das in plakativem Blumendesign gemusterte Kleid. Der weich fallende Stoff umschmeichelte ihre schlanke Figur und betonte ihre Rundungen. In Sekundenschnelle hatten seine Augen sie von oben bis unten abgetastet und er musste sich mächtig anstrengen, sie nicht zu auffällig anzustarren, obwohl er kaum den Blick von ihr wenden mochte.
Wolf seufzte. Sein Verlangen wurde bei dieser Erinnerung noch größer. Sie hatte seinen Jagdinstinkt geweckt. Bei diesem Gedanken musste er schmunzeln. Er ertrank in ihrem Blick, den rehbraunen Augen mit den kleinen gelbgrünen Einschlüssen. Er hing an ihren sinnlich geschwungenen Lippen und den kleinen Grübchen, die sich vertieften, wenn sie lächelte. Wolf schüttelte über sich selbst den Kopf. Sie weckte sogar eine schlummernde romantische Ader in ihm. Aber das würde vorübergehen. Er wusste es. Das Tier in ihm war stärker als jegliche Sentimentalität.
Wolf leerte sein Glas und schenkte sich nach. Mia. Sie war der erste Gedanke, wenn er aufwachte, und war der letzte, bevor er einschlief. Ihr Name pulsierte durch seine Adern, hatte ihn infiziert wie ein Virus und versetzte seinen Körper in ein von innen heraus verzehrendes Feuer.
»Mia«, murmelte Wolf. »Mein. Mein Besitz.«
Er stand auf, räumte Flasche und Glas auf, trat vor den Spiegel, der in einem ausladenden alten Barockrahmen an der Wand hing und prüfte den Sitz seiner Krawatte.
Sie waren fast vollzählig. Sechs Männer, alle mit dunkelbraunen bis schwarzen Haaren, groß, schlank und durchtrainiert, in eleganten Anzügen, mit teuren Uhren, durch und durch attraktiv. Nur einer trug eine Narbe quer über das Gesicht, was seine Erscheinung jedoch keineswegs schmälerte, ihm lediglich ein etwas verwegeneres Aussehen gab.
Die hübsche Bedienung wirkte unsicher und verlegen, als sie die Getränke in den kleinen, vom übrigen Restaurant durch eine Tür abgeschotteten Raum brachte. Ihre Hand zitterte und sie wagte kaum aufzuschauen. Die geballte Ladung Testosteron, die in der Luft lag, war kaum auszuhalten, obwohl sie selbst ihre Unsicherheit bestimmt nur auf die Abwesenheit von Frauen schob.
Roman de Beauvoir legte seinen Arm um die Taille der jungen Frau, nachdem sie bei ihm als Letztem ein Glas Rotwein eingegossen hatte und zog sie an sich.
»Wann haben Sie Feierabend, mein hübsches Kind?«, murmelte er und schaute sie von unten mit einem Blick an, der selbst Diamanten geschmolzen hätte. Verunsichert hielt die
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