Sklavin des Wolfes (German Edition)
Bedienung die Luft an.
»Roman!«
Der scharfe Tonfall verfehlte nicht seine Wirkung. Roman nahm seinen Arm zurück, verbeugte sich entschuldigend, und die Kellnerin rannte hinaus, als würde der Teufel sie verfolgen.
»Excuse moi, entschuldige mein ungebührliches Benehmen, Marquis des Loups, aber bei so frischem jungem Blut kann ich nie widerstehen«, entschuldigte sich Roman und neigte unterwürfig den Kopf.
»Nenn mich nicht so«, knurrte Wolf. »Das ist lange her.«
»Aber nicht doch, Marquis. Oder willst du neuerdings deine Position abtreten?«, spottete Marcel Montand.
»Lasst uns anstoßen, auf unser Wiedersehen, und einen Moment unserem Freund Adelard gedenken.«
Nur der Klang der aneinander stoßenden Gläser war zu hören. Adelard war einem nächtlichen Autounfall zum Opfer gefallen. Die Schlagzeile hatte auf den Titelseiten sämtlicher Tageszeitungen geprangt und wilde Spekulationen über den Lebenswandel des attraktiven Junggesellens ausgelöst. Adelar Roquefort war Inhaber nobler Nachtclubs und machte keinen Hehl daraus, sich mit schönen jungen Damen zu umgeben. Das allein erklärte allerdings nicht, warum er morgens tot auf einer Landstraße gefunden wurde, in einem Waldstück, das schlecht beleuchtet war. Splitterfasernackt und Kilometer von seinem Wagen entfernt, der einen Tag später anhand des Kennzeichens, das von den Radiosendern durchgegeben worden war, von Spaziergängern auf einem Parkplatz erkannt wurde.
Marcel brach als erster das Schweigen. »Wir sind in Lebensgefahr.«
»Nein, das sind wir nicht, wenn wir uns vorsichtig verhalten«, widersprach Wolf. »Und nicht dumm wie Adelar«, fügte er mit leisem Bedauern hinzu.
»Ach komm schon, Marquis, wir ziehen uns alle bei Vollmond zurück, um uns nicht irgendeiner Gefahr auszusetzen. Aber was nützt das, wenn wir keine Gefährtin finden, um uns fortzupflanzen?«
»Irgendwann wird jeder von uns eine Frau finden.« Wolf schaute einen nach dem anderen durchdringend an. »Vielleicht bin ich der erste von uns, der sich vermählt.«
Auf dem Heimweg dachte Wolf über den Abend nach. Marquis des Loups. Er lachte bitter auf. Der Marquis der Wölfe. Was für ein Titel. Der Anführer einer Bruderschaft von … das war inzwischen bedeutungslos. Es gab nur noch ein Ziel. Mia.
Böses Erwachen
Was er sich wohl diesmal für Überraschungen ausgedacht hatte? Jedes Treffen mit Wolf avancierte zu einem Erlebnis der besonderen Art. Seit sie sich ihm als Geschenk präsentiert hatte, hielt sie sich kaum noch in ihrer eigenen Wohnung auf. Sie war stets voller Erwartung, was er geplant hatte, wäre aber auch nicht enttäuscht gewesen, wenn es einfach mal ein ruhiger, romantischer Abend würde. Diese Wochenenden waren spannend, aber sie waren auch auf eine gewisse Weise erschöpfend. Wolf zeigte ihr auf eine angenehme und aufregende Weise, dass er der Herr in diesem erotischen Rollenspiel war. Mia war ehrlich genug zu sich selbst, um sich einzugestehen, dass sie nicht mehr ohne ihn sein konnte. Sie musste lachen, wenn sie daran zurückdachte, wie widerspenstig sie ihn abgelehnt hatte. Er hatte ihre Ängste vor einer neuen Beziehung zerstreut und sie war schon lange nicht mehr so glücklich gewesen.
Selbst ihrer Mutter war diese Veränderung aufgefallen. Großzügig hatte sie auf Mias Hilfe bei der Vernissage am Samstag verzichtet. »Kümmere du dich besser um dein Liebesleben. Ich komm schon zurecht. Aber wenn du mir deinen Lover nicht bald persönlich vorstellst, bin ich beleidigt!« Bislang war es zu diesem Treffen noch nicht gekommen. Mia selbst war diese Zusammenkunft auch nicht wichtig. Sie schwebte auf Wolke sieben und wollte soviel Zeit wie möglich ganz alleine mit Wolf verbringen.
Als sie auf den Parkplatz fuhr, suchte sie vergeblich seinen Wagen. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihr, dass sie gut eine Viertelstunde zu früh dran war. Heute wollte er noch etwas Geschäftliches besprechen, ehe sie zusammen essen gingen, hatte er gesagt.
»Guten Tag, Frau Perhammer«, begrüßte sie Tietes Sekretärin. »Ich nehme an, Herr Tiete ist nicht da? Wir sind verabredet, aber ich habe sein Auto draußen nicht gesehen.«
»Guten Tag, Frau Kramer. Ja, er hat mich vor fünf Minuten angerufen und ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie doch bitte in seinem Büro auf ihn warten. Er ist schon unterwegs, aber in einen Stau geraten.« Sie lächelte Mia an. »Möchten Sie inzwischen eine Tasse Kaffee trinken?«
»Danke, gerne.«
Als Mia sich abwandte, um ins
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