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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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aber laut Akt der Kolonisierungsbehörde konnte sie ihm die Befugnis entziehen, wenn sie wollte. Das jähe Gefühl der Macht, die sie besaß, schwirrte wie Insekten durch ihren Bauch. Es war kein sauberes Gefühl.
    Williamson ging ein paar Schritte zu dem toten Leibwächter hinüber, blieb dort stehen und starrte auf das Gesicht des Mannes hinab. »Also hat dieser Knabe Ortiz gedeckt, stimmt’s?«
    »Ja, anscheinend.«
    »Nun, das ist sein Job. Und unser verdrehter Freund da drüben…«
    »Wollen Sie bitte aufhören, diesen verdammten Ausdruck zu gebrauchen?«
    Das brachte ihr einen abschätzenden Blick ein. Der Detective kehrte zur Limousine zurück. »Na gut. Sicherheit deckt Ortiz. Ihr genetisch veränderter Freund da drüben deckt Sie. Haben Sie eine Vorstellung, weswegen er das überhaupt getan hat?«
    Sevgi schüttelte erschöpft den Kopf. »Warum fragen Sie ihn nicht?«
    »Ja. Werd ich tun. Aber Dreizehner sind nicht gerade für ihre Aufrichtigkeit bekannt.« Williamson hielt absichtlich inne. »Oder für Selbstaufopferung. Da musste etwas für ihn drinstecken.«
    Sie sah den Detective funkelnd an, und vielleicht war es das Syn, das jetzt wirkte, aber sie hatte den Eindruck, sie könne Williamson den Kopf wegpusten, wenn sie eine Waffe in der Hand hätte. Stattdessen stand sie auf und stellte sich ihm entgegen.
    »Ich bin mit Ihnen fertig, Detective.«
    »Ich glaube nicht…«
    »Ich habe gesagt, ich bin mit Ihnen fertig.« Kein ›vielleicht‹ mehr, es war das Syn. Der Ärger trieb sie an, aber es war die Droge, die ihr das sichere Auftreten verlieh. Williamson war einen Kopf größer als sie, aber sie stand in seinem unsichtbaren persönlichen Bereich, als trüge sie Körperschutz. Als wären die letzten vierzig Minuten nicht geschehen. Das Insulenetuch lag ihr um die Füße. »Mit jemandem, der ein bisschen weniger verfluchten Neandertaler spielt, werde ich mich gern zusammentun. Mit Ihnen verschwende ich jedoch keine Zeit mehr.«
    »Das ist eine Ermittlung wegen Mordes…«
    »Ja, gerade im Augenblick ist es das. Möchten Sie sehen, wie rasch ich daraus eine Sicherheitsoperation von COLIN machen kann?«
    Er presste die Kieferknochen aufeinander, sagte jedoch nichts.
    »Verschwinden Sie, Detective, lassen Sie mich allein, und Sie können Ihre Ermittlung behalten. Ansonsten wende ich den COLIN-Akt gegen Sie an, und Sie können zur Achtundzwanzigsten zurückkehren und denen sagen, sie haben ihre ganze Zuständigkeit verloren.«
    Hinter dem Syn lag eine winzige Spur Schuldgefühl beim Anblick eines Williamson, der in sich zusammensackte, ein Mitgefühl aus ihren eigenen Jahren auf der anderen Seite des Zauns.
    Sie unterdrückte es. Ging die Straße zu Marsalis hinüber.
     
    COLIN traf mit bescheidener Streitmacht etwa zehn Minuten später ein. Ein gepanzerter Transportlandrover rollte lautlos auf den Markplatz, teilte die Menge mit einem subsonischen Streuimpuls von niedriger Intensität, der Sevgi völlig kribbelig machte, selbst aus der Entfernung. Sie hatte Norton nicht angerufen, also musste jemand anders den Befehl zum Ausrollen erteilt haben, als die Nachricht von Ortiz durchkam. Die Polizei hatte akkreditierte Filmcrews und einzelne Künstler mit Schulterscope in der Menge eine Weile lang zurückgehalten, und inzwischen war es wohl in sämtlichen Nachrichtensendungen gekommen.
    Der Landrover blieb am Rand des Tatorts stehen, unter knapper Beachtung der Polizeisperren, die das NYPD errichtet hatte. Eine schwer gepanzerte Ecke seines Corpus durchbrach die hellgelben Lichtstrahlen und löste den Alarm aus. Von überall her kamen Polizisten in Uniformen herbeigerannt.
    »Subtil«, meinte Marsalis.
    Die vordere Tür des Landrovers öffnete sich und schwang ein kleines Stück weit auf. Tom Norton stand dahinter auf dem Trittbrett und überblickte den Tatort. Selbst aus dieser Entfernung erkannte Sevgi, wie aschfehl sein Gesicht war.
    »Sev?«
    »Hier drüben.« Sie winkte von den Stufen des Gebäudes, und Norton entdeckte sie. Er schwang die Tür weiter auf, trat herab und schloss sie wieder. Kurzer Wortwechsel mit den Uniformen, die ihm im Weg standen, ein Vorzeigen von Marken, und sie öffneten eine Gasse für ihn. Jemand ging los, den Einbruchsalarm der Abgrenzung abzuschalten, und Ruhe kehrte wieder auf den Straßen ein. Der Landrover wich ein paar Meter zurück und stand dann polternd da, wie ein eleganter Panzer, der er im Grunde ja auch war. Der Fahrer kam nicht heraus.
    »Wir reagieren ein

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