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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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vorwärtszustolpern, dieses Mal jedoch ruckartig und ohne jegliche Anmut. Er brach mit dem Gesicht nach unten zusammen, zuckte einmal und rührte sich dann nicht mehr.
    Der Lademechanismus des Elektromags hustete und stellte seine Tätigkeit ein. Die Waffe war leer geschossen.
    Geräusche drangen zu ihm durch; erhobene Stimme und hysterisches Weinen. Nach wie vor eingefroren im Netz hörte es Carl wie durch ein langes Rohr. Vorsichtig erhob er sich, auf einer zellulären Ebene immer noch nicht davon überzeugt, dass der dritte Skater nicht zurückkehrte. Er ließ die leere Waffe fallen, ging zu dem toten Flügelmann. Hockte sich neben den Leichnam und zerrte den Sprüher des Mannes hervor. Fast geistesabwesend, wie auf Autopilot, überprüfte er die Ladung und überblickte den rings um ihn herum entstandenen Schaden.
    Die Limousine konnte man abschreiben, die Karosserie war vom Magfeuer grau auf schwarz zernarbt. Die Fenster waren an Dutzenden Stellen durchlöchert, zersplittert zu weißem, undurchsichtigem Spinnengewebe. Kaum zu glauben, doch Ortiz’ Kaffee stand noch da, wo er ihn abgesetzt hatte, unversehrt und ruhig dampfend auf dem Dach des Wagens. Aber Ortiz und sein Sicherheitsmann lagen beide auf dem Boden, reglos und in den Armen des anderen verstrickt – es sah aus, als hätte der Leibwächter versucht, seinen Boss herunterzureißen und ihm Deckung zu geben. Blut, das sich auf dem geschmolzenen Pflaster neben ihnen sammelte, war ein Hinweis darauf, dass es ihm nicht gelungen war. Andere Leichen lagen etwas entfernt da, Käufer und Händler, die das Magfeuer erwischt hatte. Ertekin war auf den Knien und starrte benommen auf den Schlamassel rings umher. Ihre olivfarbene Haut war blass vom Schock.
    »Zwei von ihnen erwischt«, sagte Carl heiser, als er ihr auf die Beine half. »Der dritte ist zu schnell abgehauen. Tut mir leid.«
    Sie starrte ihn nur an.
    »Ertekin.« Er schnippte mit den Fingern vor ihrem Gesicht. »Sind Sie verletzt? Tut Ihnen was weh? Reden Sie mit mir, Ertekin!«
    Sie schüttelte sich. Schob seine Hand weg.
    »Gut.« Es war kaum ein Krächzen. Sie räusperte sich. »Mir geht’s gut. Wir rufen besser. Einen Krankenwagen. Bringen diese Leute…«
    Erneut schüttelte sie sich.
    »Wen? Sehen Sie…?«
    »Nein.« Carl setzte sich in die Richtung in Bewegung, in der der letzte Skater verschwunden war. Er spürte, wie ihn ein Entschluss überkam, wie Eis. »Nein, habe ich nicht. Aber sobald der Fleischtransporter hier ist, bringen Sie mich besser zu COLIN, damit wir uns an die Arbeit machen können.«

 
19
     
     
    Beim Eintreffen der Polizei zitterte Sevgi noch immer. Sie verspürte eine merkwürdige Scham, als der leitende Detective, ein schlanker, dunkler Mann mit kantigem Gesicht, sein Gespräch mit der Streife beendet hatte und zu ihr herüberkam. Es musste ihm einfach auffallen. Eingemummelt in einen Insulene-Schal, saß sie in der offenen Hintertür der getöteten Limousine, sah zu, wie die Spurensicherung ihrer Tätigkeit nachging, und kam sich völlig aufgelöst in ihrem zivilen Status vor.
    »Ms Ertekin?«
    Sie sah düster auf. »Ja, das bin ich.«
    »Detective Williamson.« Er öffnete kurz die linke Handfläche. Das NYPD-Holo in Blau und Gold wurde lebendig und glitzerte sie an wie ein verlorener Schatz. »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, wenn Ihnen danach zu Mute ist.«
    »Mir geht’s gut.« Sie hatte an diesem Morgen das Syn genommen, in der Dusche, aber es hatte seine Wirkung noch nicht entfaltet, selbst auf leeren Magen nicht. Sie griff nach den konventionellen Ressourcen und riss sich erschauernd zusammen. »Ich war mal bei der Polizei. Mir geht’s gut.«
    »Wirklich?« Höflich, zweifelnd. Williamson wollte nicht ihr Kollege sein. Sie konnte sich den Grund dafür denken.
    »Ja. Elf Jahre. Queens, dann Mordkommission Innenstadt.« Sie brachte ein zittriges Lächeln zustande. »Ihr seid vom achtundzwanzigsten, nicht wahr? Larry Kasabian noch immer da beschäftigt?«
    »Ja, Kasabian ist immer noch da, glaube ich.« Keine Wärme in den Worten. Er nickte zu Marsalis in seiner Jacke aus dem Staatsgefängnis von Süd-Flordia hinüber, der reglos auf den Stufen des Gebäudes saß und den Beamten zusah, die am Tatort ihrem Geschäft nachgingen, als ob das ein Schauspiel wäre, das für ihn aufgeführt würde. »Die Streife sagt, Sie hätten ihnen gesagt, dieser Bursche sei ein Dreizehner.«
    »Ja.« Sie verfluchte sich jetzt dafür. »Ist er.«
    »Und.« Kurzes

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