Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
liegen im Ordner im Büro. Sie können sie durchsehen, wenn Sie wollen.«
    »Aber ich will es nicht.« Marsalis lächelte sanft. Bei diesem Anblick lief es Sevgi kalt den Rücken hinunter. »Was ich will, Tom, ist, mit dem N-Dschinn der Horkan’s Pride sprechen.«
    Norton versteifte sich. »Also sind Sie plötzlich Experte in der Psychologie künstlicher Intelligenz?«
    »Nein. Ich bin Experte im Jagen und Töten der Variante Dreizehn. Weswegen Sie mich angeheuert haben. Schon vergessen?«
    »Nein, und glauben Sie nicht, dass dieses kostbare Expertentum nicht vielleicht…«
    »Tom!«
    »… besser bei den Verbrechen angewendet würde, denen wir ein Ende zu bereiten versuchen?«
    Der schwarze Mann lächelte immer noch. Nach wie vor stand er ganz entspannt da, in einer Entfernung, die, wie Sevgi jäh erkannte, gerade außerhalb von Nortons Reichweite lag.
    »Nein, glaube ich nicht.«
    »Tom, das reicht. Was, zum Teufel, stimmt mit dir heute Morg…«
    »Was mit mir nicht stimmt, Sev, ist, dass…«
    Ein zweitöniges Krächzen – jemand räusperte sich ostentativ. Beide hielten inne, richteten den Blick wieder auf Marsalis.
    »Sie verstehen das nicht«, sagte er ruhig.
    Sie schwiegen. Der Ruf nach Aufmerksamkeit hing vom Ende seiner Worte herab wie ein ausgesprochener Befehl.
    »Sie verstehen nicht, womit wir es zu tun haben.« Das Lächeln kehrte zurück, flüchtig, wie angetrieben von der Erinnerung. »Sie glauben, weil Merrin ein paar Dutzend Leute getötet hat, ist er eine Art Serienmörder in Großbuchstaben? Darum geht es hier gar nicht. Serienmörder sind geschädigte Menschen. Das wissen Sie, Sevgi, selbst wenn es Tom hier nicht weiß. Sie lassen Spuren zurück, sie lassen Hinweise zurück, sie werden erwischt. Und das ist so, weil sie im Endeffekt erwischt werden wollen, ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt. Berechnender Mord ist eine anti-soziale Tat, Menschen fällt so etwas sehr schwer, und es benötigt besondere Umstände auf entweder persönlicher oder sozialer Ebene, um die Fähigkeit hierfür zu entwickeln. Aber das ist nur bei Ihnen so. Nicht bei mir, und nicht bei Merrin, und bei keinem anderen von Variante Dreizehn. Wir sind nicht wie Sie. Wir sind die Hexen. Wir sind die gewalttätigen Vertriebenen, wir sind die einsam umherziehenden Wölfe, die ihr damals, als Getreide anbauen und an einem Ort leben so populär wurden, aus eurer Rasse herausgezüchtet habt. Wir haben keinen, wir brauchen keinen sozialen Kontext. Das müssen Sie verstehen. Merrin fehlt weiter nichts. Er ist nicht geschädigt. Er tötet diese Leute nicht als Ausdruck irgendeiner Psychose der Kindheit, er tötet sie nicht, weil er sie mit einer entmenschlichten, separaten Stammesgruppierung in Zusammenhang bringt. Er führt einfach nur einen Plan durch, und ihm geht es gut damit. Er wird sich dabei nicht erwischen lassen – es sei denn, Sie bringen mich in seine Nähe.«
    Norton schüttelte den Kopf. »Sie sagen, Merrin sei nicht geschädigt? Sie waren nicht dabei, als sie die Hülle der Horkan’s Pride aufgebrochen haben. Sie haben den Schlamassel nicht gesehen, den er hinterlassen hat.«
    »Ich weiß, dass er sich von den Passagieren ernährt hat.«
    »Nein. Er hat sich nicht bloß von ihnen ernährt, Marsalis. Er hat sie in Stücke gerissen, ihnen die Augen ausgedrückt und die verdammten Einzelteile von einem Ende der Mannschaftsabteilung bis zum anderen verstreut. Das hat er getan.« Norton holte zur Beruhigung Luft. »Wollen Sie das einen Plan nennen, dann nur zu! In meinen Ohren klingt das wie der gute alte Wahnsinn.«
    Es war nur eine winzige Pause, aber Sevgi sah, wie Marsalis bei dieser Neuigkeit erstarrte.
    »Na ja, Sie müssen mir die Aufnahmen davon zeigen«, sagte er schließlich. »Aber meine Vermutung lautet, dass es einen Grund für alles gab, was er tat.«
    Norton grinste freudlos. »Natürlich gibt es einen Grund. Sieben Monate allein im Raum und eine Diät aus Menschenfleisch. Unter solchen Umständen würde ich mich selbst ein wenig kribbelig fühlen.«
    »Das reicht nicht.«
    »Sagen Sie. Je in Betracht gezogen, dass Sie sich hierbei irren? Vielleicht ist Merrin durchgeknallt. Vielleicht liegt die Variante Dreizehn einfach nicht so weit jenseits der Menschheit, wie alle glauben.«
    Das entlockte Marsalis ein sauertöpfisches Grinsen. »Danke für die Solidarität, Tom. Ein netter Gedanke, aber ich habe keine Eile damit, mich vereinnahmen zu lassen. Die Variante Dreizehn ist nicht menschlich in der Art

Weitere Kostenlose Bücher