Skorpion
fallen.«
»Wirklich? Sie haben wohl ein paar neue Freunde bei der Initiative gefunden, hm?« Er las der Hibernoiden die Bestätigung vom Gesicht ab. »Tun Sie sich und Manco einen Gefallen, Greta. Verfolgen Sie diesen Anruf zurück und finden Sie heraus, wessen Karte ich benutze. Entscheiden Sie dann, ob Sie mich verärgern wollen.«
Er schaltete brüsk ab, und Greta Jurgens verschwand mitten in ihrer Erwiderung vom Bildschirm.
Carl stand auf, ging zum Fenster und starrte auf die Lichter von La Paz hinab. Schlimmstenfalls ein paar Stunden, schätzte er. Greta hatte Spezialisten in einem Telefonanruf Entfernung, und sie würden nicht sehr lange brauchen, um das Gespräch bis zu der für COLIN reservierten Suite im Hilton zurückzuverfolgen. Systeme auf Marstech-Ebene zeigten sich im Datenfluss wie implantiertes Metall auf einer Röntgenplatte. Die Hacker der familia wären vermutlich nicht in der Lage, an der Tech vorbeizukommen, und Jurgens würde sie wohl auch nicht fragen. Aber es wäre nach wie vor ziemlich klar, wonach sie suchten, vielen Dank. Sagen wir, insgesamt eine Stunde. Dann, vorausgesetzt, dass Jurgens die Wahrheit gesagt hatte und Manco Bambaren nicht bei ihr in Arequipa war. Wo er auch sein mochte, er wäre zu erreichen, und das würde ebenfalls nicht lange brauchen. Und angesichts dessen, was Jurgens ihm zu sagen hatte, würde er zurückrufen.
Ertekin war vom anderen Zimmer zurückgekommen. Sie hatte sich das NYPD-T-Shirt übergestreift, dazu eine Trainingshose.
»Essen ist da«, teilte sie ihm mit.
In der gedämpften Stille der Suite hatte er es nicht kommen gehört. Er nickte. »Sollten in dieser Höhe nicht allzu viel essen. Dein Körper hat auch so schon schwer genug zu arbeiten.«
»Yeah, Marsalis.« Sie stellte sich in Pose, die Hände auf die Hüften gelegt. »Ich bin schon ein paar Mal zuvor auf dem Altiplano gewesen. COLIN-Angestellte, weißt du?«
»Das steht aber nicht auf deiner Brust«, meinte er, betont dorthin schauend.
»Das hier?« Sie drückte mit einer Hand auf die Brust und tippte mit den Fingerspitzen auf das Logo des NYPD. »Passt es dir nicht, wenn ich das trage?«
Er erwiderte ihr Grinsen. »Doch, wenn ich es dir nach dem Frühstück ausziehen darf.«
»Sehen wir mal«, erwiderte sie wenig überzeugend.
Aber nach dem Frühstück war dafür keine Zeit. Das Telefon klingelte, während sie noch immer da saßen und redeten, die großen Tonbecher mit mate de coca mit beiden Händen umfassend. Ferngespräch, meldete das System mit geschmeidiger weiblicher Stimme. Carl nahm seinen Becher mit hinüber in den angrenzenden Raum, um es anzunehmen. Er ließ sich in den Sessel vor dem Bang & Olufssen fallen und drückte den Annahmeknopf.
»Ja?«
Manco Bambarens wettergegerbtes Inkagesicht starrte ihn vom Bildschirm her an. Sein Ausdruck war neutral, aber in den dunklen Augen zeigte sich ein leise kochender Ärger. Er sprach ein hartes, scharfes Englisch.
»Also, schwarzer Mann. Du bist zurück, uns zu plagen.«
»Na ja, historisch gesehen sollte das eine Chance für euch sein.« Carl nippte an dem dünn schmeckenden Tee und sah dem anderen Mann durch den aufsteigenden Dampf in die Augen. »Besser, als vom weißen Mann geplagt zu werden, nicht wahr?«
»Spiele keine Wortspielereien mit mir, Verdrehter! Was willst du?«
Carl wechselte zu Quechua. »Ich zitiere da lediglich eure Eide der Einheit. Indigene Union, hervorgegangen aus der Asche der Rassenunterdrückung, diesen ganzen Scheiß. Was ich will? Ich möchte mit dir reden. Unter vier Augen. Braucht allerhöchstens ein paar Stunden.«
Bambaren beugte sich vor. »Ich kümmere mich nicht mehr länger um deine getriebenen Flüchtlingsbrüder und ihre Schlupfwinkel. Ich habe dir nichts zu sagen.«
»Ja, ja, Greta hat behauptet, dass du es in der Welt zu was gebracht hättest. Keine falsche ID-Arbeit mehr, hm? Keine Klauerei von billigem Marstech-Kram. Vermutlich bist du dieser Tage ein respektabler Krimineller.« Carl ließ seine Stimme härter werden. »Ist mir egal. Ich möchte auf jeden Fall reden. Such dir aus, wo!«
Es folgte eine lange Pause, während derer Bambaren versuchte, ihn so weit zu bringen, dass er den Blick senkte. Carl inhalierte den Teedampf ein, schluckte den feuchten, grünblättrigen Duft hinab und wartete ab.
»Du sprichst meine Sprache immer noch wie ein betrunkener Feldarbeiter«, sagte der familia-Chef säuerlich. »Und benimmst dich, als wäre das eine Leistung.«
Carl zuckte mit den
Weitere Kostenlose Bücher