Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Möglichkeiten, die du hier nicht bekommen würdest, wenn du dein gesamtes gottgeschenktes Leben hier bliebest. Das Geld hat sich noch nicht festgesetzt wie hier. Es ist immer noch in Bewegung, es hat sich nicht in bestimmten Klassen abgesetzt und ist dort versteinert. Man kann es verfolgen, man kann dorthin gehen, wo es ist. Wenn du Glück hast, kannst du vielleicht sogar etwas für dich selbst herausschneiden. Und wenn du bleibst, lass dich einbürgern, gründe eine Familie, dann können deine Kinder vielleicht sogar noch mehr haben. Weißt du, die Schule ist im Rim frei. Ich meine, wirklich frei, eine richtige Schule, nicht den Mist, den wir hier haben.
    Eine Weile lang saßen sie da, und der Abend vertiefte die Farben des Sonnenuntergangs. Es wurde kühl.
    Warum bist du denn dann zurückgekommen, Jed?, fragte er schließlich.
    Jed grinste und sah auf seine abgearbeiteten Hände hinab. Du stellst immer die guten Fragen, Scotty. Warum bin ich zurückgekommen? Ich weiß es nicht, vielleicht, weil ich einfach nicht stark genug war, um wegzubleiben. Ich habe den Ort hier ziemlich vermisst, weißt du. Wir beide vermissten ihn, ich und dein Pops. Wir haben immer davon geredet zurückzukommen, und ich glaube, das hat uns dabei geholfen wegzubleiben. Als Daniel dann diesen Unfall hatte, gab es keine Gespräche mehr, niemanden mehr, mit dem man reden konnte, und dieses Gefühl, etwas zu vermissen, nagte mit der Zeit ziemlich heftig an mir.
    Scott kannte dieses nagende Gefühl sehr gut. Manchmal rang er es nieder, über längere Zeit hinweg, insbesondere in den frühen Tagen, den ersten Scheiß-Jobs, wenn ihn die Arbeit völlig erschöpfte und ihm keine Kraft oder Zeit mehr ließ für etwas anderes außer ihr selbst und dem Schlaf. Aber das Verlangen kehrte stets zurück, und jetzt, jetzt hatte er Zeit und Geld zurückgelegt, und er spürte eben jenes Zerbröckeln, das Jed ergriffen haben musste. Jeden Abend sprach er seine Gebete, wie er es Mama versprochen hatte, ging zu einer christlichen Kirche, wenn er eine finden konnte, aber seit kurzem war er verwirrt wegen der Dinge, an die er beim Beten dachte.
    »Wieder okay?«
    Überrascht fuhr er hoch. Er hatte Ren nicht hinter sich herankommen hören.
    »Wo ich herkomme«, sagte er gepresst und unverblümt, »spricht man nicht so vor Frauen.«
    Sie neigte den Kopf und schenkte ihm ein sanftes Lächeln. »Na ja, wo ich herkomme, da richten wir uns beim Sprechen nicht danach, wen wir vor uns haben. Aber trotzdem danke. Eine nette Idee. Insbesondere, weil Nocera dich fix und fertig gemacht hätte. Er ist ein Arschloch, Scott, was jedoch nicht bedeutet, dass er nicht mit sich klarkommen kann.«
    »Das weiß ich. Ich bin früher schon solchen Typen begegnet.«
    »Wirklich?« Einen Moment lang musterte sie ihn genau. Hob eine Braue. »He, wirklich, nicht wahr? Na, dann war das etwas sehr Tapferes, was du versucht hast.«
    Er spürte, wie etwas in ihm erblühte. Spürte es wieder verwelken, als Ren über ihn den Kopf schüttelte.
    »Ziemlich tumb, allerdings sehr tapfer. Sollen wir uns den Kaffee holen gehen?«
    Ward Biosupply war als eines von mehreren Biotech-Start-Ups der Marine ins Leben getreten und hatte außerhalb des Kwok-Konzerns im Hafenkomplex seinen Sitz. Im Lauf der Zeit hatte es jedoch viele der benachbarten Konkurrenten geschluckt und breitete sich jetzt über das gesamte Nordende des Komplexes aus, ein Flickenteppich aus Bürofertigbauten, eingerüsteten U-Boot-Docks und neu errichteten Lagerhallen. Um etwas zu finden, das nicht Ulysses Ward gehörte, musste man über eine der schmalen Eisenbrücken hinüber zur Südseite gehen, wo eine Reihe Restaurants mit Meerblick die Hafenarbeiter versorgte.
    Sie betraten einen Imbiss namens Chung’s, der weit und breit geschätzt wurde, weil er die besten koffeinierten Joints hatte. Außerdem wurden eine Reihe Filmausschnitte aus der Bloodbeat-Szene in Singapur gezeigt.
    »Das ist gut«, meinte Ren und deutete mit ihrem Kaffeebecher auf die Bildschirme. »Schlägt um Längen diesen Ersatzscheiß, den sie drüben bringen.«
    »Ja.« Er war immer noch ein wenig verschnupft, weil sie ihn ›tumb‹ genannt hatte. Abgesehen davon gefiel ihm die Musik ziemlich gut. Doch er konnte wirklich die Massen sich windender Leiber nicht gutheißen, die sich so gut wie nackt aneinander rieben.
    Sie trank und nickte anerkennend bei dem Geschmack. »Ja. Wird gut sein, sich koffeiniert zu haben, wenn’s so weit kommt. Wenn uns Ward anbrüllt,

Weitere Kostenlose Bücher