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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinaus.
    »Was ist?«
    »Dreizehner. Ihr seid alle so verflucht auf Hierarchie gepolt. Wer hat das Sagen? Wer ist ganz oben? Wen muss ich dominieren? Jeder Detektiv, mit dem ich jemals ein Büro geteilt habe…«
    Sie hielt inne.
    Einen Augenblick lang dachte er, Norton sei da, käme von der Schlafbaracke den Strand herab zu ihnen. Das Netz kam knirschend in die Gänge. Er überprüfte flüchtig den Strand, sah nichts. Kehrte zu ihrem Gesicht zurück und entdeckte, dass sie nach wie vor auf den Ozean hinausstarrte.
    »Was dann?«
    »Spielt keine Rolle«, erwiderte sie ausdruckslos. »Ja, Norton steht über mir. Norton kennt COLIN in- und auswendig. Aber er ist kein Polizist, und ich bin einer.«
    »Also fügt er sich Ihnen?«
    »Wir kooperieren.« Sie wandte den Blick vom Meer ab und sah ihn an. »Merkwürdiges Konzept für jemanden wie Sie, das weiß ich. Aber Norton muss nichts beweisen.«
    »And a thick head of hair, stimmt’s?«
    Die Verszeile brachte ihm einen verständnislosen Blick ein. Vermutlich war sie zu jung, um sich wirklich an ›Angry Young and the Men‹ zu erinnern. Carl besaß ihr letztes Album, weil, he, wer über vierzig besaß es nicht! Für den heruntergeladenen Song hatten sie dreifaches Platin erhalten, sobald er in den Open Stacks gewesen war. Aber Ertekin war damals kaum aus den Windeln gewesen. Er war selbst gerade alt genug gewesen, um ihn aufzunehmen, als der ›Zornige Junge‹ sein Gehirn über die Ausstattung eines Aufnahmestudios in Kilburn gepustet hatte. Making a Mess, Eine Sauerei veranstalten. Genau. Schwarz, komisch, durchtrieben, Coolness der Londoner Gosse bis zuletzt. Manchmal fragte er sich, ob der ›Zornige Junge‹ gewusst hatte, wie sich Eine Sauerei veranstalten verkaufen würde, als er sich an jenem Nachmittag den Lauf des Karabiners in den Mund steckte, den Tontechniker – offenbar – angrinste und den Abzug betätigte. Ob er es tatsächlich allmählich erraten hatte, als er ein Jahr zuvor den Titelsong und den Text niedergekritzelt hatte.
    »Was hat sein Haar damit zu tun?«
    »Na ja, er zeigt kaum männliche Glatze, oder?«
    »Kaum…« Bei ihr fiel der Groschen. »Oh, Sie verarschen mich, verdammt! Das können Sie nicht ernst meinen. Marsalis, Sie haben keine männliche Glatze.«
    »Nein. Aber ich bin auch kein Mensch.«
    Sie blieb stehen, als hätte sie einen Schuss aus der Haag-Pistole vor den Bug bekommen. Selbst in dem letzten schwindenden Licht der Bogenlampen oben auf dem Asphalt sah er, wie sie sich anspannte, als sie zu ihm aufschaute. Ihre Worte, als sie kamen, waren ebenso angespannt.
    »Sie zitieren jemanden?«
    »Nun, ja.« Er kicherte, größtenteils, weil es sich so gut anfühlte, dort draußen am Strand zu stehen, beide Hände in den Taschen und die Füße im Sand. »Ihre Leute, um damit anzufangen.«
    Sie hob eine Braue. »Meine Leute?«
    »Yeah. Sie sind Türkin, nicht wahr? Sevgi? Weswegen Sie vermutlich Muslimin sind, würde ich mal meinen. Hören Sie nicht auf das, was Ihnen Ihre bärtigen Vorbeter über meine Art sagen?«
    »Zu Ihrer Information«, erwiderte sie dünn. »Der letzte Imam, dem ich zugehört habe, war eine Frau. Viel Bart hatte sie nicht zu bieten.«
    Carl zuckte mit den Schultern. »Na gut. Ich zitiere hier bloß die globalen Medien. Islam, der Vatikan, diese Jesusland-Baptisten. Sie alle singen so ziemlich dasselbe Loblied.«
    »Sie wissen nicht, wovon Sie reden.«
    »Oh, entschuldigen Sie bitte.« Er erwischte den losen Rand seiner schlechten Laune und zerrte sie wieder zurück. Du bist heute aus dem Gefängnis entlassen worden, Kumpel. Morgen verlässt du die Republik. Übermorgen bist du in einem Suborb nach Hause. Also grinse einfach und ertrag’s. Er lachte gezwungen. »Ich weiß ziemlich genau, wovon ich rede, Ertekin. Sehen Sie, ich habe in dieser Haut gelebt. Ich war ’93 da drin, als Jacobsen an die Macht kam. Und falls Sie glauben, das sei nur Selbstmitleid eines Entlassenen, das ist es nicht. Wir sprechen hier nicht bloß von den Dreizehnern. In Dubai habe ich zerfleischte Thai-Bonobos gesehen, denen man den Bauch aufgeschlitzt und die man draußen vor den Bordellen aufgehängt hatte, wo sie gearbeitet hatten, als die Schahada die Stadt überfallen hatten. Die ordinären Huren haben sie einfach nur vergewaltigt und gebrandmarkt.«
    »Die Schahada sind nicht…«
    »Ja, ja. Die Schahada sind nicht repräsentativ. Hab ich schon gehört. Ebenso wie die Gladius Dei nicht für all diese friedliebenden Katholiken da

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