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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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einer Femme fatale, die Unglück über mich brachte wie Freitag, der dreizehnte, ignorieren würde, sah ich eine Chance, meinen Verlust wieder auszugleichen. Und plötzlich dieser bedrohliche Satz auf dem schmuddligen Bildschirm: Ihre Karte wurde einbehalten. Wieso? Eine unheilvolle Ahnung befiel mich.
    Das war echt Scheiße, so als würde man jemandem in Katerstimmung in die Zwiebelsuppe pinkeln; diese blöde Kiste verweigerte mir nicht nur meine Zuteilung, sondern entführte auch noch mein rettendes Plastikkärtchen, meine Visa-Karte, die ich wie die Luft zum Atmen brauchte, und schloss sie in seinem unbarmherzigen Metallbauch ein. Francisco Javier Murga Bustamante, behandelt wie ein Versager!
    Wie ein stechender Schmerz befiel mich die Panik – dachte ich damals jedenfalls; was wahre Panik ist, das erlebe ich jetzt – etwas unterhalb der Gürtellinie, und dazu ein starkes Schwindelgefühl. Um nicht den Boden zu küssen oder einer drohenden Ohnmacht anheim zu fallen, versuchte ich, mich beim Betrachten des Vexierspiels auf meiner Armbanduhr zu entspannen, bei dem die putzigen Figuren Tim und Struppi einander an Händen und Füßen haltend Purzelbäume schlugen.
    »Was ist los mit dir, Pacho? Bisschen neben der Spur? Tut dir irgendwas weh?«
    Schreck lass nach. Der unausstehliche Nacho Totela, Söhnchen von Papa, der fett im gemachten Nest hockte und über unermessliche Barreserven verfügte, hatte mich in dieser kompromittierenden Situation erwischt. Mit der Disziplin eines Zenmeisters riss ich mich augenblicklich zusammen und schenkte ihm ein verdrießliches Lächeln.
    »Nichts dergleichen, lieber Nacho. Kleiner Ärger mit diesem blöden Kasten. Er hat grundlos meine Kreditkarte geschluckt. Manchmal habe ich den Eindruck, diese Wunderwerke der Technik führen ein Eigenleben, you know … «
    »Ja …, verstehe, was du meinst«, nuschelte der Wichser, während er mich misstrauisch aus dem Augenwinkel ansah.
    »Und Tatsache ist, ich hab meine Amex und Master Card in der anderen Brieftasche gelassen. Echt tragisch, gerade jetzt, wo sich eine Glückssträhne abzeichnet …«
    »Was du nicht sagst.«
    Das Arschloch stellte sich dumm und ließ mich tiefer fallen als der Philippinengraben war, zückte seine Platin-Visa-Karte, und um mir so richtig auf die Nüsse zu gehen, hob er unter meinen gierigen Blicken am selben Geldautomaten zwanzigtausend Peseten ab.
    »Na, wie es scheint, funktioniert der Automat doch … Gute Besserung, Pacho.«
    Er drehte sich um und kehrte zu seinen läppischen Einsätzen zurück. Na gut, im Geiste vermerkte ich diesen Penner unter den Top Ten meiner schwarzen Liste. Diesem knickerigen Hohlkopf würde ich schon zeigen, was eine Harke war.
    Ich kehrte zu den Spieltischen zurück. Saalchef war der mürrische Pelagra, der, um seinen Mangel an Weitläufigkeit zu verbergen, so tat, als würde er mich nicht bemerken; es hätte ihn glücklich gemacht, mir einen Kredit in Form von Jetons zu gewähren; doch niemals hätte ich mich dazu herabgelassen, diesen Leibeigenen um etwas zu bitten.
    Aus der Fassung gebracht von meinem Missgeschick, verwechselte ich meinen abgestandenen Drink mit einem gut gefüllten Whiskyglas daneben und leerte es in einem Zug. Der eigentliche Genussberechtigte, ein schwitzender Bauerntrampel, wagte es, mich wegen dieser Bagatelle zurechtzuweisen. Was für ein ungehobeltes Pack doch in diesem Kasino verkehrte!
    Von der Mittelmäßigkeit und herrschenden Kleinkariertheit angewidert, machte ich, in düstere Gedanken versunken, einen Abgang.
    Struppi, mein treuer Minifoxterrier, dessen Leine ich um einen Poller des Casinoeingangs gelegt hatte, erwartete mich geduldig unter den schützenden Blicken von Roque, dem liebenswürdigen Pförtner, der die Nacht vergessen haben musste, in der ihm mein Maskottchen an das Hosenbein seiner abgetragenen Uniform gepinkelt hatte.
    Dieser nette Pförtner spielte mit Struppi, indem er Steinchen auf ihn warf, die für den kleinen Hund vielleicht ein wenig groß waren; er meinte es nicht böse. Als er mich kommen sah, blickte der unterwürfige Lakai zur Decke und begann zu pfeifen, damit ich mich nicht verpflichtet fühlte, ihm für seine Fürsorglichkeit ein Trinkgeld zu geben; wie sympathisch! Als ich Struppi losband, bemerkte ich, dass irgendeine kranke Seele ihren Fußabdruck auf seiner Flanke hinterlassen hatte. Was sind das nur für Monster, die zu solchen Schandtaten fähig sind? Ein so liebes Tierchen zu misshandeln, das lediglich

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