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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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gaben – wir hier in Bilbao bezeichnen den Champagner als »Wasser von Bilbao«. Ich habe gehört, dass Frank, ja, The Voice, der große Sinatra, die Bar regelmäßig besuchte und süchtig nach Bloody Mary war – mit einem Stengel Sellerie –, den Josemari mixte. Es heißt sogar, dass sich einmal, kurz vor seiner Wahl zum Präsidenten, JFK höchstpersönlich in Begleitung des Mafioso Sam Giancana dort mit Cuba libre einen ordentlichen Schwips angetrunken habe.
    Die Legende also besagt, dass Julián eine flüchtige Affäre mit Ava Gardner unterhielt. Die Gardner hatte eine ziemliche Schwäche für stattliche Männer – wie es scheint, waren die Rigoitia-Zwillinge in ihrer Jugend nicht völlig abstoßend gewesen – und jede Art von Destillat mit über 45 Prozent und war damals noch nicht von Sinatra geschieden, der dieser sinnlichen Göttin The Water of Bilbao gezeigt hatte.
    Es geht das Gerücht, dass Josemari seinen ihm zum Verwechseln ähnlichen Bruder bei einer Gelegenheit ausstach. Wie es scheint, war sich die leidenschaftliche Ava der Umbesetzung nicht bewusst, bis zu dem Moment, als es ernst wurde. Die anatomische Übereinstimmung der Rigoitia-Zwillinge hatte wohl ihre Grenzen, und unter der Gürtellinie entdeckte die Kennerin Gardner den Unterschied und wusste ihn zu schätzen. Weit davon entfernt, sich über den Betrug zu empören, stellte der Star von da an seine geschätzten Dienste ausschließlich Josemari zur Verfügung.
    Man sagt, dass dieser und kein anderer der verständliche Grund für den lang anhaltenden Zwist der Rigoitia-Zwillinge sei, der dadurch noch verschärft wurde, dass Sinatra herausfand, wer ihm da die Hörner aufsetzte, und die Tracht Prügel mehrerer Heißsporne, die von den Freunden von The Voice aus Little Italy geschickt worden waren, Julián abbekam.
    Kaum hatte ich den ersten Kelch geleert, als ich mich auch schon auf den zweiten stürzte; ein lauwarmer Dry Martini ist wie ein richtiges Weib mit Strumpfhaltern von Dior, aber in flachen Nonnenschuhen.
    In diesem Moment waren im Twins nur ich und ein weiteres Gemeindemitglied, das am anderen Ende des Tresens eine Flasche Roda I – ein recht ordentlicher Rioja – mit den Eigentümern der Bar teilte.
    Der Typ war mir schon mehrfach aufgefallen; ein Kerl wie ein Schrank, so um die fünfzig, ein Trunkenbold, Schwätzer und Großmaul, streitsüchtig und mit einer brüsken Art, sich zu bewegen. Ein Barfly wie so viele andere, mit einem Unterschied: Er war die authentische Verkörperung von Kapitän Haddock. Haare und Bart waren grau, doch er war Hergés Zeichnung dieser genialen Figur wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Haddocks Doppelgänger hatte mächtig einen sitzen, wie fast immer, wenn ich ihm irgendwo begegnet war. Er kippte das Glas Rotwein mit einem Schluck hinunter und verabschiedete sich von seinen Gastgebern mit einem Schlag auf den Tresen, der ausgereicht hätte, eine Riesenfliege von einem halben Kilo platt zu machen. Schwankend vor Trunkenheit ging er zur Tür. Ich saß ganz in der Nähe auf einem Barhocker, Struppi zu meinen Füßen, dessen Leine an einem Haken am Tresen befestigt war. Bevor Haddock hinausging, blieb er stehen und blickte mich mit seinem Menschenfressergesicht und seinen blutunterlaufenen und zornigen Augen an.
    »Weißt du nicht, dass es verboten ist, Tiere in öffentliche Einrichtungen mitzunehmen, wo Getränke ausgeschenkt werden?«
    »Entschuldigen Sie, ich wüsste nicht, dass ich Ihnen das Du angeboten hätte.«
    »Lass den Schwachsinn, du Rotzlöffel. Und schaff diese Töle aus der Kneipe! Hast du mich verstanden?«
    »Sehr wohl, aber in diesem Lokal gibt es kein Schild, das es verbieten würde, Hunde mitzubringen. Und wenn jemand etwas dagegen einwenden dürfte, dann höchstens die Eigentümer.«
    »Aber ich habe es dir befohlen, du Idiot. Was dagegen?«, um mich einzuschüchtern, streckte er mir seinen Dickschädel entgegen.
    »Allerdings habe ich etwas dagegen. Außerdem ist mein Hund angebunden und belästigt niemanden. Und kommen Sie mir bitte nicht zu nah, Sie haben eine mordsmäßige Fahne.«
    Entwaffnet von meiner britischen Ungerührtheit, wandte sich der Verrückte Hilfe suchend an die Zwillinge.
    »Ist das nicht der Gipfel? Dieses Arschloch behauptet, ich hätte eine Fahne.«
    »Komm schon, Antontxu. Wenn du ihm ein paar verpassen willst, dann nimmst du den Köter und ihn mit hinaus auf die verdammte Straße. Wir dulden hier keine Schlägereien«, meinte Julián oder Josemari mit einer

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