Skorpione im eigenen Saft
Wechselgeld in der Hand auf irgendeine Reaktion wartete. Sie lachte freundlich angesichts meiner Benommenheit, und dieser klare und frische Klang war, als hielte man sein Ohr an einen Gebirgsbach.
Vielleicht denken Sie, ich übertreibe, aber seien Sie versichert, dass mir das völlig gleichgültig ist.
Aus schlechter Gewohnheit legte ich mich in der Bar des Marktes auf die Lauer und wartete darauf, dass die Bäckerei schloss.
Niemand holte sie ab.
Ich ging ihr nach.
Sie war dunkelhaarig, hoch gewachsen und schlank. Sie trug das glänzende schwarze Haar sehr kurz, fast wie ein Junge; es stand in perfektem Einklang mit ihrem kantigen Gesicht mit den hohen Wangenknochen. Sie musste etwa Ende zwanzig sein.
Plötzlich fiel mir etwas auf, das mir bis dahin entgangen war.
Bis zu diesem Augenblick war mir nicht bewusst gewesen, dass sie eine schlanke Frau war. Sie war überhaupt nicht dick und zog mich trotzdem an, und das unwiderstehlich. Sie musste etwas Besonderes und wahrscheinlich Heilsames für meine gepeinigte Seele an sich haben. Ich spürte, dass ich es herausfinden, es erfahren musste, und es mir so vielleicht gelingen konnte, erlöst zu werden.
Mag sein, dass Ihnen das Ganze übertrieben und altmodisch vorkommt und nach romantischer Verklärung klingt.
Natürlich hätten Sie Recht damit.
Doch bedenken Sie, dass mein ganzes Leben aus Exzessen bestanden hat, angefangen bei meinen Vorlieben bis hin zu dem Rachefeldzug; ich versichere Ihnen, dass ein Leben in Extremen den Charakter formt.
Sie nahm kein öffentliches Transportmittel. Sie spazierte ohne Eile an der Garonne entlang bis zum Quai Louis XVIII., wo sie ein kleines einladendes Restaurant mit Namen Chez Dominique betrat.
Ich überlegte, ob ich dort zu Abend essen sollte, um sie noch ein wenig länger beobachten zu können und mehr über sie zu erfahren; zum Beispiel, ob sie ein Gast war oder ebenfalls dort arbeitete. Doch ich entschied mich dagegen.
Während ich darauf gewartet hatte, dass sie die Bäckerei am Markt verlassen würde, hatte ich mir in der Kneipe mit einem halben Dutzend doppelter Whiskys JB die Nase begossen, und trotz der knauserig bemessenen Mengen, die man in Frankreich ausschenkte, war ich ein wenig betrunken und fühlte mich unsicher. Besser, ich hob es mir für den nächsten Tag auf. Ich würde ihr wieder nachgehen und vielleicht würde ich es sogar wagen, sie anzusprechen. Obwohl ich noch immer radebrechend Französisch sprach, was mich hemmte.
Doch ich musste fünf Monate darauf warten, meinen Plan, Françoise zu verführen, in die Tat umzusetzen.
Als ich in die Wohnung zurückkehrte, hatte Piporro Anweisungen von Onkel Patxi für mich. Ich sollte am nächsten Tag nach Algerien abreisen, um in einem Trainingscamp in der Wüste eine Kampfausbildung zu machen.
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Die Demokratische Volksrepublik Algerien unter Regierungspräsident Oberst Chadli Bendjedid gewährte in den achtziger Jahren vielen Mitgliedern der ETA politisches Asyl und unterstützte die Organisation mit Geld und paramilitärischer Ausbildung.
Es war eine beschissene Zeit.
Von Algier sah ich nicht mehr als den chaotischen Flughafen. Ich musste in einen alten Landrover steigen, acht Stunden, in denen es nur eine einzige Pinkelpause gab, über holprige und unbefestigte Straßen fahren und verließ in zwei Monaten den Zielort nicht ein einziges Mal; es war ein Trainingscamp mitten in der Sahara, in dem riesigen glühendheißen Gebiet Großer Westlicher Erg, zweihundert Kilometer von Timimoun, der nächstgelegenen Ortschaft, entfernt.
Ich verbesserte mein Französisch und lernte, wie man mit einem Sturmgewehr, automatischen Handfeuerwaffen, Wurfgranaten und Pistolen umging und wie man aus Plastiksprengstoff eine Bombe baute und zündete. Außerdem ein wenig Nahkampf und eine höllische Hindernisstrecke zu überwinden und zu jeder Stunde auf Allah und seinen einzigen Propheten zu scheißen.
Ich stellte fest, dass ich dazu in der Lage war, zwei Monate auf dem Trockenen zu sitzen (im ganzen Camp gab es nicht einen Tropfen Alkohol), ohne dass sich dies schwerwiegend auf mein Nervensystem ausgewirkt oder ich rosa Kamele gesehen hätte. Obwohl ich natürlich für einen Drink jemanden getötet hätte. Am liebsten Ali Laghouat, den Ausbilder, einen gestörten Rohling ohne das geringste Mitgefühl und hart wie Feuerstein, der mir das Leben noch mehr zur Hölle machte, und das in diesem glühend heißen Loch. Der Feldwebel war ein solches Arschloch und so
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