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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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tödlichen Streit ein Geheimnis, das sie mit ins Grab nahmen.
    Wer weiß, ob der Geist von Ava Gardner irgendetwas damit zu tun hatte.
    Doch das Seltsamste an der Geschichte waren die beiden Testamente, die jeder bei einem anderen Notar hinterlassen hatte, sie waren überraschenderweise fast völlig identisch.
    Mit jeweils eigenen Worten brachten beide ihre Verachtung für die gesamte Menschheit zum Ausdruck. Da sie weder Kinder noch sonstige Erben hatten, vermachten sie ihre Besitztümer Personen, die sie nicht leiden konnten und die sie für nichtswürdig hielten, damit sie davon üblen Gebrauch machten. Eine merkwürdige Auffassung von Misanthropie. Julián Rigoitia vermachte seinen Anteil an der Kneipe, seine alte Wohnung im Viertel Zurbaran und seine paar Kröten in Wertpapieren an Olegario Mamporra, einen unangenehmen Gast des Twins, der andauernd Streit vom Zaun gebrochen hatte, und Antontxu Astigarraga, den er für einen Unmenschen und Idioten hielt.
    Joseman Rigoitia war zwar etwas fleißiger als sein Bruder gewesen, besaß aber trotzdem außer der Bar keine weiteren Immobilien und hatte in einer Pension gewohnt. Er vererbte die anderen fünfzig Prozent des Twins un d b einahe dreißig Millionen in bar und Wertpapieren direkt an Antontxu, den er seinerseits als Säufer, Raufbold und lästige Schmeißfliege bezeichnete.
    Wirklich erstaunlich, dass die beiden großen Schweiger sogar in der Wahl der Begünstigten dieser seltsamen Testamente beinahe übereinstimmten. In der praktischen Umsetzung war diese dann sogar absolut, da der andere, der gerne zu tief ins Glas schaute, Olegario Mamporra, in der Nacht des ersten Mai besoffen in den Fluss fiel und ertrank.
    Antón Astigarraga war also Alleinerbe des Rigoitia -V ermögens.
    Zuerst hatte Asti vor, das Twins zu verkaufen, was ich zu verhindern wusste. Die Gelegenheit war einzigartig.
    Doch es war ein Leichtes, ihn davon zu überzeugen, genau das Gegenteil zu tun, nämlich mit der Bar Antontxu in das viel zentraler gelegene Twins umzuziehen, nachdem er das Lokal entsprechend renoviert hätte.
    Das war der Moment, um ihn an meiner fast mystischen Vision teilhaben zu lassen und ihm zu verkünden, wie die Weltkarte von Bilbao aussehen sollte.
    Nachdem ich meinen glänzenden Vortrag beendet hatte, wartete ich gespannt auf seine Reaktion.
    Er hatte mich kein einziges Mal unterbrochen, obwohl ich mindestens eine Viertelstunde gebraucht hatte, um alles zu erzählen. Nachdem ich geendet hatte, schwieg er zwei endlose Minuten und dachte nach. Dann lächelte er mich einfach an, knuffte mich gegen die Schulter, die davon ganz taub wurde, und sagte lediglich:
    » Na, dann los. «
    17
    Josemaris üppiges Kapital und der Verkauf von Juliáns Wohnung machten das Wunder möglich. Ich wurde offiziell mit dem Titel Projektleiter und mit einer Vollmacht von Asti versehen, der ohne Murren die Schecks unterzeichnete, verwandelte ich das Twins, das geräumig, aber schlecht genutzt worden war, in nur vier Monaten in Die Weltkarte von Bilbao; was nur gelang, weil ich mehr Leute beschäftigte als man zum Bau einer Pyramide benötigte.
    Ich geizte nicht mit der Qualität der Materialien: große geschliffene Spiegel, edle Hölzer – Eiche für die Wandpaneele – üppiges Messingdekor, hohe Grünpflanzen und warme indirekte Beleuchtung.
    Obwohl es mir mein Körper befahl, übte ich Selbstzensur beim Einsatz von Tim-und-Struppi-Merchandising. Lediglich eine Figur von Kapitän Haddock, die über einen halben Meter groß war und sich an einer Flasche Loch Lomond und einem Laternenpfahl festhielt, stellte ich in den Eingangsbereich. Und nichts da von wegen verpfuschter Nachbildungen; ich fuhr persönlich nach Brüssel, um sie dort zu erwerben.
    Natürlich erregte Antontxus Ähnlichkeit mit dem Kapitän aus Pappmaché Aufsehen, und er ließ einen Satz des großen Brillat-Savarin auf die Skulptur gravieren:
    WENN SICH DER MENSCH MIT WASSER ZUFRIEDEN GEBEN WÜRDE, HÄTTE ER NIE
    ÜBER SICH SAGEN KÖNNEN, DASS ES
    EINES DER MENSCHLICHEN PRIVILEGIEN IST , ZU TRINKEN, OHNE DURST ZU HABEN.
     
    D as Ergebnis war ein geschmackvolles, elegantes und zugleich schlicht gehaltenes Lokal der gehobenen Klasse und mit einem britischen Touch; eine von diesen Kneipen Bilbaos, die fürs ganze Leben sind, zeitlos und fern von flüchtigen Moden.
    Asti überließ seine Bude in der Altstadt den Wiederkäuern, womit ich sie los war; sie hätten einfach nicht in mein puristisches Konzept gepasst.
    Ich erfuhr, dass

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