Skulduggery Pleasant 07 - Duell der Dimensionen
Alles nette Erinnerungen. Alles unspektakuläre Erinnerungen. So ganz anders als die beiden Tage, die Walküre hinter sich hatte.
Sie schaute auf die Uhr, als sie sich ins Bett legte. Fünf Uhr morgens. Das war zur Abwechslung ja mal richtig früh.
Walküre erwachte, hielt die Augen aber geschlossen, da sie lieber noch eine Weile langsam durch die Dunkelheit schweben wollte. Sie liebte ihr Bett. Sie hatte schon in anderen Betten von unterschiedlicher Bequemlichkeit geschlafen, aber ihr eigenes in ihrem eigenen Zimmer war ihr bei Weitem das liebste. Wenn es größer gewesen wäre, ein wenig breiter, wäre es wahrscheinlich praktischer gewesen. Die Matratze war nicht so fest, wie sie es gern gehabt hätte, und eine Feder in Höhe ihrer Hüfte drohte sich bei jedem Umdrehen in sie hineinzubohren. Doch insgesamt gesehen war ihr Bett für einen guten Schlaf definitiv das beste.
Walküre drehte sich auf den Rücken und öffnete endlich die Augen. Die Wand neben ihr ging schräg zur Decke hinauf. Als sie klein war, klebten dort jede Menge Pferdebilder. Die hatte sie jeden Morgen als Erstes gesehen. Sie zog ihren Fuß unter der Decke hervor und drückte ihn in dem Bereich an die Schräge, wo die Poster gehangen hatten. Jetzt war da nichts mehr. Keine Pferde. China Sorrows hatte irgendwann einmal davon gesprochen, dass sie mit ihr ausreiten wollte, und Walküre hatte sich darauf gefreut. Doch das war noch in der Zeit gewesen, bevor Eliza Scorn ihnen erzählt hatte, dass China etwas mit dem Tod von Skulduggerys Frau und Kind zu tun gehabt hatte. Diesen Zeitabschnitt hatte China selbst immer erfolgreich übersprungen.
Träge griff Walküre nach ihrem Handy, um zu sehen, wie spät es war. Als das Display aufleuchtete, sprang sie fluchend aus dem Bett. Sie zog ihren Morgenmantel über, riss die Tür auf und stürmte die Treppe hinunter in die Küche, wo sie direkt das Müsli im Schrank ansteuerte.
„Guten Morgen“, grüßte ihre Mutter. Sie fütterte gerade Alison.
„Ich komm zu spät!“, erwiderte Walküre und holte die Milch aus dem Kühlschrank. „Der Wecker hat nicht geklingelt! Warum hast du mich nicht geweckt?“
„Oh, das hätte ich wahrscheinlich tun sollen.“ Ihre Mutter schob einen vollen Löffel Milchbrei in Alisons offenen Mund. „Aber dann hat mich deine süße Schwester hier so abgelenkt und dann dein süßer Vater, und dann hab ich mein Spiegelbild im Toaster gesehen und war von meinem eigenen süßen Aussehen so abgelenkt, dass ich dich total vergessen habe. Ich bin eine schlechte Mutter. Eine ganz, ganz schlechte Mutter.“
„Zum Bus schaffe ich es nicht mehr. Wärst du wohl in der Lage, mich zur Schule zu fahren?“
„Ich habe doch noch meine Hausschuhe an.“
Walküre hob den Löffel, hielt aber auf halbem Weg zum Mund inne. „Oder … noch besser … ich bleibe heute zu Hause. Lerne hier. Es stehen ein paar Tests an, für die ich noch etwas tun muss …“
„Ich weiß nicht …“ Ihre Mutter schaute sie zweifelnd an. „Zu Hause bleiben? Nicht in die Schule gehen? An einem Samstag nicht in die Schule gehen?“
Walküre ließ den Löffel in die Schüssel klatschen. „Was?“
Ihre Mum grinste. „Es ist Wochenende, Steph. Du darfst ausschlafen.“
Walküre schloss die Augen und zwickte sich in den Nasenrücken. Da hatte sie zwei Erinnerungsstränge, und keiner hielt es für nötig, sie über diese Tatsache zu informieren. „Ich bin überarbeitet“, stellte sie fest. „Ich tue in der Schule zu viel. Ich muss mich mit dem Lernen beschränken, vielleicht sollte ich keine Hausaufgaben mehr machen. Jedenfalls sollte ich unbedingt zu einer Drei-Tage-Woche übergehen.“
„Irgendwie sehe ich das alles nicht“, meinte ihre Mum. „Vielleicht solltest du stattdessen darauf achten, welchen Wochentag wir haben.“
Walküre runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht, was das mit meiner Überlastung zu tun hat“, murmelte sie und machte sich über ihr Frühstück her.
Die Haustür ging auf, ihr Vater kam herein und stellte eine Einkaufstüte auf den Tisch. „Der große Jäger und Sammler ist erfolgreich heimgekehrt“, verkündete er. „Ich bringe dem Frauenvolk Zeitungen, frische Milch und Brot. Die Zeitungen haben mir eine fröhliche Jagd beschert, aber Brot und Milch hatten von Anfang an keine Chance.“
„Gut gemacht, mein Lieber“, lobte Walküres Mutter.
Ihr Vater setzte sich. „Außerdem habe ich einen neuen Freund für Stephanie gefunden.“
Walküre verschluckte sich an
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