Skulduggery Pleasant 07 - Duell der Dimensionen
Aufplatschen.“
Er tätschelte ihr die Schulter. „Du amüsierst mich“, erwiderte er und ging zum Cockpit.
Walküre schob ihre Nervosität beiseite und merkte, dass sie lächelte. Sie holte die Sturmhaube aus ihrer Tasche und zog sie über. Sie bedeckte den gesamten Kopf mit Ausnahme von Augen und Mund. Hinten war auch noch mal ein Loch, durch das sie ihren Pferdeschwanz ziehen konnte. Wie alles, was Grässlich schneiderte, passte die Haube perfekt und wärmte sofort.
Skulduggery kam mit einem GPS zurück. „Noch sechzig Sekunden bis zu unserem Ziel“, informierte er sie.
Walküre zog die Handschuhe wieder an. „Wie sehe ich aus? Der Wahnsinn, oder?“
„Der Wahnsinn, in der Tat.“
„Sehe ich aus wie eine Ninja?“
„Groß ist der Unterschied nicht.“
Sie schaute sich nach einer reflektierenden Fläche um und entdeckte tatsächlich einen Spiegel in dem Netzgeflecht. Wahrscheinlich für Fallschirmspringer, wenn sie Tarnschminke auflegten oder so. Walküre bückte sich, um zu sehen, wie fantastisch sie aussah. Ihr Lächeln erlosch.
„Meine Güte, ich sehe ja aus wie ein Freak.“
„Du siehst super aus“, versicherte Skulduggery ihr.
„Grässlich hat mir eine Freakhaube gemacht.“
„Im Gegenteil, sie ist ausgesprochen kleidsam.“
„Ja, wenn du ein Freak bist.“
„Unsinn. Du siehst völlig normal aus. Und jetzt komm. Es ist Zeit, ohne Fallschirm aus einem Flugzeug zu springen.“
Immer noch stirnrunzelnd, folgte sie ihm zur Tür. Beide hatten sie den Blick auf ein Lämpchen gerichtet. Warteten. Walküres Stirn glättete sich, und sie lächelte wieder.
Das Lämpchen ging an, Skulduggery öffnete die Tür und sprang hinaus. Der Wind erfasste ihn und riss ihn fort. Walküres Lächeln unter der Haube wurde noch breiter. Sie ergriff die Stange über der Tür, war von purem Adrenalin erfüllt und sprang schreiend hinter ihm her.
Augenblicklich verlor sie sich im tosenden Wind. Das Gebirge war unvorstellbar groß, umwerfend schön und erstreckte sich bis zum Horizont, der sich im Fallen um sie herumdrehte. Der eisige Wind schoss in ihre Jackenärmel, in ihren Kragen und die Hosenbeine hinauf, jauchzend wirbelte sie durch die Kälte.
Skulduggery war unter ihr, den Hut in der einen, das GPS in der anderen Hand. Sie folgte ihm, und sie tauchten ab, drehten und überschlugen sich. Seine Bewegungen waren eleganter als ihre, aber das war Walküre egal. Sie war gerade ohne Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen. Unter ihrer Haube lachte sie.
Sie stabilisierte sich, indem sie Skulduggery nachahmte, die Arme ausstreckte und die Beine spreizte. Dann zog sie die Luft heran, um ihren Kurs zu korrigieren, und steuerte auf die Bergwand unterhalb eines Gipfels zu. Sie wollte nicht, dass es aufhörte. Hier draußen, hier oben war sie so frei wie nie zuvor. Nur ein einziges Mal hatte sie diese Stufe reinen Losgelöstseins annähernd erreicht, und zwar als sie als Darquise über Dublin hinweggeflogen war. Sie erinnerte sich an die Freude, schwelgte einen Moment darin und schloss die Erinnerung dann weg, deckte sie mit Scham zu.
Skulduggery wurde langsamer, die Luft um ihn herum kräuselte sich. Walküre zog den Wind heran, damit er ihren Fall abbremste. Sie versuchte es stufenweise zu machen und hatte Mühe, die Strömungen zu erwischen. Dann verlor sie die Kontrolle und wirbelte davon, streckte die Hand nach etwas aus, nach irgendetwas. Dabei erwischte sie eine Brise, die sie kopfüber auf die Bergwand zutrieb. Walküre drückte gegen die Luft und fiel, überschlug sich, rief um Hilfe. Als sie sich dem Berg wieder näherte, schaffte sie es, sich so weit abzubremsen, dass sie sich beim Aufkommen nichts brach. Sie rollte sich ächzend ab, fand etwas zum Festhalten und versuchte, sich zu orientieren, versuchte herauszufinden, wo oben und unten war. Dann war plötzlich Skulduggery da und schaute auf sie herunter.
„Das“, bemerkte er, „war unnötig dramatisch.“
Damit ging er davon, und nach ein paar Augenblicken setzte Walküre sich auf. Sie blickte über den Sims auf die gewaltigen Ausmaße der schneebedeckten Alpen. Die herrlichen, unberührten Alpen, die sie fast umgebracht hätten.
Ihr tat alles weh. Die Kälte drang durch die Augenlöcher ihrer Sturmhaube und verursachte ihr Kopfschmerzen. Ihr Nacken war eiskalt. Sie zitterte.
„Ich hasse diesen Ort“, verkündete sie laut. Skulduggery hörte sie nicht. Der blöde Alpenwind hatte ihr die Worte aus dem Mund gerissen. Blöde Alpen.
Mit
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