Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand
sein schienen als ihre. Sie traute sich nicht zurückzuschauen, wollte nicht, dass die Angst, die ihr Kräfte verlieh, ihren Lauf plötzlich bremste. Es war zu dunkel, als dass sie vor sich etwas hätte erkennen können, sie sah kaum die Hand vor Augen. Vielleicht lief sie direkt auf eine Wand zu und merkte -
Wand.
Im letzten Moment riss sie die Hände hoch, stieß sich von der Wand ab und stürmte weiter um die Ecke, ohne allzu viel Schwung zu verlieren. Der Mann sah in der Dunkelheit nicht besser als sie. Sie hörte, wie er in die Mauer krachte und laut fluchte.
Vor ihr war eine Lücke in der Dunkelheit. Sie sah ein Taxi vorbeifahren. Der Mann hinter ihr war offenbar ausgerutscht und gestolpert - der Abstand vergrößerte sich. Jetzt brauchte sie nur noch auf den nächstbesten Menschen, den sie sah, zuzulaufen, dann würde der Mann seine Verfolgung bestimmt aufgeben.
Stephanie stürzte aus der Dunkelheit und rief um Hilfe, doch das Taxi war weg und die Straße leer. Sie schrie erneut, dieses Mal aus schierer Verzweiflung. Die Straßenlaternen ließen alles in einem orangefarbenen Licht leuchten und breiteten Stephanies Schatten lang vor ihr aus. Dann kam ein zweiter Schatten von hinten, aber sie warf sich zur Seite, sodass der Mann knapp an ihr vorbeischoss.
Vor ihr lag der Kanal, der durch die Stadt floss. Sie rannte darauf zu und merkte bald, dass der Mann wieder hinter ihr war und rasch aufholte.
Sie spürte seine Finger auf ihrer Schulter. Die erste Berührung war nur flüchtig, doch dann packte er zu. Sein Griff verstärkte sich in dem Moment, als sie den Kanal erreichte. Es gelang ihr noch, sich nach vorn zu werfen, bevor er sie zurückreißen konnte. Sie hörte einen entsetzten Aufschrei und merkte, dass sie ihn mitgerissen hatte. Dann schlug das eiskalte Wasser über ihnen beiden zusammen. Die Kälte lähmte Stephanie für einen Augenblick, doch dann erwachte ihr Kampfgeist, und sie begann zu strampeln.
Sie packte das Wasser und drückte es mit ihren Armen nach unten, so wie sie es vor dem Strand von Haggard unzählige Male getan hatte. Schon stieg sie nach oben, dorthin, wo das Licht war.
Sie durchbrach die Wasseroberfläche, schnappte nach Luft und drehte den Kopf, sah den Mann gegen das Wasser kämpfen, in schierer Panik mit den Armen wedeln.
Einen Moment lang dachte sie, er könnte nicht schwimmen, doch das war es nicht allein. Das Wasser verletzte ihn, drang in ihn ein wie Säure und trennte Teile von ihm ab. Aus seinen Schreien wurde nur mehr kehliges Ächzen, und sie sah, wie er auseinanderfiel, langsam und still wurde und bald ganz und gar tot war.
Stephanie wandte sich von den Teilen, die auf sie zugetrieben wurden, angewidert ab und pflügte durchs Wasser. Ihre Hände und Füße waren von der Kälte schon ganz taub, doch sie schwamm weiter, bis die Überreste des Mannes außer Sichtweite waren.
Zitternd schwamm sie zum Rand des Kanals und konnte sich an Land hieven. Die Arme vor der Brust verschränkt, lief sie zum Bentley zurück. Ihre Turnschuhe quietschten bei jedem Schritt, und die Haare klebten ihr am Kopf.
Als sie den Wagen erreichte, musste sie feststellen, dass er leer war. Stephanie wartete erst einmal außerhalb des Lichtkreises, den die Straßenlaterne auf den Bentley warf, ab. Ein Lastwagen näherte sich und wurde langsamer, als er an die Unfallstelle kam. Da der Fahrer niemanden sah, fuhr er vorbei. Stephanie rührte sich nicht.
Ein paar Minuten später kam Skulduggery aus der engen Gasse, die sie hinuntergejagt worden war. Er ging schnell und schaute die Straße hinauf und hinunter, als er zu seinem Wagen ging. Jetzt trat Stephanie aus dem Schatten.
„Hey“, sagte sie.
„Stephanie!“ Skulduggery kam zu ihr gelaufen. „Du lebst!“
„Ich war schwimmen“, erklärte sie zähneklappernd.
„Was ist passiert? Wo ist er?“
„Hier und da.“ Eine leichte Brise strich durch ihre tropfnassen Kleider. „Das Wasser hat ihn ... irgendwie auseinandergenommen.“
Skulduggery nickte. „Das kommt vor.“
Er streckte die Hand aus, und Stephanie spürte, wie sie trocken wurde, das Wasser von ihr abfloss und sich über ihrem Kopf Nebel bildete. „Du wunderst dich überhaupt nicht?“, fragte sie.
Er schob die Wolke beiseite, und ein leichter Schauer ging auf die Straße nieder. „Gewisse Arten von Alchimisten-Zauber sind nicht umsonst zu haben. Wie wir in Gordons Haus gesehen haben, hat dein Gegner sich hitze-resistent gemacht und war wahrscheinlich mächtig stolz
Weitere Kostenlose Bücher