Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand
Seine Mutter wurde mit einem Fluch belegt, als sie mit ihm schwanger war, und jetzt ist sein Gesicht von Narben überzogen. Sie haben alles versucht, um es wieder hinzukriegen - Gegenzauber, Wundermittelchen, Beschwörungen, magische Formeln, aber nichts hat geholfen.“
Skulduggery berichtete weiter, dass Grässlich als kleiner Junge seinen Spielkameraden immer erzählt hatte, dass er seine Liebe fürs Boxen von seinem Vater geerbt hätte und seine Liebe fürs Nähen von seiner Mutter. In Wirklichkeit war es sein Vater gewesen, der ständig Kleider säumte und änderte, und seine Mutter war ein Box-Champion mit 22 Siegen in Folge. Skulduggery war einmal bei einem Kampf dabei gewesen. Mit ihrem rechten Haken konnte sie einem Gegner den Kopf vom Rumpf trennen. Und es ging das Gerücht, dass es einmal tatsächlich vorgekommen war.
Grässlich wuchs also mit diesen beiden so unterschiedlichen Disziplinen auf, und da er schon hässlich genug war, beschloss er, lieber Schneider zu werden als Boxer.
„Und ich für mein Teil bin froh über diese Entscheidung“, meinte Skulduggery. „Er macht ganz wunderbare Anzüge.“
„Dann gehen wir zu ihm, weil du einen neuen Anzug brauchst?“
„Nicht direkt. Seine Familie hat eine einzigartige Kunstsammlung aus der ganzen Welt zusammengetragen, Bilder und Literatur über die Urväter. Darunter sind ein paar sehr seltene Bände, die uns von großem Nutzen sein könnten. Alles, was die Leute über das Zepter wissen, basiert auf halb vergessenen Mythen. In diesen Büchern und den anderen Sachen aus Grässlichs Sammlung finden wir eine sehr viel ausführlichere Beschreibung der Legenden und der Dinge, die das Zepter angeblich vermag, sowie Ratschläge, was man - theoretisch - tun kann, um sich davor zu schützen.“
Er stellte den Wagen ab, und sie stiegen aus. Das Viertel war schmutzig und heruntergekommen, und die Leute eilten vorbei, ohne auch nur einen Blick auf den zerbeulten Wagen zu werfen. Eine alte Frau nickte Skulduggery zu, als sie vorbeischlurfte.
„Ist das eine dieser geheimen Gemeinschaften, von denen du mir erzählt hast?“, erkundigte sich Stephanie.
„So ist es. Wir versuchen, die Umgebung so wenig einladend wie möglich wirken zu lassen, damit niemand, der zufällig hierherkommt, Lust verspürt, sich umzuschauen.“
„Das ist euch in diesem Fall gelungen.“
„Du solltest inzwischen wissen, dass der Schein oft trügt. Es gibt kein sichereres Viertel als dieses, mit seinen beschmierten Wänden und dem ganzen Unrat. Schau dir die Häuser hier an - egal welche Tür du öffnest, du betrittst wahre Paläste. Der äußere Schein ist gar nichts, Stephanie.“
„Ich werde mich bemühen, daran zu denken“, sagte sie und folgte ihm zu einem kleinen Eckladen. Sie hielt Ausschau nach einem Schild. „Ist das die Schneiderei?“
„Schneiderei Schneider, genau.“
„Aber es hängt kein Schild draußen, und es sind keine Kleider im Schaufenster. Woher soll man denn wissen, ob er überhaupt geöffnet hat?“
„Grässlich hat keine Werbung nötig. Er hat eine sehr spezifische Klientel und kann es sich nicht leisten, dass gewöhnliche Leute hereinspazieren, wenn er einem achtarmigen Oktopus-Mann einen neuen Anzug anpasst.“
„Es gibt achtarmige Oktopus-Männer?“
„Es gibt eine ganze Kolonie von Oktopus-Menschen.“
„Echt?“
„Du liebe Güte, Stephanie, natürlich nicht. Das wäre ja wirklich zu dämlich.“
Er ging zur Tür, bevor sie eine Chance hatte, ihm in die Rippen zu boxen. Die Ladentür war nicht abgeschlossen, und er ging hinein. Stephanie war überrascht, wie sauber und hell und gewöhnlich der Laden von innen war. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte - Schneiderpuppen, die lebendig wurden und einen aufzufressen versuchten vielleicht. Es roch gut. Gemütlich.
Grässlich Schneider kam aus dem Hinterzimmer. Als er sie sah, lächelte er und schüttelte Skulduggery herzlich die Hand. Er hatte breite Schultern, und sein gesamter Kopf war von Narben übersät. Als Skulduggery sich umdrehte, um Stephanie vorzustellen, und sah, wie sie Grässlich anstarrte, zuckte er nur die Schultern.
„Mach dir nichts draus“, sagte er. „Sie starrt gern. Das tut sie immer, wenn sie neue Leute trifft.“
„Ich bin daran gewöhnt“, erwiderte Grässlich. Er lächelte immer noch. „Willst du mir die Hand schütteln oder lieber mit etwas Leichterem beginnen, wie zum Beispiel winken?“
Stephanie merkte, wie sie rot wurde, und streckte ihm rasch die
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